Dauerkonflikt zwischen Fia-Präsident und Formel-1-Bossen
Fall eins wäre ein zumindest fragwürdiger Eingriff in die Hoheit der Rennkommissare. Fall zwei würde Ben Sulayems ohnehin gestörtes Verhältnis zur Formel-1-Spitze noch mehr belasten. Den Grand Prix in Las Vegas haben sich die Rechte-Inhaber von Liberty Media viele Millionen Dollar für Grundstücke und Infrastruktur kosten lassen, ein Rennverbot beim Debüt im Vorjahr wäre ein Desaster gewesen. Dazu sei es nicht gekommen, weil die Fia-Prüfer keine triftigen Gründe auftreiben konnten, erklärte der Informant der BBC.
Warum Ben Sulayem sich jeweils eingemischt haben soll, blieb zunächst unklar. Sicher ist, dass der frühere Rallyepilot schon mehrfach ins Geschäft der Formel 1 eingriff. So drängte der Fia-Chef auf die Aufnahme weiterer Teams wie dem US-Projekt Andretti, was die etablierten Rennställe vehement ablehnen. Weil Ben Sulayem zudem öffentlich den hohen Marktwert der Rennserie anzweifelte, wiesen ihn Juristen der Formel 1 darauf hin, dass dies nicht zu seinen Aufgaben gehöre.
Als Indiz des lodernden Machtkampfs wurden auch die Fia-Ermittlungen gegen Mercedes-Teamchef Toto Wolff und seine bei der Formel-1-Akademie beschäftigte Frau Susie wegen Geheimnisverrats im Dezember gewertet. Nur zwei Tage später musste der Weltverband die Sache wieder einstellen, nachdem alle anderen Teams protestiert hatten.
Ethikprüfung dauert wohl mehrere Wochen
Auch Vorwürfen wegen früherer abschätziger Äußerungen gegenüber Frauen sah sich Ben Sulayem schon ausgesetzt, wies diese aber zurück. Im Zuge der jüngsten Untersuchungen soll nun angeblich auch der Umgang des Fia-Chefs mit seinem Spesenkonto geprüft werden. Mit einem Ergebnis der Untersuchung sei in vier bis sechs Wochen zu rechnen, heißt es.
Ben Sulayems Amtszeit läuft noch bis ins kommende Jahr. Allmählich könnten sich daher mögliche Wahlgegner warmlaufen. Auch die Formel-1-Bosse dürften ein Interesse an einem Wechsel an der Verbandsspitze haben und die Arbeit der Fia-Ethiker aufmerksam beobachten. Von Ruhe ist der Formel-1-Zirkus auch abseits der Strecke vorerst weit entfernt.