Lewis Hamilton steuert unaufhaltsam WM-Titel Nummer sechs entgegen, es bestehen nur noch mathematische Chancen, dass der Brite abgefangen wird. Auch, weil bei den Silberpfeilen besser zusammengearbeitet wird. Der Finne Valtteri Bottas ist die klare Nummer zwei und muss das akzeptieren. In Russland fungierte er so beispielsweise als Puffer, um Hamiltons Sieg abzusichern. Diese Hierarchie gibt es bei Ferrari nicht. Eventuell ändert sich das in der kommenden Saison - und Vettel wird zum Helfer degradiert. "Es ist sehr schwer, zwei Fahrer zu managen, die beide den Ehrgeiz haben, Rennen gewinnen zu wollen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Der Österreicher weiß das genau, denn er steckte 2016 mit Hamilton und dem späteren Weltmeister Nico Rosberg in einer ähnlich heiklen Situation. Die beiden Mercedes-Rivalen fuhren sich sogar gegenseitig ins Auto, auch bei Ferrari kann die nächste Eskalationsstufe nicht ausgeschlossen werden. "Das Vertrauen ändert sich nicht", sagte Leclerc etwas halbherzig zur Fahrer-Beziehung: "Seb und ich müssen uns gegenseitig vertrauen können. Es ist sehr wichtig für das Team, dass man auf den anderen zählen kann. Das Vertrauen ist weiter da."
Das fällt schwer zu glauben. Binotto gab dann am Sonntagabend doch noch zu, dass "die Fahrer unterschiedliche Meinungen im Auto hatten, das werden wir mit ihnen besprechen". Auch Vettel war daran gelegen, den Vorfall intern zu klären. "Ich möchte das Team nachträglich nicht in ein schlechtes Licht rücken", sagte er, ohne das genau zu erklären. Anweisungen würde er immer befolgen: "Ich bin nicht ignorant."
Mit seinem Rennfahrerstolz scheint es trotzdem nicht vereinbar, Emporkömmling Leclerc freiwillig Platz zu machen. Der Druck für Vettel ist enorm, denn Ferraris Zukunft heißt Leclerc. Ende 2020 läuft der Vertrag des Ex-Champions aus, vielleicht bleibt ihm nur noch nächstes Jahr eine Chance auf den Titel. Als mögliche Nummer zwei wären die Aussichten noch schlechter. Und so wehrt er sich. Mit allen Mitteln.