Auch in Hamburg gibt es ein weniger strenges Tanzverbot, dieses Jahr wird es sogar noch weiter gelockert. Während vergangenes Jahr noch ein 24-stündiges Tanzverbot von 2 Uhr morgens an Karfreitag bis zur gleichen Zeit am Samstag galt, gilt es in diesem Jahr erst von 5 Uhr am Karfreitag bis Mitternacht - also fünf Stunden kürzer, wie die Senatskanzlei mitteilte. Ein Diskobesuch wird somit an beiden Tagen enorm erleichtert.
Tanzverbote treffen viele Diskotheken
Tanzverbote treffen dennoch grundsätzlich viele Clubs. Der Bundesverband deutscher Discotheken (BDT) ist prinzipiell gegen Tanzverbote: "Ein Tanzverbot greift in die unternehmerische Freiheit der Diskothekenbranche ein und zwingt sie, den Betrieb einzuschränken oder ganz niederzulegen, obwohl die Nachfrage besteht", teilte der Verband der dpa mit. "Der BDT und die Club- und Diskothekenbranche positionieren sich ganz klar gegen ein Tanzverbot an Karfreitag."
Es sei zudem nicht fair, dass es keine bundesweit einheitlichen Regelungen gebe: "Es darf nicht sein, dass manche Betriebe durch das Tanzverbot massive Umsatzeinbußen verzeichnen müssen und andere davon profitieren." Auch die Berliner Clubcomission ordnet Tanzverbote als "unverhältnismäßige Einschränkung der Freiheit als Kultureinrichtungen" ein.
Die Durchsetzung des Tanzverbotes werde durch stichprobenartige Kontrollen durch die Ordnungsämter durchgeführt, berichtet der BDT. Private Feiern fallen nicht grundsätzlich unter das Verbot, können aber je nach Lautstärke - und je nach Bundeslandesregelung - letztlich auch als Verstoß gegen die Feiertagsregeln gelten, wie aus den Ländergesetzen hervorgeht.
Kinofilme
An stillen Feiertagen dürfen zudem im Kino bestimmte Filme nicht gezeigt werden. Für Fernsehen und Streamingdienste bestehen hingegen keine Beschränkungen, wie die Organisation Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) mitteilt. Die FSK entscheidet, welcher Film keine sogenannte Feiertagsfreigabe erhält. "Die Regelungen in den Landesgesetzen gehen zurück auf Bestimmungen aus der Weimarer Republik, stammen also aus einer Zeit, als Filme ausschließlich im Kino gesehen werden konnten", teilte die FSK mit.
Dennoch habe sich seitdem sehr viel geändert - an den Filmen und an den Vorgaben. Während in den 50er, 60er und 70er-Jahren über die Hälfte aller Kinospielfilme als "nicht feiertagsfrei" eingestuft wurden, sei der Prozentsatz kontinuierlich auf ein Drittel in den 80er-Jahren und nur noch 3,8 Prozent in den 90er-Jahren gesunken. Ab 2000 lag der Anteil der Kinospielfilme ohne Feiertagsfreigabe demnach bei einem Prozent und darunter.
"Im Jahr 2024 gab es bislang keinen Kinofilm ohne Feiertagsfreigabe", teilte die FSK mit. 2023 habe von 643 geprüften Filmen nur einer ("Evil Dead Rise") keine Feiertagsfreigabe bekommen. Prominente Beispiele für Filme, die keine Freigabe bekamen, sind demnach "Das Leben des Brian" (1980) und "Die Ritter der Kokosnuss" (1976).
Respektvoll oder nicht mehr zeitgemäß?
In der Summe gilt: Es gibt viele Karfreitags-Regeln und vor allem je nach Bundesland verschiedene. Sind so viele komplizierte und ungleiche Regelungen noch zeitgemäß, gerade angesichts weiter sinkender Mitgliedszahlen in der Kirche?
Für die Berliner Innensenatsverwaltung offenbar schon: Die Regeln entsprächen einer grundsätzlich christlichen Prägung, heißt es. Zudem würden die Interessen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen durch die zeitliche Beschränkung der Verbote sowie die Möglichkeit zu Ausnahmen berücksichtigt.
Das Innenministerium im stark christlich geprägten Bayern, in dem das Kruzifix in öffentlichen Gebäuden Pflicht ist, unterstreicht die Relevanz der Regeln. "Der Sonn- und Feiertagsschutz ist für die Bayerische Staatsregierung ein ganz wichtiges Anliegen", teilte das Ministerium mit. Die Beschränkungen an den stillen Tagen seien verhältnismäßig.
Der Diskothekenverband sieht das anders. Er hält die ihn betreffenden Regeln "für nicht mehr zeitgemäß und ungerecht". Und auch die FSK hält Filmverbote für aus der Zeit gefallen: "Aus heutiger Sicht ist die gesetzliche Beschränkung an stillen Feiertagen für Filme im Kino kaum noch nachvollziehbar."