Die Auswirkungen des Klimawandels wie Starkregen und Überschwemmungen, Dürren und Wasserknappheit spürten die Länder des globalen Südens längst viel stärker. Zuletzt seien 500.000 Tonnen weniger Kakao geerntet worden. Auch Kaffee sei ein wichtiges Produkt, das fair gehandelt werden müsse. „In den neunziger Jahren gab es definitiv keinen Rückenwind dafür“, erinnerte er sich an die Anfänge der Bewegung. Die deutsche Hausfrau wolle keinen Pfennig mehr für ihren Kaffee ausgeben, habe es lange Zeit geheißen.
Discounter setzen ebenso auf fairen Handel
Einen großen Schub bekam der faire Handel, als Discounter wie Rewe und Lidl mit einstiegen. So habe Lidl weltweit seinen Kakaohandel umgestellt. Die Konkurrenten seien dann ebenfalls mit aufgesprungen. „Große Konzerne werden nur zur Veränderung gebracht, wenn sie wirtschaftliche Verluste machen“, sagte Overath.
„Mr. Fairtrade“, wie ihn Wührl-Struller nannte, freute sich über die vielen heimischen Aussteller mit fairen Produkten im Foyer, zum Beispiel die Bad Boyz Ballfabrik aus Aufseß. Auch der Spielvereinigung würde so ein nachhaltiger Fußball sicherlich durchs Tor gehen, so Overath. Wenn alle 3200 Zuschauer im Stadion erreicht würden mit der Fairtrade Botschaft, wäre schon viel gewonnen.
Auch Sportvereine und Hersteller könnten umdenken
Auch die Triathletin Tina Grieger sprach sich für eine fair hergestellte Ausrüstung aus, wenn es sie geben würde. Teure Laufschuhe, die sie nach zwei Marathons wegwerfen müsse, seien nicht optimal. Sie will in Zukunft mehr auf gerecht gehandelte Produkte achten, zum Beispiel bei Schokolade.
Bei Lebensmitteln und Textilien hätten die deutschen Konsumenten ein „Aldi-Gen“. Alles müsse möglichst billig sein, kritisierte Overath. Doch den Preis zahlten die Bauern und Arbeiter in den ärmeren Ländern. Die Wertschätzung für deren Tätigkeit fehle. „Aber Ausbeutung darf kein Marktvorteil sein.“ Und immer weniger jüngere Menschen hätten in diesen Ländern Lust, für wenig Geld zu arbeiten und wanderten lieber aus.
Die Rollläden hochgezogen
Bei der Übergabe der beiden Urkunden lobte Overath die Stadt Bayreuth mit den Worten: „Sie haben die Rollläden hochgezogen und wagen einen wachen, weltoffenen Blick nach draußen.“ Auch die Schülerinnen sollten mit ihrem Einsatz für Nachhaltigkeit nicht nachlassen. Und sie könnten ruhig einmal nachsehen, was für ein Kaffee im Lehrerzimmer getrunken werde. Als Positiv-Beispiele führte er das Saarland und die Stadt Schweinfurt auf, die jedes Jahr die Verpackung einer fairen Stadt-Schokolade von Künstlern oder Jugendlichen gestalten lasse.
In einer Video-Botschaft lobte eine Vertreterin des Entwicklungsministeriums das Bayreuther Engagement. Denn die Kommunen hätten durch ihr Handelsvolumen in Höhe von 300 Milliarden Euro einen großen Einfluss. Wenn sie auf faire Handelsbeziehungen setzten, könnten Armut, Hunger und soziale Ungerechtigkeit in vielen Ländern des globalen Südens bekämpft werden.
Info: Dazu wird am Mittwoch, 8. Mai, 19 Uhr, der Film „Made in Bangladesch“ im Cineplex gezeigt. Danach schließt sich ein Filmgespräch in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk Oberfranken-Mitte an.
Fairtrade
Das Siegel
Garantie für einen festen Mindestpreis, Prämie für Gemeinschaftsprojekte, Verbot von Zwangsarbeit und illegaler Kinderarbeit, keine Diskriminierung, Umweltstandards, die den Einsatz von Pestiziden und Chemikalien beschränken und auf Gentechnik-Saaten verzichten
Das Konzept
Seit 32 Jahren unterstützt der Verein Transfair, Vorgänger von Fairtrade, benachteiligte Produzenten in Entwicklungsländern. Dazu gehören über 30 Mitgliedsorganisationen. Über 3000 Produkte sind in 42.000 Verkaufsstellen verfügbar – in Bioläden, Supermärkte, Discounter, Drogerien, Biomärkte, Weltläden und über 20.000 gastronomischen Betrieben. Infos: www.fairtrade.deutschland.de