Von Problemen des Stammvereins unberührt
Recht wenig Kopfzerbrechen bereiten der Tigers-Führung offenbar die Schwierigkeiten des Stammvereins EHC Bayreuth, der gegenwärtig mit der Nachforderung von Sozialversicherungsbeiträgen aus den Jahren 2013 bis 2016 in Höhe von rund 100.000 Euro zu kämpfen hat. Ein schuldenfreier Stammverein sei nur zum Zeitpunkt der Lizenzübertragung erforderlich, sagt Matthias Wendel: „Um die Lizenz zu bekommen, hat die GmbH schon 100.000 Euro an alten Verbindlichkeiten des EHC übernommen. Jetzt liegt die Lizenz bei der GmbH.“ Um die geforderte Kooperation mit einem Verein mit Nachwuchsarbeit könne man sich notfalls auch noch nach einer Lizenzierung kümmern: „Solange es einen solchen Verein in Bayreuth gibt, ist das aber kein Thema.“
Doch auch für die Oberliga, in der die Lizenzierung erst später zur Debatte steht, sieht die Tigers-Geschäftsführung gute Chancen, wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. „Als Tabellenletzter hatten wir ja schon etwas Zeit, uns mit der Frage zu befassen“, sagt Matthias Wendel. „Fast alle unsere Sponsoren haben bekundet, auch diesen Weg mitgehen zu wollen.“ „Wir haben zu 95 Prozent regionale Sponsoren“, ergänzt seine Frau. „Die haben daher auch kein Problem mit einer etwas regionaleren Liga.“
Margrit Wendel steht für Oberliga nicht zur Verfügung
Einen großen Unterschied gibt es zwischen einer möglichen Zukunft in der DEL2 oder der Oberliga allerdings schon: „Für die Oberliga stehe ich nicht mehr als Geschäftsführerin zur Verfügung“, legt sich Margrit Wendel fest. Neben vielen Anfeindungen in „sozialen“ Medien nennt sie auch die Arbeitsbelastung als Grund dafür, ohne den Reiz der Herausforderung in der DEL2 nicht mehr weitermachen zu wollen: „Kürzlich habe ich mal ausgerechnet, dass mein Mann und ich in den letzten 14 Monaten eigentlich je dreieinhalb Jahre gearbeitet haben.“
In der Oberliga würde ihr Mann vorerst im Amt bleiben und „ohne Zeitdruck“ einen Nachfolger einarbeiten. Man habe für diesen Fall sogar schon jemanden mit entsprechender Qualifikation im Blick. „Als Gesellschafter und Mitarbeiter im Beirat bleiben wir aber dabei“, betont Matthias Wendel.
Nachfolger für Waßmiller und Habnitt gesucht
Eine große personelle Veränderung wird es aber in jedem Fall geben, wenn die Ligazugehörigkeit feststeht. „Erste Aufgabe wird es dann sein, einen Trainer zu verpflichten, der in Personalunion auch die Aufgaben des Sportlichen Leiters übernehmen soll“, sagt Matthias Wendel. Die Tigers planen somit künftig ohne Teammanager Dietmar Habnitt, der entscheidend an der stetigen Aufwärtsentwicklung der letzten zehn Jahre beteiligt war, und auch ohne Trainer Sergej Waßmiller, der für die DEL2 noch einen laufenden Vertrag für die kommende Saison besitzt. Darin sieht Margrit Wendel aber kein großes Hindernis: „Wenn wir absteigen, ist er ohnehin raus – und wenn nicht, hat auch er ein Problem: Er müsste dann ja bei uns antreten, wenn wir uns nicht einvernehmlich trennen.“
Laut Matthias Wendel habe man sogar schon vor den Playdowns über eine Ablösung von Waßmiller nachgedacht: „Wir hatten auch zwei mögliche Kandidaten im Blick, aber für Dietmar Habnitt war das gar kein Thema. Wenn es schief gegangen wäre, hätte man uns also Einmischung in den sportlichen Bereich vorgeworfen.“
Großer Teil der Mannschaft angeblich zum Bleiben bereit
Für die Zusammenstellung einer künftigen Mannschaft zeigen sich die Tigers-Geschäftsführer sehr zuversichtlich: „80 Prozent der aktuellen Spieler würden weiter in Bayreuth spielen wollen, und zwar unabhängig von der Liga“, sagt Matthias Wendel. Ausnahme sei die Besetzung der Ausländerstellen, „aber da ist der Druck nicht so groß“. Sobald sich die Gesellschafter endgültig für die Fortsetzung des Spielbetriebs entschieden haben, werde man auf die Spieler zugehen, und zwar nicht mit zwei verschiedenen Verträgen, sondern mit Angeboten zu Oberliga-Bedingungen.
Fragwürdige Begründung für Trennung von Dietmar Habnitt
Die – vorerst – überraschendste Entscheidung bei den Bayreuth Tigers nach dem Abstieg aus der DEL2 ist die Trennung von Teammanager Dietmar Habnitt. Zur Begründung führt die Geschäftsführung nicht zuletzt an, dass sich das Verhältnis zwischen Mannschaft und Sportlicher Leitung gegen Ende der Saison verschlechtert habe. Vor einem Krisengespräch am Ende der Punkterunde habe sich das Team geschlossen gegen die Anwesenheit von Habnitt und Trainer Sergej Waßmiller ausgesprochen, berichten Margrit und Matthias Wendel.
Als Beleg für ein Zerwürfnis taugt das aber anscheinend nicht, wie Stichproben bei Spielern vermuten lassen. „Es gab da gar kein Problem, weder untereinander in der Kabine, noch gegenüber der Sportlichen Leitung“, sagt Kapitän Jozef Potac. „Alle haben getan, was sie konnten.“ Streitigkeiten habe er eher zwischen der Sportlichen Leitung und dem Geschäftsführer-Ehepaar Wendel wahrgenommen: „Wir Spieler waren dazwischen.“ Auch Sebastian Mayer als dienstältester Spieler im Tigers-Kader kann sich an Unstimmigkeiten mit Dietmar Habnitt nicht erinnern: „Er war immer für uns da und gesprächsbereit.“
Habnitt selbst, der schon in seiner aktiven Laufbahn als Torhüter der einzigen Bayreuther Bundesliga-Mannschaft (1985/86) ein Kapitel der lokalen Sportgeschichte mitgeprägt hatte und in den letzten zehn Jahren entscheidend zum Aufbau einer stetig verbesserten Mannschaft beitrug, betrachtet das Ende dieser Ära relativ gelassen. „Nach zehn Jahren ist es auch mal genug“, sagt der 59-Jährige auch in augenzwinkernder Anspielung auf sein Alter: „Die Busfahrten kommen einem immer länger vor und die Erholungszeit dazwischen immer kürzer.“ Er strebe daher auch kein Engagement an einem anderen Eishockey-Standort mehr an: „Es gab schon immer mal Anfragen, aber ich gehe hier nicht mehr weg.“ Durch seine berufliche Tätigkeit im Eisstadion bleibt er der Szene ohnehin erhalten: „Ich werde auch weiterhin zu den Spielen gehen. Dem Bayreuther Eishockey und besonders auch meinem Nachfolger wünsche ich viel Glück und Erfolg.“
Ein Hinweis auf mögliche Differenzen zwischen Sportlicher Leitung und Geschäftsführung zeichnet sich eher am Rande des Themas ab. Seine Beziehung zu den Spielern sei „nie wie das Verhältnis zwischen Chef und Angestellten gewesen“, sagt Habnitt. Demgegenüber steht eine Aussage von Margrit Wendel in nur geringfügig anderem Zusammenhang: „Alle wollen immer mehr Professionalisierung – nur nicht, wenn es sie selbst betrifft.“