Danach begann eine monatelange Suche mit ehrenamtlichen Helfern, bei der auch Knochen einer Raubkatze und eines Ur-Nashorns zutage kamen. Ein Zahn des Nashorns steckt am Wirbelfortsatz eines Elefanten. Es sei nicht so, dass das Nashorn etwa den Elefanten jagte, vielmehr seien vermutlich die Knochen der Tiere - auch der Katze - in dem damaligen Flusslauf zusammen gespült worden. "Solche kleinen Säugetierfunde sprechen für eine sehr schnelle Einbettung in die Flusssedimente", erläuterte der Geologe Alexander Benn. Andernfalls wären die Knochen nicht erhalten geblieben.
Für die Deinotherien als größte Landsäugetiere Europas sei es die größte Fundstelle, die je entdeckt wurde, sagte der geologische Präparator, Nils Knötschke. Er sprach von einem Glücksfall für die Wissenschaft. Das zweite gut erhaltene Tier war bereits größer und älter, jedoch noch nicht ausgewachsen, so dass daran auch die Entwicklung der Tiere sichtbar werde. Von dem dritten Tier wurde ein riesiger Oberschenkelknochen gefunden. Nach ihren Findern, Kapustins Söhnen, erhielten die beiden besser erhaltenen Tiere die vorläufigen Namen "Little Consti" und "Big Alex".
Um den Zerfall der rissigen und fragilen Knochen zu verhindern, seien "literweise Sekundenkleber" verwendet worden, berichtet Knötschke. "Wir mussten ein bisschen trickreich die Bergung vorbereiten. Wir wollten nichts zerstören." Danach seien sie in einem Gipsmantel geborgen worden.
Warum die Knochen der Ur-Elefanten alle an einer Stelle gefunden wurden, ist offen. Dass sie wie heutige Elefanten zum Sterben einen bestimmten Ort aufsuchten und es sich somit um einen urzeitlichen "Elefanten-Friedhof" handelte, wäre möglich, sagt die Oberkonservatorin Rößner, "aber sicher ist das nicht zu beantworten".
Aus Bayern sind relativ viele Überreste von Ur-Elefanten bekannt, davon rund fünf Teilskelette, zu denen auch die der Erdinger Funde zählen. Herausragend ist ein 1971 in der Nähe von Mühldorf am Inn entdecktes, mit knapp 200 Knochen fast vollständiges Gomphotherium, dessen Replik in der Bayerischen Staatssammlung ausgestellt ist.
Bayern war allerdings nicht speziell ein "Elefantenland". Im Gebiet des heutigen südlichen Freistaats haben sich Überreste der Ur-Elefanten aufgrund der günstigen geologischen Situation im Molassebecken nördlich der Alpen vergleichsweise gut und nah an der Oberfläche erhalten.
Vor etwa 18 bis etwa 2,5 Millionen Jahren lebten im heutigen Europa zahlreiche Ur-Elefanten. Der Artenreichtum sei weit größer gewesen als bei heutigen Elefanten. "Rüsseltiere waren bis in die Eiszeit sehr vielfältig und nahezu weltweit verbreitet", sagt Rößner.
Die Ursache für ihr Aussterben dürfte an den klimatischen und damit verbundenen ökologischen Veränderungen liegen. Bis vor 14 Millionen Jahren habe es keinen Frost gegeben, damals lebten hierzulande auch Krokodile und Riesenschildkröten. "Dann ist es sukzessive kühler und trockener geworden." Die letzte Rüsseltiergattung hierzulande waren bis vor etwa 14.000 Jahren die Wollhaarmammuts.