Erbendorf Mit leidenschaftlichem Idealismus für die Heimat

Der Zipfeltannenfelsen gehört zu einer der Attraktionen im Naturpark Steinwald. Fotos: Norbert Grüner / njn Quelle: Unbekannt

Der Naturpark Steinwald ist 50 Jahre alt. Bei der dezenten Feier hält Ehrengast Axel Bartelt die Festansprache. Der Regierungspräsident der Oberpfalz lobt den "emsigen Verein".

 
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Erbendorf - In der Stadthalle ist die Corona-Hygieneetikette von den Verantwortlichen des Naturparks Steinwald beim Festakt zum 50. Geburtstag des Vereins peinlichst genau eingehalten worden. Deshalb fasste der große Saal gerade mal gut 70 Personen - Sicherheit geht eben vor. Naturpark-Vorsitzender Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg hieß neben den Mitgliedern und Ehrengästen vor allem den Festredner, Regierungspräsident Axel Bartelt, willkommen.

"Der Umweltschutz steht dem Naturschutz entgegen", sagte Vorsitzender von Gemmingen-Hornberg. Vor zwei Jahren sei die Gefahr groß gewesen, dass "hässliche Windräder, die Fledermäuse und Vögel erschlagen", im Naturpark stünden. "Auch heute haben wir viel Groteskes." Der Artenschutz im Umweltschutz sei sekundär. "Selbst der Bund Naturschutz spricht sich gegen Milan und Fischadler aus."

"In Brandenburg werden 300 Hektar Wald gerodet für E-Autos mit einer miserablen Öko-Lebensbilanz. Und sie feiern das!" Dies alles rechtfertige seiner Meinung nach der Klimaschutz. "Aber es gefährdet auch die Zukunft unserer Heimat."

Von Gemmingen-Hornberg weiter: "Wir haben eine Region mit hoher Artenvielfalt und mit für die Menschen hoher Lebensqualität, das ist bewiesen." Gerade in der Zeit von Corona schätzten die Menschen die "Natur vor der Haustüre." Es sei wichtig, den Naturpark lebenswert und vielfältig zu erhalten. "Wir wehren uns deshalb gegen Beschädigung." Als Vorsitzender dankte er dem Vorstandsteam und insbesondere Geschäftsführer Ernst Tippmann sowie allen Mitgliedern und forderte sie auf: "Arbeiten Sie mit uns an einer liebenswerten Heimat mit ihrer Artenvielfalt."

Regierungspräsident Axel Bartelt blickte in seiner Festrede auf die Gründung des Naturparks vor 50 Jahren in Friedenfels zurück. Vor allem die bizarren Felsformationen und die großen zusammenhängenden Waldflächen prägen, wie er sagte, die Landschaft des Steinwalds. Mit seinen 246 Quadratkilometern zähle er zu den kleinsten der 19 Naturparke in Bayern. "Der Naturpark Steinwald muss aber gemessen an seinen vielfältigen Aktivitäten im Biotop- und Artenschutz und für eine naturverträgliche Erholung mit Fug und Recht als einer der emsigsten bezeichnet werden."

Der Naturpark Steinwald sei ein besonders attraktives Urlaubs- und Ausflugsziel. "Gerade in einer Zeit wie der jetzigen können wir es nicht genug schätzen, dass wir in einer so schönen und tollen Umgebung leben dürfen", sagte der Regierungspräsident. Die Corona-Pandemie habe die Menschen in ihren Freiheiten stark beschränkt. "Für viele steht diesen Sommer ein Urlaub zu Hause an ", erklärte Bartelt. "Umso schöner ist es, wenn man auf so wunderbare Regionen wie den Naturpark Steinwald zurückgreifen kann." Als Wahrzeichen der gesamten Region bezeichnete der Regierungspräsident den im Jahr 2000 eingeweihten neuen Oberpfalzturm mit herrlichem Ausblick.

"Bemerkenswert finde ich, dass der Naturpark gerade in den vergangenen 20 Jahren sowohl seine Aktivitäten im Natur- und Artenschutz als auch sein Angebot im Bereich naturverträglicher Erholung beachtlich ausgebaut hat", fuhr Bartelt fort. "Das kommt uns jetzt zugute." Eine Attraktion sei unter anderem der erst kürzlich fertiggestellte "Essbare Wildpflanzenpark" am Waldecker Schlossberg, der sich bereits einen Namen über den Naturpark hinaus gemacht habe.

Ein "bewundernswertes Engagement" attestierte der Regierungspräsident dem Heimat- und Kulturverein Waldeck mit der Rekonstruktion der Burgruine Waldeck sowie dem Verein Steinwaldia, der die Burgruine Weißenstein vorbildlich restauriert habe. Der gesellschaftliche Wert der vielen Freizeitangebote im Naturpark sei schon früh entdeckt und gefördert worden. "Nicht nur in Corona-Zeiten ist unsere Heimat ein tolles Urlaubsziel."

Regierungspräsident Bartelt ging auf die Projekte des Naturparks für die besonders geschützten und seltenen Arten wie Flussperlmuschel, Rauhfußkauz, Kreuzotter, Feuersalamander und Arnika ein. "Diese Projekte sind vorbildlich." Er erinnerte aber auch an Rückschläge: "Eine traurige Episode im vergangenen Jahr war das Ende des ersten Luchses im Steinwald." In der Presse konnte er die Begeisterung über den Luchs miterleben. "Leider überlebte er den Kampf ums Revier mit dem später zugewanderten Rivalen, Iwan - man kann sagen, dem Schrecklichen - nicht."

Besonders freute sich Bartelt, dass der Steinwald als einer der ersten Naturparke in der Oberpfalz 2019 Naturparkranger eingestellt habe. "Durch sie ist nun, mit finanzieller Unterstützung des Freistaats Bayern, eine sehr kompetente und optimale Betreuung von Naturparkbesuchern, Kindergärten und Schulen möglich."

Axel Bartelt blickte auch in die Zukunft: "Ein Besuchermagnet könnte ein vom Umweltministerium für die bayerischen Naturparke geplantes Naturparkzentrum werden." Doch sei ihm bewusst, dass dessen Unterhaltskosten für einen kleinen Naturpark nur schwer zu tragen seien. "Insoweit ist es sicher hilfreich, dass vonseiten des Freistaates ein Großteil der Kosten übernommen wird." Eine Lösung wäre, dies als Gemeinschaftsprojekt mit einem angrenzenden Naturpark darzustellen.

"Alle diese Projekte und Maßnahmen lassen ein enormes Engagement und leidenschaftlichen Idealismus aller Mitwirkenden für ihre wunderschöne Heimat im Steinwald erkennen, die besonderen Respekt und Anerkennung verdienen", betonte Bartelt. "Mit diesem Engagement tragen Sie nicht nur dazu bei, dass wir hier einen der schönsten Naturparke haben, sondern stärken damit auch das Image der gesamten Region."

Der Regierungspräsident warf auch einen Blick zurück auf die Oberpfalz, die noch vor Jahrzehnten als "Armenhaus Bayerns" bezeichnet worden sei. "Bei der Arbeitslosenquote liegt der Landkreis Tirschenreuth trotz Corona mit 3,3 Prozent nur geringfügig über dem Wert vom Juli vergangenen Jahres." Die Region sei mittlerweile zu einem "Mekka" für innovative Regionalentwicklungsansätze geworden. Als Beispiel nannte der Redner die Steinwald-Allianz und die Ikom Stiftland, viele innovative Einzelprojekte wie das Anrufbussystem BAXI oder den Geschichtspark Bayern-Böhmen und die interkommunale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbeflächen im Bereich Wiesau.

"Das alles verdanken wir vor allem dem Zusammenhalt und der Mitarbeit jedes Einzelnen vor Ort, denn nur gemeinsam lassen sich solche Erfolge erzielen", betonte Regierungspräsident Bartelt. njn

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