Die Balance
Hochkultur ist wertvoll, macht aber Mühe. Klamauk und Action machen Spaß, der aber nicht so sehr lange anhält. Die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Mühe zu finden, ist eine Herausforderung für jeden Theatermacher. Ideal wäre folgendes Gefühl: Ging schnell rum und hallt lange nach. Der Pegnitzer „Hamlet“ ging so gnädig vorbei wie das Unwetter, das sich dräuend am Himmel überm Schlossberg aufgebaut hatte. Es donnerte, es regnete kurz, das war’s. Ob der Hamlet länger nachhallen wird? Das kann man erst nach längerer Zeit mit Sicherheit sagen.
Zitate
Es gibt in der Weltliteratur kaum eine größere Zitate-Schleuder als den „Hamlet“. Die meisten dieser berühmten Sprüche werden in Pegnitz geliefert. Und einen dieser Sprüche hat sich Regisseur Leistner als Warnung zu Herzen genommen: „Die Zeit ist aus den Fugen.“ Das ist ihm nicht passiert, nach gut zwei Stunden – Pause inbegriffen – war das Drama ausgespielt. Man muss schließlich aufpassen; nicht dass bei diesen Temperaturen jemand austrocknet.
Die Atmosphäre
Schaurig. Geister erscheinen, darunter ein Vater-Geist, der einen fränkischen Rechen im Schilde führt. Mittendrin hört man sogar Stimmen (es handelte sich dabei allerdings um Rundfunkstimmen, die irgendwie in den Theaterfunk gelangt waren). Es sterben viele Menschen, am Ende gibt es einen Schwertkampf zu bestaunen eine der beiden Klingen ist vergiftet, da Laertes wie auch Hamlet leichtsinnigerweise ihre Klingen verlieren und vertauscht wieder aufnehmen, ergibt sich Gelegenheit, dass beide Kontrahenten vom giftigen Stahl geritzt werden. „Der Rest ist Schweigen“ ächzt Daniel Leistner als sterbender Prinz. Was so bekanntlich nicht ganz stimmt, weil Horatio und andere noch was sagen: „Da bricht ein edles Herz usw….“ In Pegnitz ist es allein die Mutter, die um ihren Sohn trauert und anschließend den vergifteten Wein in den Schlund stürzt. Hamlet steht dann noch mal auf und metzelt der Vollständigkeit halber Claudius nieder. Dann endlich – Exitus!
INFO: Die nächsten Aufführungen des „Hamlet“ sind am 3., 11., 17., 26., 30. und 31. August, jeweils um 20 Uhr. Beginn der Aufführungen: jeweils um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr.