Faust-Festspiele Pegnitz applaudiert dem "Hamlet"

Von Michael Weiser
Eine Falle, das ist es: Mit einem Theaterstück möchte Hamlet (Daniel Leistner) seinen Onkel und Stiefvater Claudius (Georg Mädel) provozieren. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Die Faustfestspiele sind mit „Hamlet“ in Pegnitz angekommen: Vor nahezu ausverkauften Tribünen ging am Mittwochabend Shakespeares berühmte Tragödie über die Bühne. Die Zuschauer quittierten die dritte Premiere mit Beifall und Jubel.

 
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Es grummelte am Pegnitzer Himmel, es donnerte in Daniel Leistners „Hamlet“-Inszenierung. Auch sonst fand einiges zusammen. Pegnitzer Publikum und Pegnitzer Festspiele zum Beispiel. Die dritte und letzte Premiere der laufenden Spielzeit war die am besten besuchte. Und die Zuschauer zeigten sich von Leistners Leichtbau-Hamlet mit Action und Klamauk, Grusel und Mord begeistert. Der Pegnitzer „Hamlet“ in Einzelteilen...

Die Hauptrolle

Hamlet sei einer, der absichtsvoll sein final tödliches Spiel spiele, ein Selbstmordkandidat, der an Lebensüberdruss und Langeweile leide. Das, so ungefähr, sagte Daniel Leistner vorher. Nachher sind wir schlauer: Leistner spielt den Prinzen von Dänemark als jugendlichen Rebellen, der mit großer naseweiser Geste den Aufstand gegen Mutter und Stiefvater probt. Man könnte auf die Idee kommen, Leistner spielt sich selbst. Ist unterhaltsam und weckt das Gefühl von Verlässlichkeit: Leistner spielte schließlich auch im „Faust“ schon so oder so ähnlich.

Die Nebenrollen

Überwiegend drollig besetzt, Pegnitzer Spaßschauspieler, die sich mit sichtlicher Freude ins dramatische Geschehen hauen und für viel Vergnügen beim Publikum sorgen.

Mitarbeiter des Monats

Das ist Uwe Vogels plattdeutscher Totengräber, der zwei längere Auftritte erhält, um in närrischen Worten Weisheit zu äußern. Viel Gelächter über seine trockenen Kommentare.

Die Ausstattung

Ein Sarg steht herum, außerdem ein Thron, der so aussieht, wie man sich einen Thron vorstellt, wenn man nicht sehr viel Sorgfalt auf die Vorstellung eines Throns verwenden will. Die Ritter haben Speere und Helme auf dem Kopf, es sieht ein wenig nach Playmobil aus. Leistner hat die gewohnte schwarze Lederhose und das auf Halbmast geknöpfte Hemd an, dazu einen Dolch und eine Hüfttasche, die an die Art von Behältnis erinnert, die man „Wimmerl“ nennt. Schön dagegen: Das Kleid, das Milena Rost als Ophelia trägt. Von ihr hätten wir überhaupt gerne mehr gehabt: Ophelia sorgt für die tragischen Höhepunkte.

Die Balance

Hochkultur ist wertvoll, macht aber Mühe. Klamauk und Action machen Spaß, der aber nicht so sehr lange anhält. Die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Mühe zu finden, ist eine Herausforderung für jeden Theatermacher. Ideal wäre folgendes Gefühl: Ging schnell rum und hallt lange nach. Der Pegnitzer „Hamlet“ ging so gnädig vorbei wie das Unwetter, das sich dräuend am Himmel überm Schlossberg aufgebaut hatte. Es donnerte, es regnete kurz, das war’s. Ob der Hamlet länger nachhallen wird? Das kann man erst nach längerer Zeit mit Sicherheit sagen.

Zitate

Es gibt in der Weltliteratur kaum eine größere Zitate-Schleuder als den „Hamlet“. Die meisten dieser berühmten Sprüche werden in Pegnitz geliefert. Und einen dieser Sprüche hat sich Regisseur Leistner als Warnung zu Herzen genommen: „Die Zeit ist aus den Fugen.“ Das ist ihm nicht passiert, nach gut zwei Stunden – Pause inbegriffen – war das Drama ausgespielt. Man muss schließlich aufpassen; nicht dass bei diesen Temperaturen jemand austrocknet.

Die Atmosphäre

Schaurig. Geister erscheinen, darunter ein Vater-Geist, der einen fränkischen Rechen im Schilde führt. Mittendrin hört man sogar Stimmen (es handelte sich dabei allerdings um Rundfunkstimmen, die irgendwie in den Theaterfunk gelangt waren). Es sterben viele Menschen, am Ende gibt es einen Schwertkampf zu bestaunen eine der beiden Klingen ist vergiftet, da Laertes wie auch Hamlet leichtsinnigerweise ihre Klingen verlieren und vertauscht wieder aufnehmen, ergibt sich Gelegenheit, dass beide Kontrahenten vom giftigen Stahl geritzt werden. „Der Rest ist Schweigen“ ächzt Daniel Leistner als sterbender Prinz. Was so bekanntlich nicht ganz stimmt, weil Horatio und andere noch was sagen: „Da bricht ein edles Herz usw….“ In Pegnitz ist es allein die Mutter, die um ihren Sohn trauert und anschließend den vergifteten Wein in den Schlund stürzt. Hamlet steht dann noch mal auf und metzelt der Vollständigkeit halber Claudius nieder. Dann endlich – Exitus!

INFO: Die nächsten Aufführungen des „Hamlet“ sind am 3., 11., 17., 26., 30. und 31. August, jeweils um 20 Uhr. Beginn der Aufführungen: jeweils um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr.

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