EM-Gold für Handballer: Party-Zeit

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Es ist perfekt. Gold und Olympia-Quali. Deutschlands Handballer sorgen für den größten Erfolg seit 2007. Alle spielen grandios, einer aber überragt sie noch: Torwart Andreas Wolff. Die Party in Berlin kann kommen.

 
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Mit dem ersten großen Turniersieg seit der Heim-WM 2007 hat sich die DHB-Auswahl nach der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich nun sogar auch schon die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio gesichert, für die bisher noch schwierige Ausscheidungsturniere im Weg standen. „Es ist natürlich ein überragendes Gefühl. Eine großartige Leistung der ganzen Mannschaft“, sagte Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson. „Ich bin sehr, sehr stolz.“

Etwas von der Begeisterung im Heimatland wird seine Mannschaft heute nach der Rückkehr in Berlin zu spüren bekommen. Um 14.20 Uhr soll ihr Flugzeug auf dem Flughafen Tegel landen, und für 15 Uhr ist ein Empfang in der Max-Schmeling-Halle organisiert.

Großartige Abwehr- und Torwartleistung

Die eindrucksvolle Revanche für die einzige EM-Niederlage im ersten Vorrundenspiel (29:32) lieferte weitere Beweise für das taktische Geschick des Bundestrainers und die Flexibilität der Mannschaft bei der Umsetzung seiner Vorgaben. Von den Stärken des Weltmeisters von 2013 kam diesmal so gut wie keine zur Geltung. Vor allem gegen die spanischen Kreisspieler um Julen Aguinagalde, der ebenso wie die Deutschen Andreas Wolff und Tobias Reichmann ins Allstar-Team der EM gewählt wurde, leistete die DHB-Auswahl spektakuläre Abwehrarbeit. Das galt für das Unterbinden der Pässe an den Kreis ebenso, wie für die extrem intensiven Zweikämpfe. Zudem wurde den gefährlichen spanischen Gegenstößen mit großem Einsatz beim Rückzugsverhalten die Wirkung genommen, und besonders Finn Lemke und Hendrik Pekeler glänzten mit dem Abblocken von Rückraumwürfen. Gekrönt wurde dieser Gesamteindruck aber erst durch die fantastische Torwartleistung von Andreas Wolff, der nicht nur die sonst so treffsicheren Außen Victor Tomas und Valero Rivera schier zur Verzweiflung brachte.

Nach 5:1-Start immer klar vorn

Alle Faktoren zusammen brachten die Spanier in selten zuvor gesehene Schwierigkeiten. Es dauerte fast 23 Minuten, bis sie das erste Tor erzielten, das nicht aus einem Siebenmeter oder einer Überzahl resultierte. Da lagen sie aber nach Zwischenständen von 1:5 und 2:7 schon mit 4:8 zurück. Und Deutschland hätte zu diesem Zeitpunkt sogar höher führen können, wenn nicht Kai Häfner bei einem unbedrängten Gegenstoß den Kreis übertreten und Tobias Reichmann mit einem Siebenmeter die Unterkante der Latte getroffen hätte. Erst in der Schlussphase kamen die Iberer mit der Umstellung auf 5:1-Deckung etwas besser ins Spiel, so dass zwei glückliche deutsche Treffer zum 9:5 und 10:6 beim klaren Halbzeitstand mithelfen mussten.

Die offensivere spanische Abwehrformation störte auch in der zweiten Hälfte den Rhythmus. Letztlich fand der deutsche Angriff aber doch oft genug einen Weg zum Erfolg – notfalls durch couragierte Einzelaktionen, mit denen sich erneut Kai Häfner hervortat, allmählich aber auch mehr und mehr mit spielerischen Lösungen. Als beim 19:12, 20:13 und 21:13 (53.) drei Tore in Folge über den Kreis herausgespielt worden waren, hatte das DHB-Team auch diese taktische Aufgabe endgültig gelöst. Damit war der Sieg nicht nur hoch verdient, sondern sogar souverän.

Statistik

Deutschland: Wolff, Lichtlein – Sellin 1/1, Lemke, Reichmann 3, Wiede, Pekeler 2, Strobel 1, Schmidt 1, Fäth 3, Häfner 7, Dahmke 4, Kühn 1, Ernst, Pieczkowski, Dissinger, Kohlbacher 1.

Spanien: Sterbik, Perez de Vargas – Gurbindo, Maqueda, Tomas 4/3, Entrerrios 5, Aguinagalde, Ugalde 1, Canellas 1, Morros, Garcia 2, Rivera 1, Guardiola, Mindegia, Del Arco, Dujshebaev 3.

SR: Gjeding/Hansen (Dänemark); Strafminuten: 16 / 8; Zuschauer: 15 000.

Kroatien verdient sich die Bronzemedaille

Zuvor hatte sich Kroatien im Spiel um den dritten Platz mit 31:24 (15:11) gegen Norwegen den dritten sicheren WM-Startplatz gesichert. Bis zum 20:21 (47.) waren die Nordeuropäer (Sagosen 5) im Rennen, aber dann setzten sich die Kroaten (Horvat 8/3), Duvnjak 6) doch recht sicher ab.

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