Einer macht Bayreuth zum Schlusslicht

Von Peter Rauscher
Wie bürgerfreundlich ist das Bürgerbüro in Bayreuth? Google gibt schlechte Noten, hat aber nur eine Bewertung. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) in Bayern stellt dem Bürgerbüro der Stadt Bayreuth ein vernichtendes Urteil aus: Nach einer Pressemitteilung des Verbandes sind die Bürger in keiner anderen kreisfreien Stadt im Freistaat unzufriedener mit dem Bürgerbüro als in Bayreuth. Die Stadt spricht von „äußerst fragwürdigen“ Schlussfolgerungen. Der BdSt stützt sich bei seiner Bewertung auf eine einzige Äußerung im Internet. Und findet das auch ganz in Ordnung.

 
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Gleich nach der bayernweiten Verbreitung der Pressemitteilung durch den Bund der Steuerzahler am Dienstag trudelte bei Stadtsprecher Joachim Oppold die erste Anfrage eines Münchner Radiosenders ein, was denn mit dem Bürgerbüro Bayreuth los sei. Dieses ist Schlusslicht in einem Ranking des BdSt, der nach eigenen Angaben Bürgerbüros und Kfz-Zulassungsstellen in den kreisfreien Städten Bayerns „mit dem Ziel auf den Prüfstand gestellt hat, die Ämter mit der höchsten Kundenzufriedenheit zu ermitteln“. Schließlich wisse jeder, dass man als Bürger bei diesen Behörden oft viel Geduld mitbringen müsse, heißt es in der Mitteilung.

Schlechter geht's nicht

Die Vorgehensweise des Steuerzahlerbundes ist simpel: Mit Google-Suche werden die Noten verglichen, die die Suchmaschine aus so genannten „Rezensionen“, also Bewertungen von Nutzern mit Google-Konto im Internet, errechnet. Im Fall der Bayreuther Kfz-Zulassungsstelle ist das die Note 3,6 (bei einer Bestnote von fünf) – guter Durchschnitt. Im Fall des Bayreuther Bürgerbüros prangt allerdings die 1,0 auf der Google-Liste. Das entspricht der Sechs in der Schule, schlechter geht’s nicht.

Zwei Bewertungen

Allerdings: Der schlechtesten Note in ganz Bayern für Bayreuth bei Google liegen ganze zwei Bewertungen zugrunde. Und von den beiden ist auch nur eine - neun Monate alt von Matthias Luft - negativ („Angestellte passen perfekt ins Bild der Stadt“), während Nutzer Marius Lascheit die Beschäftigten des Bürgerbüros als „sehr freundlich und hilfsbereit“ bezeichnet, was aber die Google-Endbewertung merkwürdigerweise nicht verbessert.

"Äußerst fragwürdig"

Stadtsprecher Joachim Oppold übt denn auch deutliche Kritik am Bund der Steuerzahler: „Hieraus irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen zu wollen, erscheint uns äußerst fragwürdig. Es ist für die Stadt Bayreuth nicht nachvollziehbar, wie der Bund der Steuerzahler auf einer derartigen Datenbasis seriös argumentieren will.“

"Das ist halt so"

Maria Ritch, Rechtsanwältin und BdSt-Vizepräsidentin, verteidigt sich: Die Vergleichbarkeit der Städte sei auf jeden Fall gegeben, sagt sie dem Kurier auf Nachfrage. Bei keiner Stadt habe es Hunderte Bewertungen gegeben. In der Pressemitteilung wird sie mit den Worten zitiert: „Die schlechteren Bewertungen sind meist auf lange Wartezeiten und unfreundliche Mitarbeiter zurückzuführen.“ Ob sie das in Ordnung findet, dass eine einzige Stimme Bayreuth zum Schlusslicht macht? „Dann ist das halt so“, sagt sie. Man solle diese Mitteilung nicht überbewerten. „Wir haben ja auch keinen großen Aufwand betrieben.“

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