Wie er schon Anfang des Jahres sagte, werde Auerwild nur noch zufällig gesichtet. „Es wäre ein großes Glück, tatsächlich welche zu beobachten.“ Die Auerhühner des Fichtelgebirges dürften die einzigen in Bayern sein, die außerhalb der Alpen und des Bayerischen Walds leben. Und: Sie wurden noch nie durch Auswilderungsprojekte aufgefrischt. Das bedeute eine „landesweite Verpflichtung zum Schutz“ der Tiere, betont Thaßler auf Anfrage.
In einem ersten Schritt wird nun nach Kot und Federn der Tiere gesucht, um Rückschlüsse auf die Größe der Population schließen zu können. Die Kotreste würden dann genetisch sequenziert, schilderte der LBV-Experte. Bei der Untersuchung der Hinterlassenschaften der Tiere ließe sich auch herausfinden, ob sie unter Stress stehen oder nicht: Würden in einer bestimmten Zone in den Kotresten viele Stresshormone nachgewiesen, sei das möglicherweise ein Zeichen, hier eine Wildschutzzone einzurichten.
Auerwild braucht Bäume mit ausladenden Ästen für die Balz
Auerwild ist sehr anspruchsvoll. Küken ernähren sich beispielsweise überwiegend von Blaubeeren - die Sträucher müssten aber hoch genug sein, dass die kleinen Tiere nicht von Raubvögeln gefangen werden können. Ältere Tiere benötigen zur Federpflege Sandbäder. „Sand ist im Wald eher selten, aber das brauchen sie“, so Thaßler. Und schließlich: Zur Balz benötigen die Tiere Bäume mit stark ausladenden und starken Ästen, um darauf zu sitzen. Ein Fichtenforst mit dünnen Ästen sei deshalb nicht geeignet für Auerwild. Die Forstbewirtschaftung widerspreche den Bedingungen, die Auerhühner bräuchten.
Unklar ist derzeit auch, in welcher Verfassung die Population des Fichtelgebirges ist. Man vermute, dass der Bestand seit Jahren stagniere, sagte Thaßler. Zugleich wisse man von Wanderungsbewegungen - also dass Vögel aus Tschechien ins Fichtelgebirge kämen. Am wohlsten fühlen sich die Tiere ab einer Höhe von 700 Metern. Da die Wälder früher lichter waren, lebten sie im 19. Jahrhundert durchaus auch in tieferen Lagen.
Gute Lebensbedingungen auf dem Schneeberg
Inzwischen hätten sich die Auerhühner in ihre „letzten Refugien“ zurückgezogen, schilderte Thaßler. Gute Voraussetzungen gebe es dafür im Fichtelgebirge besonders auf dem Schneeberg, der bis in die 1990er-Jahre militärisch genutzt wurde und deshalb Sperrgebiet war.
Für den ganzen Schneeberg wurde 2021 ein Konzept erarbeitet, um Wanderer auf den Wegen zu halten und so die Lebensräume der Auerhühner besser vor Störungen zu schützen.