Erst im Frühjahr hatten internationale Wissenschaftler ein Moratorium für diese Forschung gefordert. Auch die Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR/Cas9, Emmanuelle Charpentier, forderte 2015 ein Verbot von Keimbahn-Experimenten - also Versuchen an Zellen, die sich später zu Spermien oder Eizellen entwickeln. «Ich finde das nicht gut. Welchen Zweck hat es, menschliche Keimbahnzellen zu manipulieren?», sagte die Forscherin, die jetzt in Berlin arbeitet. Es sei besser, Keimbahn-Experimente zu untersagen als umständlich einzuschränken.
Viele Wissenschaftler begrüßen Entscheidung
Mehrere britische Wissenschaftler begrüßten dagegen die Entscheidung der Behörde. Damit würden neue Einblicke in grundlegende Gen-Mechanismen gewonnen, sagte der Gynäkologe Peter Braude vom Londoner King's College. Der Biotechnologe Bruce Whitelaw vom Roslin Institute der Universität Edinburgh sagte, mit Hilfe des Projekts könnten Wege ausgelotet werden, unfruchtbaren Paaren zu helfen.
Der deutsche Experte Prof. Hans Schöler bewertet die Entwicklung mit Skepsis: «Diese Forschung hat eine neue Qualität. Sie öffnet eine Tür, gezielt in die Keimbahn eines menschlichen Embryos einzugreifen», sagte der Leiter des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster. «Dass solche Eingriffe nicht durchgeführt werden, war bislang internationaler Konsens. Die Briten wollen offenbar eine Vorreiterrolle einnehmen.» Letztlich werde die Forschung darauf abzielen, Krankheiten zu vermeiden.
Ethisch schwierig
Nach Ansicht des Direktors des Instituts für Wissenschaft und Ethik (Bonn), Prof. Dieter Sturma muss man sorgsam abwägen. «Wenn ich schon riskante Wege gehe, dann muss das Risiko in einem Verhältnis zum erwartbaren Nutzen stehen. Bessere künstliche Befruchtung ist zwar wünschenswert, aber es ist fraglich, ob dies zu den wichtigsten Zielen zählt.»
Das Thema hatte schon im Mai für Aufsehen gesorgt: Damals berichteten chinesische Forscher im Fachblatt «Protein & Cell», dass sie mit CRISPR/Cas nicht lebensfähige menschliche Embryos genetisch manipuliert hätten. Dabei ging es um das Gen, das die Blutstörung Beta-Thalassämie verursacht. Ihr Fazit: Das Verfahren müsse vor einem klinischen Einsatz noch verbessert werden.
dpa