Erika Heck besucht seit Jahrzehnten die Bayreuther Festspiele Wagners allertreuster Fan

Von Robin Rüther
Sie hat einen prominenten Gast hinter sich sitzen. Und seine Werke sind ihr Leben. Erika Heck ist bereits 100 Jahre alt. Doch noch immer brennt ihre Leidenschaft für Wagner und die Bayreuther Festspiele. In den letzten 50 Jahren war sie regelmäßig bei den Festspielen dabei. Auch in diesem Jahr macht sie keine Ausnahme. Foto: Wittek Foto: red

Erika Heck ist 100 Jahre alt. Doch statt im Altenheim zu sitzen, geht sie lieber zu den Bayreuther Festspielen. Die Tradition pflegt die gebürtige Bayreutherin schon seit Jahrzehnten. Auch in diesem Jahr macht sie keine Ausnahme.

 
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Sie grüßt freundlich. Bestellt einen Kaffee Hag. Dann setzt sie sich an den Tisch. Eine große Brille ziert ihr Gesicht. Goldene Tigerohrringe baumeln von ihren Ohren. Und sofort beginnt sie zu erzählen. Erika Heck mag 100 Jahre alt sein, doch das fällt nicht auf. Sie ist lebhaft, eine Anekdote jagt die nächste. In einer davon findet sich der Grund: „Ich war auf einer Jungenschule, darum bin ich auch so lebhaft. Ich musste mich durchsetzen“.

Hecks Leidenschaft ist die Musik. Sie liebt Wagner und die Festspiele. In Bayreuth ist sie aufgewachsen. Sie hat ihre Wagner-Leidenschaft früh entdeckt. „Wer in Bayreuth wohnt, ist Wagnerianer“, sagt sie kurz und bündig. An der Erklärung scheint etwas dran zu sein: Sie ist am Wilhelmsplatz aufgewachsen. Schon als Kind hat sie die Luxuskarossen der Festspielgäste aus dem Ausland bestaunt. Mit Wolfgang Wagner ist sie zur Schule gegangen. Hat bei seiner Lehrerin Klavierstunden genommen. Und sie ist während der Festspielproben um den Grünen Hügel geschlichen. Nur um der Musik zu lauschen. Dabei traf sie auf Siegfried Wagner, zu der Zeit Leiter der Festspiele. „Willst du mal rein?“, fragte er. Dann nahm er sie an die Hand und führte sie ins Festspielhaus. Bis heute hat Hecks Wagnerliebe nicht nachgelassen. In den vergangenen 50 Jahren war regelmäßig bei den Festspielen dabei.

Über die Jahre hat Erika Heck die Prominenz kennengelernt. Mit Sängern wie René Kollo, Franz Mazura und Jean Cox war sie schon im Urlaub. „Ganz normale Freunde“, sagt die Hundertjährige. In einer weiteren Anekdote erzählt sie von einem Mann im dunklen Anzug, der von drei Französinnen umgeben war. Die Damen himmelten ihn geradezu an, Heck kannte ihn jedoch nicht. Am nächsten Tag erklärte ihre Mutter, dass dieser Mann Österreicher sei und Hitler heiße.

In ihrem Leben hat Heck viel Wagnerwissen angehäuft. So könne sie beispielsweise aus jeder Oper von Wagner zitieren. „Euch macht ihr’s leicht, mir macht ihr’s schwer“, folgt ihr Beispiel aus „Die Meistersinger von Nürnberg“. Ihr liebstes Wagnerwerk sei jedoch „Tristan und Isolde“. „Die Musik und der Text sind toll. Ich singe daraus aber nur in der Badewanne.“

Die Wagnerleidenschaft begleitet Heck seit über hundert Jahren. „Musik und Tiere sind das einzig Wahre auf der Welt“, sagt sie. „Musik ist auch ein Seelentröster. Sie kann einen nie enttäuschen.“

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