Einzigartig: Schule mit Hühnerstall

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Landtagspräsidentin Barbara Stamm (Zweite von links) und die Mitglieder des Präsidiums ließen sich von Schülern der Robotnic AG erklären, wie man Modellautos per Computerprogramm steuern kann. Foto: AndreasHarbach Foto: red

In der Hollfelder Gesamtschule ist vieles anders als an anderen Schulen: Die Schüler haben zwei Jahre Zeit, die für sie richtige Schule zu finden. Sie können sich in vielen Arbeitsgemeinschaften bis hin zur Schulband betätigen und sie können sich um die schuleigenen Hühner kümmern. Am Montag besuchte das Präsidium des Bayerischen Landtages die Gesamtschule. Und schien angetan vom Konzept.

 
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Schüler, die in Gruppen im Flur auf dem Boden sitzend lernen lernen; kleine Roboterautos, die wie von Geisterhand durch Klassenzimmer fahren; Senioren, die in der Mensa mit ihren Enkeln Spiele spielen: Die Hollfelder Gesamtschule ist in vieler Hinsicht eine einzigartige Schule. Nicht nur, weil sie die weit und breit einzige Staatliche Gesamtschule ist. Sondern auch, weil sie den Schülern vielfältige Chancen bietet, die schulische Laufbahn mit einem Abschluss zu verlassen, den sie an „normalen“ Schulen vielleicht nie geschafft hätten.

Straffen Zeitplan aufgelöst

Vielleicht ist es diese Einzigartigkeit der Hollfelder Gesamtschule mit ihren rund 1000 Schülern und 100 Lehrern, die sie endlich erfahren wollten. Vielleicht lag Hollfeld aber auch nur günstig an der Strecke, so dass sich ein Abstecher nicht vermeiden ließ. Klar ist aber dies: Die Mitglieder des Präsidiums des Bayerischen Landtages mit der Präsidentin Barbara Stamm an der Spitze, die sich am Montag auf Besichtigungstournee durch das westliche Oberfranken gemacht haben, waren sichtlich und hörbar angetan von den Vorführungen von Schülern und Lehrern während ihres rund zweistündigen Besuches. Derart begeistert sogar, dass Präsidentin Stamm den straffen Zeitplan auflöste und ihre Mitfahrer zu weiteren Fragen aufforderte.

Nachhaltiges Lernen

Was ihnen von Schülern und Lehrern, voran Schulleiterin Christiana Scharfenberg, mitgeteilt wurde, schien dem Gros der Präsidiumsmitglieder - von den beiden Vizepräsidenten Ulrike Gote aus Bayreuth und Peter Meyer aus Hummeltal abgesehen - bis dato nicht oder kaum bekannt gewesen zu sein, wie ihre Nachfragen vermuten ließen. Dass man in den ersten beiden Jahren auslotet, zu welchem Schulzweig - Mittelschule, Realschule oder Gymnasium - der oder die Schülerin tendiert. Dass man auf eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen großen Wert legt, dass man nachhaltiges Lernen fördert und dass man die Durchlässigkeit der Stufen als große Chance für die Schüler versteht. Deshalb habe man vielleicht glücklichere Kinder als andere Schulen, sagte Scharfenberg. Auf jeden Fall sei die Gesamtschule eine Einrichtung mit vielen offenen Türen. Und was ihre Einzigartigkeit noch mehr unterstreicht und von Schülersprecherin Mounia mit einem breiten Lächeln verkündet wurde: Die Gesamtschule hat auch einen eigenen Hühnerstall.

Wie akzeptiert in der Bevölkerung und bei vielen Eltern sogar begehrt die Gesamtschule ist, zeigt das Beispiel der Gemeinde Litzendorf im Bamberger Landkreis, Dort haben Eltern einen Verein gegründet und einen Bus angeschafft, um ihre Kinder nach Hollfeld transportieren zu können. Mittlerweile kommt die Hälfte der Schüler aus Gemeinden, die außerhalb des Schulsprengels liegen. Problem dabei: Viele müssen die Fahrtkosten selbst bezahlen.

Vielleicht ändert sich daran bald etwas. Barbara Stamm legte ihren Mitfahrern jedenfalls nahe, das Thema Gesamtschule mal im Bildungsausschuss näher zu beleuchten. Die Idee einer Gesamtschule wie die Hollfelder schien sie jedenfalls zu begeistern.

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