Festival junger Künstler Im Zeichen von Tradition und Transformation

Eröffnungsabend im Zentrum: Das Turkmenische Kammerorchester unter Dirigent Razul Klychev mit dem Piano-Duo Vuk Bozilovic und Dusan Grozdanovic. Foto: Ute Eschenbacher

Eine Kostprobe aus dem Programm des 73. Festivals junger Künstler in Bayreuth wurde beim Eröffnungsabend im Zentrum geboten. Aufbruch in die Zukunft?

 
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Das Festival junger Künstler, einst im Jahr 1950 von Jean Sibelius begründet, ist eines der bekanntesten Musikfestivals der Stadt Bayreuth und über deren Grenzen hinaus. In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Rituals“. Rituale, lieb gewonnene Gewohnheiten, eröffneten zugleich die Chance, das Alte zu ehren und dennoch offen gegenüber Neuem zu sein, wie Thammer erläuterte. „Tradition und Transformation ist das, was uns in Bayreuth auszeichnet“, unterstrich Thammer.

Nicht in Ritualen erstarren, sondern trotz aller Tradition Neues wagen, das will das 73. Festival junger Künstler mit seinem diesjährigen Programm unterstreichen. 520 Nachwuchsmusiker aus 30 Nationen gestalten gemeinsam 80 Konzerte. Außerdem studieren sie zwei Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung ein. Eine Festival-Akademie organisiert 35 Workshops und Projekte. Mit einem Symphonieorchester, Sängersolisten, Chören und Kammermusikensembles stehen Aufführungen in Bayreuth und der Region auf dem Programm.

Wer sich einen Eindruck von den Künstlern verschaffen möchte: Bei einem Konzert in der Stadtkirche am Samstag, 5. August, um 19 Uhr kommen unter anderem Werke von Aaron Copland, Leonard Bernstein und Samuel Barber in der Stadtkirche Bayreuth zur Aufführung. Das Konzert trägt den Titel „The Unanswered Question“.

Dass das Festival junger Künstler „eine Probebühne für die Jugend der Welt“ ist, stellte Professor Claas Germelmann heraus, Vorstandsvorsitzender des Festivals junger Künstler. Seit 73 Jahren entwickelten sich über die Musik Freundschaften zwischen Völkern und Ländern, die sich auf politischer Ebene sogar teils feindlich gegenüber stünden. So leiste das Festival einen wichtigen Beitrag zur internationalen Friedensarbeit.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger ließ eigens einen „Tristan“-Akt sausen, um beim Festivaleröffnungsabend dabei zu sein. Er nannte das Festival junger Künstler eine „wertvolle Institution“ im Kulturkalender der Stadt Bayreuth. „Junge Menschen können dabei prägende Erfahrungen machen“, sagte Ebersberger, der Intendantin Sissy Thammer für ihren Einsatz dankte. „Mit ganzem Herzblut und natürlicher Autorität“ präge sie das Festival junger Künstler.

Horst Auernheimer, Vorstandsvorsitzender der Förderer junger Künstler, bezeichnete das Jugendfestspieltreffen als das „älteste Jugendfestival Europas“. Der Förderverein habe sich vor zwanzig Jahren gegründet und unterstütze das Festival jährlich mit 150 000 Euro – mehr als Bund, Stadt oder Land.

Dass eine Verbindung zwischen Bekanntem und Unbekanntem bereichernd sein kann, zeigte sich in der musikalischen Gestaltung des Abends. Eher selten dürften sonst die modernen Kompositionen von Chary Nurymov (1940-1993) zu hören sein. Mit ihnen überraschte das Turkmenische Kammerorchester im ersten Teil des Eröffnungsabends unter Dirigent Razul Klychev und der Sopranistin Annahanova Gozel.

Das Bayerische Jugend-Barockorchester mit seinem Konzertmeister Martin Schneider wählte barocke Klänge wie eine Chaconne von Philipp Heinrich Erlebach.

Grandios war der Abschluss: Die Pianisten Vuk Bozilovic und Dusan Gorzdanovic bewiesen ihre Klasse mit Paganini-Variationen von Witold Lutoslawiski. Mit rasender Geschwindigkeit flogen die Finger des serbischen Voo Doo Piano Duos über die Tasten. Das Publikum reagierte mit stürmischem Beifall.


Das komplette Festival-Programm ist unter www.youngartistsbayreuth.de zu finden.

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