Fichtelsee: Bewahren oder entwickeln?

Von Andreas Gewinner
Das Waldhotel am Fichtelsee ist bisher das einzige große Haus am Fichtelsee. Doch es gibt Pläne für weitere Bauvorhaben am See. Das gefällt nicht jedem. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Was soll langfristig aus dem Fichtelsee werden? Soll er ein möglichst unberührter, weit und breit einmaliger Bergsee inmitten intakter Natur bleiben? Oder soll und darf hier auch gebaut werden, um den Tourismus voranzubringen, Anziehungspunkte zu schaffen und Sicherheit für Touristen und Badende zu gewährleisten? Und wenn ja: Wie? Ein schwieriger Spagat, den man am Mittwochabend im Fichtelberger Rathaus übte.

 
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Das war der Plan: Hotelbetreiber Bernd Deyerling plant ein Haus mit zusätzlichen Betten und einem Wellnessangebot neben seinem Waldhotel am Fichtelsee; die Wasserwacht braucht eine neue Unterkunft und will direkt am See bauen. Die Gemeinde hat einen Hochzeitspavillon aufgestellt, plant einen Barfußwanderweg, auch ein Wasserspielplatz und anderes stehen auf der Ideenliste.

Und weil der bestehende Bebauungsplan am Fichtelsee schon rund 30 Jahre alt ist, sollte er im Zuge der geplanten Bauprojekte erneuert werden; eine Arbeit, die Bernd Deyerling übernommen hat, da er als hauptberuflicher Bayreuther Immobilienentwickler die Kapazitäten dafür im eigenen Haus hat. Das Landratsamt riet, zunächst nur den Bereich des Sees mit den konkret geplanten Vorhaben – Bettenhaus, Wasserwachtstation – zu beplanen, da das Planverfahren für den ganzen See umfangreicher und langwieriger sein würde. Nach den ursprünglichen Plänen der Wasserwacht sollte die neue Rettungswache jetzt schon stehen. Doch der Plan, Zeit zu sparen, ging nicht auf. Denn gegen die Vorhaben regte sich innerhalb wie außerhalb des Ortes Widerstand.

Die Einwender: Aus Fichtelberg selbst haben sieben Bürger Einwände erhoben. Sie kommen vorwiegend aus dem Kreis der Ortsentwicklungsgruppe, haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie sich intensiv mit ihrem Ort und seiner Zukunft auseinandergesetzt haben. Grundtenor ihrer Kritik: Es fehlt eine Antwort auf die strategische Frage, was der Fichtelsee langfristig sein soll; die Vorhaben seien, so wie sie geplant sind, nicht mit den Zielen für die langfristige Entwicklung der Region vereinbar. Ganz konkreter Vorwurf: ein Kleinod wird verbaut.

   Fundamental wurde die Kritik vom Fichtelgebirgshauptverein. FGV-Geschäftsführer Jörg Hacker sprach von „grundlegenden Fehlern in der Planung“, Belange des Naturschutzes seien nicht berücksichtigt. Und drohte schon mal mit Klage. Die scharfe Kritik des FGV steht in scharfem Kontrast zur Rückmeldung des Bund Naturschutz: Der BN hatte keine Einwände.

Die Wasserwachtstation: Bisher war die Wasserwacht in eher unscheinbaren Räumen abseits vom See untergebracht, das Boot war in einer Garage unter der Hotelterrasse. Aus ihren Räumen müssen die Wasserretter raus, deswegen plante der Kreisverband des Roten Kreuzes den Neubau einer Wasserwachtstation auf der Ostseite des Sees direkt südlich vom Asphaltplatz, direkt am Wasser; mit Bootsgarage, Slipanlage und Anlegeplatz, Küche, Behandlungsraum, kombiniertem Bereitschafts-, Seminar- und Mehrzweckraum; im ausgebauten Dachgeschoss sind Schlafplätze geplant, da die Wasserwachtler üblicherweise von Freitag bis Sonntag Dienst tun und dazu aus dem ganzen Landkreis nach Fichtelberg kommen.

   Bei der Planung ihres Hauses ist die Wasserwacht an Vorschriften gebunden. Zum Beispiel den Einbau einer öffentlichen behindertengerechten Toilette. Womit auch der Zugang zum Haus behindertengerecht sein muss.

   Die Einwender schlugen vor, den – in ihren Augen zu großen – Bau zu teilen: eine kleine Wachstation am Wasser und den größeren Teil des Baus weg vom See auf die andere Seite des Weges. Oder gleich in den Hauptort, Leerstand gebe es ja genug in Fichtelberg. Oder grundsätzlich über einen anderen Standort am See nachdenken.

Die Hotelerweiterung: Wurde insgesamt weniger kontrovers diskutiert als die Wasserrettungswache, aber auch hier gab es Änderungswünsche, darunter, den Bau vom Wasser wegzurücken und einzugrünen.

So geht es weiter: Bernd Deyerling will nun die vorgebrachten Einwände mit den Fachstellen durchgehen. Die Planung der Wasserwacht, galt bisher als im Kern unverrückbar. Aber BRK-Kreisgeschäftsführer Peter Herzing sagte nach dem Erörterungstermin am Mittwochabend zu, noch mal Alternativen zu prüfen. Aber auch das steht im Raum: Wenn die Wasserwacht keine Möglichkeit sieht, ihren Aufgaben gerecht zu werden, kommt auch ein Totalabzug vom Fichtelsee in Frage.

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