"Aufgrund der Vielzahl der betroffenen Bäume liegt eine konkrete Gefahr für Leben und Gesundheit vor, die über das allgemeine Lebensrisiko in Bezug auf naturtypische Gefahren hinausgeht", teilt eine Sprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen mit. "Vor allem ist entscheidend, dass die schadhaften Bäume nicht unbedingt erkennbar sind und auch ohne konkreten Auslöser plötzlich brechen oder umfallen können."
Gegen die Allgemeinverfügung der Landkreisbehörde hat der Bayerische Kanu-Verband (BKV) einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Würzburg eingereicht - den dieses ablehnte. "Schwimmer, Angler und Radfahrer sind von dem Verbot nicht betroffen", sagt Susanne Patzelt, Erste Vorsitzende des BKV-Bezirks Unterfranken. "Werden sie durch umstürzende Bäume nicht gefährdet? Diese Ungleichbehandlung verstehen wir nicht."
Das Würzburger Verwaltungsgericht argumentierte, Schwimmer seien von der Gefahr nicht im selben Maße betroffen wie Paddler oder Bootsfahrer, da sie schneller das Ufer erreichen könnten. "Dass ein schwimmendes Kind im Notfall schneller ans Ufer kommt als unsere sehr gut ausgebildeten Paddler, wage ich zu bezweifeln", kritisiert Susanne Patzelt. Der Verband werde die Entscheidung beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München anfechten.
Das Landratsamt Bad Kissingen bemüht sich nun in Absprache mit Kanu-Verband und Bootsverleihern, auf dem 12 bis 13 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Orten Morlesau und Hammelburg die besonders gefährdeten Bäume möglichst bald zu fällen. "Wir ziehen mit den Bootsverleihern und örtlichen Gastronomen an einem Strang", sagt Susanne Patzelt.
Auch in Nürnberg gibt es Streit um eine geplante Verordnung der Stadt zum Kanusport auf der Pegnitz. Das Konzept sieht vor, die Flusslandschaft zwischen Lederersteg und westlicher Stadtgrenze vom 1. März bis einschließlich 15. Juli für Sportboote zu sperren. Grund dafür ist ein Fachgutachten, das den hohen ökologischen Wert der Pegnitz betont. Der Fluss sei ein Lebensraum für bedrohte Vogel- und Fischarten. Man müsse die sensible Natur schützen, sagte Nürnbergs Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne).
Neben kommerziellen Bootsverleihern beträfe die geplante Verordnung auch Sportvereine. Unter anderem die Sektion Nürnberg des Deutschen Alpenvereins (DAV) übte Kritik an dem Vorhaben. "Seit über 70 Jahren ist der Kanusport ein fester Bestandteil unseres Vereinslebens", schrieb der DAV auf Instagram. "Wir nutzen die Pegnitz für Übungsfahrten und führen regelmäßig Müllsammelaktionen durch, um unsere Natur zu schützen. Doch jetzt sollen uns diese Möglichkeiten genommen werden."