Was auch immer die Gründe sind: Wenn die deutsche Mannschaft im Kampf um die Finalteilnahme den Hauch einer Chance haben will, muss sie überlegt und konsequent ihre Tormöglichkeiten nutzen. Sonst endet das Ganze mindestens genauso desaströs wie im März 2023, als zwei Testspiele gegen eine dänische B-Auswahl in Aalborg und Hamburg mit 23:30 und 21:28 verloren gingen. Dazu muss Keeper Andreas Wolff über sich hinauswachsen, die Abwehr Beton anrühren. Und der Stamm-Sieben, auf die Gislason so lange wie irgendwie möglich bauen wird, dürfen nicht die Körner ausgehen.
„Wir brauchen die beste Leistung der vergangenen Jahrzehnte“, sagte der Bundestrainer. Nur mit diesem perfekten Tag können die Träume von möglichen Parallelen zum goldenen Wintermärchen vor acht Jahren aufrechterhalten werden. Auch beim sensationellen EM-Titelgewinn 2016 in Polen hielten sich die Erwartungen an das junge deutsche Team in Grenzen. Ohne Druck wollen die deutschen Spieler auch diesmal über sich hinauswachsen, der Heimvorteil mit 19 750 euphorisierten Fans im Rücken soll Deutschland ins Endspiel tragen. „Ich weiß, dass in dieser Halle auch kleine Wunder entstehen können“, beschwor Linksaußen Rune Dahmke die Magie des Handballtempels auf der rechten Rhein-Seite.
Respekt vor Kulisse
Auch Nikolaj Jacobsen flößt die Kulisse gehörigen Respekt ein. „Das wird ein großer Faktor“, sagte der dänische Erfolgscoach und ergänzte: „Wir wissen, dass diese Halle extra Kraft für die Deutschen gibt. Aber es ist auch eine Riesenmotivation für uns. Ich weiß, dass meine Jungs jetzt schon sehr heiß sind – das wird morgen nicht weniger.“
Andreas Wolff glaubt dennoch fest an die Sensation. Wie hoch er die deutschen Chancen einschätzt? „100 Prozent“, antwortete der Torhüter in seiner ihm eigenen kecken Art. Vor Kurzem im Podcast „Lauschangriff“ hatte er sich noch deutlich zurückhaltender gegeben: Von 20 Spielen gewinnt Deutschland gegen Dänemark eines, lautete seine Prognose. Das soll nun am Freitag der Fall sein. „Wir sind nicht im Halbfinale, um uns dafür abzufeiern. Sondern wir sind im Halbfinale, um das Turnier gegebenenfalls zu gewinnen.“ Wär’ nicht schlecht, wenn den Worten Taten folgen würden.