Feuerwehr Pegnitz Erste Übung nach Cabriosol-Einsatz

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Markus Stieg, Kommandant Roland Zahn, Thomas Eisend, Stephan Fleischer und Felix Lindner richten in der Atemschutzwerkstatt alles wieder her, um einsatzbereit zu sein. Foto: Frauke Engelbrecht Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Es ist keine Übung wie immer, es ist die letzte praktische in dem Jahr und es ist die erste für die Feuerwehr Pegnitz nach dem Großeinsatz am Cabriosol vor einer Woche. „Wir lassen es lockerer, ruhiger angehen, machen nur Bewegungsfahrten“, sagt Kommandant Roland Zahn am Sonntagmorgen.

 
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Zu Beginn der Übung hat er seine Truppe erst noch mal gelobt für ihren Einsatz, den sie von vergangenem Montag bis Dienstag am Ganzjahresbad gezeigt hatten. Erst hatte es einen Gasalarm gegeben – Ammoniak war an einem Kompressor ausgetreten – dann brannte noch die Sauna. Alles in allem hatte der Einsatz rund 26 Stunden gedauert, 31 der 55 Pegnitzer Aktiven waren dabei. Und es war nicht nur der Einsatz vor Ort, sondern auch danach das Aufräumen im Gerätehaus, das Reinigen der 50 Atemschutzgeräte, das Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft.

Umliegende Wehren waren schnell da

Es war einer der größten Notfälle, zu dem die Pegnitzer ausrücken mussten. Und es ist alles gut gelaufen, sagt Zahn. „Es war gut, dass der Brandalarm kam, als wir wegen es Gasaustritts noch dort waren“, sagt der 52-Jährige, „wenn wir schon zurück gewesen wären, hätte das Material nicht gereicht.“ So waren aber die umliegenden Wehren schnell da, die Kameraden aus Engelmannsreuth waren als Erste mit ihren Atemschutzträgern am Brandherd. „Es hat sich bezahlt gemacht, dass wir einmal im Jahr im Cabriosol – während der Revision – üben“, so der Kommandant. Es wurde schon ein Brand simuliert, nach Vermissten gesucht, wurden allgemeine Funkübungen gemacht. Auch bei der nächsten Revision nach den Herbstferien steht das wieder an.

Chemieschutzanzüge ausgegeben

„Das ist für uns die einzige Möglichkeit, auch mal in der Sauna zu üben“, sagt Atemschutzgerätewart Stephan Fleischer (48), „wir arbeiten auch mal mit Rauch und das geht während des laufenden Betriebs ja nicht.“ Während des Einsatzes am Cabriosol hat Fleischer die Atemschutzüberwachung in einem Container, der am Tennisplatz stationiert war, gemacht. Er hat die Atemschutzgeräte und Chemieschutzanzüge ausgegeben, die Geräteträger überwacht, die Trupps zusammengestellt. Immer ein Trupp – zwei Einsatzkräfte – war durchschnittlich 25 bis 30 Minuten zum Erkunden und Messen in dem Technikraum, ein Trupp stand auf Abruf draußen bereit. „Ausgetauscht wird immer ein ganzer Trupp“, sagt er. Insgesamt stehen bei der Pegnitzer Wehr 20 Geräteträger zur Verfügung, die Fleischer schon vorsortiert hat. Alles wird genau dokumentiert.

Psychische und physische Belastung

„Es ist eine große psychische und physische Belastung für die Atemschutzträger“, sagt der Kommandant. Rund drei- bis viermal kann einer reingehen. Seit drei Jahren macht Felix Lindner das, ist seit viereinhalb Jahren bei der Pegnitzer Wehr. Zweimal war er vergangene Woche bei dem Gasalarm drin, einmal in der Sauna. „Das war schon anstrengend“, sagt der 23-Jährige, „da braucht man Zeit, um wieder zu regenerieren.“ Bei dem Sauna-Einsatz war es so heiß, dass sie nach zehn Sekunden auf der Leiter, von der aus sie den Brand in der Zwischendecke bekämpft haben, wieder rausmussten. „Der Wasserdampf war enorm und trotz der Schutzkleidung war es unwahrscheinlich heiß“, sagt er. Außerdem war er von dem Einsatz beim Ammoniakaustritt ja schon belastet. Rund zwei Liter Flüssigkeit, so schätzt Lindner, haben sie in der Sauna wohl ausgeschwitzt. Hatte er Angst? „Nein“, sagt er, „Angst nicht, aber Respekt.“

Einreißhaken und Motorsäge

So sieht es auch sein Kamerad Markus Stieg. Der 22-Jährige ist seit der Jugendfeuerwehr dabei, seit vier Jahren Geräteträger. Einmal war er in dem Raum, wo das Gas ausgetreten ist, hat einen Lüfter aufgehängt, einmal war er bei der Evakuierung im benachbarten Wohnhaus und der Zahnarztpraxis dabei, einmal im Umkleidebereich der Sauna. Dort haben sie mit schweren Einreißhaken und der Motorsäge kopfüber die brennende Decke aufgemacht. „Es war total dichter Rauch“, sagt Stieg. Und man wisse, dass man sich völlig auf den Trupp-Partner verlassen könne. „Das nimmt die Angst“, sagt er.

Aufeinander verlassen

Auf etwas mehr Erfahrung kann Thomas Eisend zurückblicken. Er ist seit 13 Jahren Atemschutzträger, seit drei Jahren bei der Pegnitzer Wehr. „Man verlässt sich aufeinander, egal wie lange man schon dabei ist. Es hat ja jeder die entsprechende Ausbildung absolviert“, sagt der 31-Jährige. Ihm ist noch wichtig, dass es bei dem Einsatz auch die Unterstützung der Feuerwehrfamilien gab. Da hat man die Kinder abgeholt, weil der Vater im Einsatz war, hat sie betreut. Das hebt auch Felix Lindner hervor. „Es haben immer wieder welche nachgefragt, wie es einem geht, ob soweit alles in Ordnung ist, haben sich gesorgt“, sagt er.

Chemieunfall ist Sonderfall

Es war einer der größten Einsätze für die Pegnitzer Wehr, zumindest was die Dauer angeht. „Und ein Chemieunfall ist immer ein Sonderfall“, sagt Kommandant Zahn, „die Anstrengung, unter dem Anzug, die Dauer, das ist schon was anderes, als ein Routineeinsatz wie ein Brand oder ein Autounfall. Das ist kein Tagesgeschäft.“

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