Der Sepp - ein Original
"Den Sepp kann man nicht beschrieben", sagt Verkehrsdirektor Jan Kempgens, der viel mit Kainz zusammengearbeitet hat. "Er war einfach ein Original. Ein Pfunds-Kerl, auf den man sich zu 100 Prozent verlassen konnte." Kainz sei einer gewesen, der "beruflich und privat strikt getrennt hat, der während des Festes keinen Tropfen Alkohol getrunken hat" und gerade deshalb "so etwas wie der verlängerte Platzmeister oder unser Sprachrohr auf dem Platz war", sagt Kempgens. Mit einem Lachen erzählt Kempgens eine besondere Geschichte: Ich hab ihn ein Mal geärgert. Aber auch wirklich nur dieses eine Mal. Als ich nach einem Sonntagsessen bei ihm im Zelt - einem Schäufele oder einem hax'n - fertig war, hat er mich gefragt, ob es denn recht gewesen sei. Ich habe aus Witz gesagt, dass es ein bisschen wenig war. Er hat mich nur angeschaut und gesagt: Kempgens, hock dich hie - und hat mir noch einen Teller hingestellt. Noch nie sei einer hungrig aufgestanden in seinem Zelt", sagt Kempgens.
Der Mann ohne Berührungsängste
Kainz, der Mann ohne Berührungsängste, sei auf jedes noch so hohe Tier zugegangen, habe seine Bayreuther ins Herz geschlossen. Besonders seine Ansprechpartner von Fremdenverkehrsverein und der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH. "Er hat immer bei uns reingeschaut, wenn er in Bayreuth war. Aber die Kolleginnen als ,meine Maadla vom Fremdenverkehrsverein' ansprechen, das durfte nur der Sepp." Weil Kainz eine Marke war, irgendwie das widerspiegelte, was auf seiner berühmten grünen Schürze stand: "Ich bin der Chef".
Hoch gesehener Ehrenfahnenträger auf Lebenszeit
In Schaustellerkreisen war Kainz hoch angesehen: Beim Süddeutschen Verband der reisenden Schausteller und Handelsleute (Nürnberg) etwa war Kainz der Ehrenfahnenträger auf Lebenszeit. Und in Bayreuth, als Ehrenjunker der Bayreuther Braunbierritter, habe Kainz, sagt Schumacher, "keine Gelegenheit ausgelassen, seine Freunde auf eine Nürnberger Brotzeit einzuladen".
Drehorgelspiel für seine Gäste
Was Kainz ebenso beliebt gemacht hat: Das Drehorgel-Spiel. Die Drehorgel kam immer zum Einsatz, wenn seine Stammgäste Geburtstag feierten - Kainz lieferte die zünftige Musik dazu, "ohne Honorar, versteht sich". Wenn es seine Zeit zuließ, dann stattete Kainz mit seiner Drehorgel auch dem Faschingstreiben auf dem Markt oder dem Sommernachtsfest in der Eremitage einen Besuch ab.
Sohn führt den Betrieb weiter
Der Betrieb, dem Sepp Kainz über mehr als 40 Jahre lang den Stempel eines Originals aufgedrückt hatte, ist weiter in Familienhand: Seit 2011 führen Sohn Joseph Kainz und seine Frau Jenny den Festzeltbetrieb, der mit seinem Gründer Sepp Kainz jetzt eine Volksfest-Legende verloren hat.