Enttäuschung in Kulmbach Gewonnen und doch verloren

Bei der Wahlparty der Grünen im Kulmbacher Mönchshof machte sich nach der ersten Hochrechnung Ernüchterung breit. Man hatte sich ein deutlich besseres Ergebnis erhofft. Foto: /Christian Weidinger

Die Kulmbacher Grünen sind ernüchtert: Das Klima habe in den Köpfen eine große Rolle gespielt – doch nicht in der Kabine. Die Gründe dafür sind derzeit noch unklar.

 
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Kulmbach - Sie wollen sich ihren Frust nicht anmerken lassen, hört man genauer hin, ist die Enttäuschung im Kulmbacher Mönchshof jedoch deutlich spürbar. „Immerhin haben wir unser Ergebnis im Bund fast verdoppelt“, ist immer wieder zu hören. „Zumindest sind wir an der Regierung beteiligt, bestimmt, also irgendwie.“ Man hatte sich mehr erhofft, das wird in Gesprächen immer wieder deutlich. „Natürlich hatten wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht“, gesteht Magdalena Pröbstl, Kreissprecherin der Grünen. Schließlich habe man im Bund zwischenzeitlich bei mehr als 20 Prozent gelegen. Auch im Wahlkreis Kulmbach hatte man sich einen deutlichen Aufschwung durch den Bundestrend erwartet. „Wenn wir zwölf Prozent im Wahlkreis erreichen, dann gehe ich zufrieden ins Bett“, meint Pröbstl, noch bevor die ersten Hochrechnungen die Wahlparty erreichen. Es kam anders. Nach vorläufigem Endergebnis lagen die Grünen im Wahlkreis Kulmbach, Lichtenfels und Bamberger Land bei 8,77 Prozent. Ihr Direktkandidat, Dr. Martin Pfeiffer, bekam am Ende 7,45 Prozent der Erststimmen.

Gegen 18.45 Uhr kommt die nächste Hochrechnung, die Grünen liegen im Bund bei rund 14 Prozent. Ein Raunen geht durch den Saal, dann tapferes Klatschen. Doch die nächste Schlappe folgt nur wenige Sekunden später, man merkt es am noch deutlicheren Stöhnen. „Damit verfehlt Rot-Rot-Grün die absolute Mehrheit derzeit um wenige Stimmen“, scheppert es aus den Lautsprechern der improvisierten Bühne, auf der die Tagesthemen übertragen werden. Woran lag es, dass die Grünen hinter ihren eigenen Erwartungen zurückblieben? „Offenbar war es vielen Wählern wichtiger, dass ihre Kinder günstiges Benzin in ihrem Tank haben als einen heilen Planeten“, so das Fazit des Spitzenkandidaten. „Vielleicht sind die Folgen des Klimawandels bei uns auf dem Land noch nicht genug zu spüren“, meint Pia Kraus, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kulmbacher Kreistag. „Der aufgeladene Wahlkampf hat unser Ergebnis deutlich beeinträchtigt“, findet hingegen der zweite Kreissprecher Christian Ohnemüller. Wandel brauche offenbar mehr Zeit, als es sich die Grünen gewünscht hätten.

Dabei sei der Wunsch nach einem Politikwechsel im Kulmbacher Wahlkampf deutlich spürbar gewesen. Aber: „Viele haben zu uns gesagt, sie wollen die Grünen in der Regierung – aber nicht als stärkste Partei“, erzählt Martin Pfeiffer. Es sei viel Unsicherheit erkennbar gewesen, vielleicht auch ein wenig Angst. Häufig sei es dabei darum gegangen, dass bald alles teurer werden könnte. „Einige Menschen haben uns immer wieder für irgendeinen Blödsinn verantwortlich gemacht, aber nicht für unsere Inhalte“, bedauert Pfeiffer. Vielleicht sind wir auch einfach zu ehrlich gewesen, resümiert der Spitzenkandidat. Er selbst ist mit seinem Ergebnis zufrieden, auch wenn der Zweitstimmenanteil etwas über seinem eigenen Ergebnis liegt. Das sei aber nicht weiter schlimm, schließlich „ist die Zweitstimme die Klimastimme“. Allerdings sei es nun mit deren Anteil deutlich schwieriger geworden, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen.

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