Fichtelgebirge Hilfe fürs vom Aussterben bedrohte Auerwild

Auch im Fichtelgebirge ist das Auerwild selten Foto: red/red

Fachleute sorgen sich um das Auerwild. Nun hat der Kreistag in Bayreuth für einen weiteren Schutzbereich am Schneeberg gestimmt. Die Lage ist ernst.

 
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Das Auerhuhn ist in Mitteleuropa nur noch selten zu sehen. Einer der wenigen Rückzugsorte ist das Fichtelgebirge. Am Schneeberg entsteht nun ein Schutzgebiet, um das Auerwild zu schützen. Es handelt sich dabei um eine 34 Hektar große Fläche zwischen Seehaus und Nußhardt. Der Bereich gehört zum Forstbetrieb Fichtelberg. Er grenzt an das bestehende Schutzgebiet für Auerhühner an, das im Landkreis Wunsiedel liegt. Es erstreckt auf rund 1800 Hektar.

Mit Folgen für alle, die am Schneeberg Erholung suchen

Den Beschluss für den neuen Schutzbereich fasste der Kreistag ohne Diskussion. Die Ausweisung des Gebietes wirkt sich auf die Erholungssuchenden aus. Nun dürfen Wanderer in der Zeit zwischen dem 1. Dezember und 30. Juni eines jeden Jahres die ausgeschilderten Forst- und Wanderwege nicht verlassen.

Ebenso müssen Skifahrer in dem Zeitraum auf den markierten Skiloipen bleiben. Zudem müssen Hunde stets an der Leine geführt werden. Wer dagegen verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro geahndet werden kann. Nach der rechtlichen Regelung sollen die forst- und landwirtschaftliche Nutzung sowie Jagd und Fischerei auch künftig gestattet bleiben.

Die vorhergehende Verordnung für das Schutzgebiet ist ausgelaufen

Wie der Kurier berichtete, bestand das Schutzgebiet fürs Auerwild am Schneeberg bereits bis Anfang der 2000er-Jahre. Weil die Schutzverordnung ausgelaufen war, wurde es nicht weiter fortgeführt.

Inzwischen ist das Auerhuhn im Fichtelgebirge vom Aussterben bedroht. Um die Tiere besser schützen zu können, müssten sie besser erforscht werden. „Es ist nicht bekannt, wie groß die Population ist“, so Oliver Thaßler, Geschäftsführer des Lindenhof Informationszentrums des Landesbund für Vogelschutz in Bayreuth.

Wie er schon Anfang des Jahres sagte, werde Auerwild nur noch zufällig gesichtet. „Es wäre ein großes Glück, tatsächlich welche zu beobachten.“ Die Auerhühner des Fichtelgebirges dürften die einzigen in Bayern sein, die außerhalb der Alpen und des Bayerischen Walds leben. Und: Sie wurden noch nie durch Auswilderungsprojekte aufgefrischt. Das bedeute eine „landesweite Verpflichtung zum Schutz“ der Tiere, betont Thaßler auf Anfrage.

In einem ersten Schritt wird nun nach Kot und Federn der Tiere gesucht, um Rückschlüsse auf die Größe der Population schließen zu können. Die Kotreste würden dann genetisch sequenziert, schilderte der LBV-Experte. Bei der Untersuchung der Hinterlassenschaften der Tiere ließe sich auch herausfinden, ob sie unter Stress stehen oder nicht: Würden in einer bestimmten Zone in den Kotresten viele Stresshormone nachgewiesen, sei das möglicherweise ein Zeichen, hier eine Wildschutzzone einzurichten.

Auerwild braucht Bäume mit ausladenden Ästen für die Balz

Auerwild ist sehr anspruchsvoll. Küken ernähren sich beispielsweise überwiegend von Blaubeeren - die Sträucher müssten aber hoch genug sein, dass die kleinen Tiere nicht von Raubvögeln gefangen werden können. Ältere Tiere benötigen zur Federpflege Sandbäder. „Sand ist im Wald eher selten, aber das brauchen sie“, so Thaßler. Und schließlich: Zur Balz benötigen die Tiere Bäume mit stark ausladenden und starken Ästen, um darauf zu sitzen. Ein Fichtenforst mit dünnen Ästen sei deshalb nicht geeignet für Auerwild. Die Forstbewirtschaftung widerspreche den Bedingungen, die Auerhühner bräuchten.

Unklar ist derzeit auch, in welcher Verfassung die Population des Fichtelgebirges ist. Man vermute, dass der Bestand seit Jahren stagniere, sagte Thaßler. Zugleich wisse man von Wanderungsbewegungen - also dass Vögel aus Tschechien ins Fichtelgebirge kämen. Am wohlsten fühlen sich die Tiere ab einer Höhe von 700 Metern. Da die Wälder früher lichter waren, lebten sie im 19. Jahrhundert durchaus auch in tieferen Lagen.

Gute Lebensbedingungen auf dem Schneeberg

Inzwischen hätten sich die Auerhühner in ihre „letzten Refugien“ zurückgezogen, schilderte Thaßler. Gute Voraussetzungen gebe es dafür im Fichtelgebirge besonders auf dem Schneeberg, der bis in die 1990er-Jahre militärisch genutzt wurde und deshalb Sperrgebiet war.

Für den ganzen Schneeberg wurde 2021 ein Konzept erarbeitet, um Wanderer auf den Wegen zu halten und so die Lebensräume der Auerhühner besser vor Störungen zu schützen.

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