Eine Volksfest-Institution: Der Bauern-Sepp ist tot

Von Eric Waha
2011 nahm Sepp Kainz seinen Hut als Festwirt auf dem Bayreuther Volksfest. Das Foto zeigt Kainz (von links) mit seiner vor einigen Monaten verstorbenen Frau Christa, seiner Schwiegertochter Jennuy und seinem Sohn Joseph.Foto: Archiv/Martin Ritter Quelle: Unbekannt

Bayreuth/Nürnberg Von Eric Waha Traurige Nachricht für alle, die das Bayreuther Volksfest mögen: Sepp Kainz, der als Bauern-Sepp über Jahrzehnte das kleine Festzelt auf dem Volksfest zu einer festen Größe gemacht hat, ist am Mittwoch im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

 
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BAYREUTH/NÜRNBERG.

Sepp Kainz war ein Festwirt, wie er im Buche steht, "ein Volksfest-Original", wie ihn Jo Schumacher, der ehemalige Bayreuther Verkehrsdirektor und langjährige Freund von Sepp Kainz beschreibt. "Einer mit einer rauen Schale, aber einem weichen Kern." Im Ton durchaus heiter bis wolkig, manchmal derb, war Sepp Kainz stets um seine Gäste besorgt.

Harte Arbeit für seinen Traum

Wie Schumacher sagt, hat der gebürtige Münchner Sepp Kainz hart für seinen Betrieb gearbeitet. Kainz, der nach einer kurzen Zeit als Rausschmeißer auf St. Pauli auf der Reeperbahn Hähnchenbrater auf der Wiesn in München war, hat sich hochgedient, bis er 1968 seinen eigenen Betrieb aufmachen und als Festwirt von Nürnberg aus unterwegs sein konnte. Auf dem Bayreuther Volksfest stellte Sepp Kainz zum ersten Mal im Jahr 1980 das kleine Festzelt auf "und hat sich zum Kult-Festwirt entwickelt", wie Schumacher sagt. Dass er Festwirt werden durfte in Bayreuth, sei "das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben gewesen", sagte Kainz selbst einmal über das Engagement.

Bayreuth wurde Wahlheimat

Bayreuth hat sich mit der Zeit zu der zweitliebsten Stadt des glühenden Club-Fans Sepp Kainz entwickelt. Ebenso, wie "das Vertrauensverhältnis zu seinen Partner gewachsen ist", wie Schumacher sagt. Zu denen habe selbstverständlich auch der damals für das Volksfest zuständige Platzmeister Werner Geißler gehört. "War er mal nicht zur Stelle, übernahm Sepp Kainz spontan seine Aufgaben auf dem Volksfestplatz" - und sorgte dafür, dass die anreisenden Schausteller nicht nur ihre Zelte auf dem für sie vorgesehenen Platz aufschlugen, sondern knüpfte auch gleich die Kontakte zu den Bayreuther Versorgungs- und Handwerksbetrieben.

Der Sepp - ein Original

"Den Sepp kann man nicht beschrieben", sagt Verkehrsdirektor Jan Kempgens, der viel mit Kainz zusammengearbeitet hat. "Er war einfach ein Original. Ein Pfunds-Kerl, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen konnte." Kainz sei einer gewesen, der "beruflich und privat strikt getrennt hat, der während des Festes keinen Tropfen Alkohol getrunken hat" und gerade deshalb "so etwas wie der verlängerte Platzmeister oder unser Sprachrohr auf dem Platz war", sagt Kempgens. Mit einem Lachen erzählt Kempgens eine besondere Geschichte: Ich hab ihn ein Mal geärgert. Aber auch wirklich nur dieses eine Mal. Als ich nach einem Sonntagsessen bei ihm im Zelt - einem Schäufele oder einem hax'n - fertig war, hat er mich gefragt, ob es denn recht gewesen sei. Ich habe aus Witz gesagt, dass es ein bisschen wenig war. Er hat mich nur angeschaut und gesagt: Kempgens, hock dich hie - und hat mir noch einen Teller hingestellt. Noch nie sei einer hungrig aufgestanden in seinem Zelt", sagt Kempgens.

Der Mann ohne Berührungsängste

Kainz, der Mann ohne Berührungsängste, sei auf jedes noch so hohe Tier zugegangen, habe seine Bayreuther ins Herz geschlossen. Besonders seine Ansprechpartner von Fremdenverkehrsverein und der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH. "Er hat immer bei uns reingeschaut, wenn er in Bayreuth war. Aber die Kolleginnen als ,meine Maadla vom Fremdenverkehrsverein' ansprechen, das durfte nur der Sepp." Weil Kainz eine Marke war, irgendwie das widerspiegelte, was auf seiner berühmten grünen Schürze stand: "Ich bin der Chef".

Hoch gesehener Ehrenfahnenträger auf Lebenszeit

In Schaustellerkreisen war Kainz hoch angesehen: Beim Süddeutschen Verband der reisenden Schausteller und Handelsleute (Nürnberg) etwa war Kainz der Ehrenfahnenträger auf Lebenszeit. Und in Bayreuth, als Ehrenjunker der Bayreuther Braunbierritter, habe Kainz, sagt Schumacher, "keine Gelegenheit ausgelassen, seine Freunde auf eine Nürnberger Brotzeit einzuladen".

Drehorgelspiel für seine Gäste

Was Kainz ebenso beliebt gemacht hat: Das Drehorgel-Spiel. Die Drehorgel kam immer zum Einsatz, wenn seine Stammgäste Geburtstag feierten - Kainz lieferte die zünftige Musik dazu, "ohne Honorar, versteht sich". Wenn es seine Zeit zuließ, dann stattete Kainz mit seiner Drehorgel auch dem Faschingstreiben auf dem Markt oder dem Sommernachtsfest in der Eremitage einen Besuch ab.

Sohn führt den Betrieb weiter

Der Betrieb, dem Sepp Kainz über mehr als 40 Jahre lang den Stempel eines Originals aufgedrückt hatte, ist weiter in Familienhand: Seit 2011 führen Sohn Joseph Kainz und seine Frau Jenny den Festzeltbetrieb, der mit seinem Gründer Sepp Kainz jetzt eine Volksfest-Legende verloren hat.

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