Fachkräftemangel Pflege-Akademie in den Startlöchern

Eine von zahllosen Aufgaben von Pflegekräften: Das Messen des Blutdrucks. Foto: /Jens Büttner/dpa

Das Millionenprojekt soll im kommenden Jahren beginnen. Es wäre nicht nur für die Pflege-Situation in der Region eine Hilfe. Auch die Stadt in Stadtsteinach könnte stark davon profitieren.

 
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Pflegekräfte werden dringend gebraucht. Das Kulmbacher Rote Kreuz (BRK) bildet sie seit vier Jahrzehnten an seiner Pflegefachschule in Stadtsteinach aus. Die runde Zahl nahm die Schule zum Anlass, Rückblick zu halten und auch einen Blick in die Vorhaben in Zukunft zu werfen. BRK-Kreisvorsitzender Klaus Peter Söllner und Stadtsteinachs Bürgermeister Roland Wolfrum zeigten sich beeindruckt von einer Zahl: 3000 Menschen haben in den vergangenen 40 Jahren in Stadtsteinach ihre Berufsausbildung im Bereich der Altenpflege abgeschlossen. Dank umfangreicher Fortbildungsangebote konnte die Zahl der Teilnehmer 2011 von bis dahin rund 70 auf mehr als 500 gesteigert werden.

Viel habe sich verändert in diesen 40 Jahren, machte Schulleiter Peter Johann deutlich. „Aus der Fachschule für Altenpflege ist jetzt eine Berufsfachschule für Pflege geworden.“ Damit sprach Johann die großen Veränderungen an, die seit dem Jahr 2020 auch an der Stadtsteinacher Schule zum Zug gekommen sind. Pflege ist nicht mehr in Kranken- und Altenpflege unterteilt. Absolventen, die ihre Ausbildung als Pflegefachkräfte beenden, können beispielsweise sowohl in Seniorenheimen als auch in Krankenhäusern tätig sein. In diesem Jahr haben, wie Peter Johann deutlich machte, die letzten Absolventen der reinen Altenpflegeausbildung die Schule verlassen. Ein Bündnis aus Trägern von Einrichtungen und dem Klinikum Kulmbach sei gegründet worden.

Das große Fest, das anlässlich des Jubiläums gefeiert werden sollte, habe man wegen Corona auf das kommende Jahr verschieben müssen, erklärte Landrat Söllner. Seit 2011 ist der BRK-Kreisverband Träger der Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe. Einfacher sei die Lage nicht geworden, im Gegenteil: „Wir müssen Klimmzüge machen, um Pflegekräfte zu finden. Das gilt für Krankenhäuser und vielleicht in noch größerem Ausmaß für Pflegeeinrichtungen.“ Daran werde wohl auch die neue generalisierte Ausbildung wohl nicht fundamental etwas ändern. „Das Problem bleibt uns. Deswegen steht für mich fest: Dass wir diese Schule haben, ist ein Segen. Es war richtig, dass wir uns dieser großen Aufgabe gestellt haben.“

Das wolle das BRK Kulmbach auch weiter ausbauen, betonte Söllner. „Wir haben in Stadtsteinach Großes vor.“ Der Landrat sprach damit die Pläne für die Pflegeakademie an, die am Rot-Kreuz-Platz im Zentrum neu entstehen soll. Das Schulgebäude in der Alten Pressecker Straße sei in die Jahre gekommen. „Das neue Projekt ist durchfinanziert. Wir könnten beginnen. Ein kleiner Haken ist jetzt noch, ob man eine Genehmigung auf europäischer Ebene braucht.“ Jetzt befinde man sich in der letzten Planungsphase. „Ich denke, wir werden im kommenden Jahr beginnen können.“ Die Schule in Stadtsteinach beweise seit langer Zeit Stabilität. Das zeige sich unter anderem auch daran, dass in 40 Jahren nur drei Schulleiter die Einrichtung geleitet haben. Seit 2005 steht Peter Johann an der Spitze.

Roland Wolfrum kann sich als ehemaliger Nachbar noch gut an die Anfänge erinnern. „Seit ich 2008 Bürgermeister geworden bin, begleite ich diese Schule ganz offiziell, und wir versuchen immer, eine gute Partnerschaft zu pflegen, auch wenn wir nicht in vorderster Verantwortung stehen.“ Nachdem die BRK-Rettungswache von der Innenstadt an den Rand umgezogen ist, habe sich ein Leerstand ergeben, den es jetzt wieder zu beleben gelte. „Wir haben als Kommune mehr als eine Million Euro zusammengekratzt. Das ist praktisch unsere Mitgift für dieses Projekt, da natürlich mehr kosten wird als eine Million. Aber es ist auch der Beweis, dass unsere Stadt zu dieser Schule steht. Ich hoffe inständig, dass das Projekt im Jahr 2023 starten kann.“ Vor Ort sei bereits alles getan worden, um die Umsetzung zu sichern. Nun gelte es noch, die letzten Haken zu setzen, dann könne es losgehen.

Kreisgeschäftsführer Stefan Adam betonte, wie wichtig es sei, dass sich das BRK für die Ausbildung stark macht. Das gelte für die Pflege ebenso wie für den Rettungsdienst oder die Erste Hilfe. „Wir geben das Wissen, das wir erworben haben, weiter.“ Diese Kette aufrecht zu erhalten, müsse eines der großen Ziele auch in Zukunft bleiben. „40 Jahre hat es unsere Schule geschafft, Tausende Menschen im Bereich der Pflege auszubilden. Das ist ein Grund, stolz zu sein.“

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