Ein Selbstversuch Aufseß: Unterwegs auf dem Brauereienweg

Von Moritz Kircher
Für gute Läufer sollte der Brauereienweg eigentlich keine große Herausforderung darstellen. Wenn da nicht das viele Bier wäre. Foto: red

Eigentlich sollte der Aufseßer Brauereienweg keine große Herausforderung darstellen. Wenn da nicht das viele Bier wäre. 

 
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"Ein kleines Schwarzbier bitte.“ Die Frau sitzt im Biergarten der Brauerei Stadter in Sachsendorf. „Ich hab’ keine Kleinen“, antwortet die Bedienung. In der Fränkischen Schweiz gibt's das eben nicht. Anfängerin, denke ich.

Obwohl – ganz schlecht war ihre Idee nicht. Mit vier Bier in Standardgröße können die Beine auf knapp 15 Kilometern des Aufseßer Brauereienweges schwer werden. An der Strecke liegen drei weitere Brauerei-Gasthöfe, die man besucht haben sollte. Da ist es empfehlenswert, zuerst einen längeren Streckenabschnitt hinter sich zu bringen. Start in Aufseß an der Brauerei Rothenbach. Links der Wald, rechts der Bach geht es auf zumeist breiten Wegen flach Richtung Neuhaus und Sachsendorf. Allzu anspruchsvoll ist die komplette Runde nicht. Oder besser gesagt: Wäre sie ohne Bier nicht.

Und weil der Brauereienweg bis auf wenige Ausnahmen in beide Richtungen sehr gut ausgeschildert ist, begegnet man immer wieder kleinen Grüppchen, die die Tour andersherum in Angriff nehmen. „Grüß Gott.“ Aha – Einheimische. Auf dem Brauereienweg sind also nicht nur Touristen unterwegs. Die gibt’s natürlich auch.

„Kommen Sie von hier?“, will ein älteres Ehepaar am Nachbartisch im Stadter-Biergarten wissen. „Was ist denn ein Schäuferla?“ Da helfe ich gerne. Denn das zarte Stück aus der Schweineschulter mit Klößen schmeckt lecker. Und so ein deftiges Mahl hilft, dass der Gerstensaft in Kombination mit strahlendem Sonnenschein nicht ganz so schnell anschlägt. Ohnehin sind die Gruppen, die an Fronleichnam auf dem Brauereienweg unterwegs sind, nicht auf den Rausch sondern auf den entspannten Genuss aus.

Von Sachsendorf geht es weitab jeglicher Zivilisation Richtung Hochstahl. Keine Straße, nur Natur. Der Ochsenkopf im Fichtelgebirge am Horizont. In Hochstahl hat man wohl Mitleid mit den weniger bierfesten Wandersleuten. Im Gasthof Reichold gibt‘s auch ein kleines Bier. Sogar als Radler. Vielleicht auch aus Rücksicht auf jene, die sich noch auf zwei Räder setzen müssen. Denn hier sind die Wanderer erstmals in der Unterzahl, der Biergarten fest in der Hand der Motorradfahrer. Auf der Straße knattern sie im Sekundentakt vorbei, dass mein Seidla wackelt und ich die freundliche Bedienung kaum verstehe. Also nix wie austrinken und weiter wandern.

Naja… wandern. Nach zwei längeren Etappen ist es bis zur Kathi-Bräu – die nächste Station auf dem Brauereienweg – eher ein Spaziergang. Der Biergarten im Schatten großer Eichen wird bei schönem Wetter leicht zur Falle. Hier ist es kühl, das Bier noch kühler. Wer will da noch laufen? Ich nicht. Hier tummeln sich wieder unzählige Biker – die mit den Radlerhosen und die mit den Lederkombis und -kutten. Auf dem Parkplatz sind Hunderte heißer Öfen zu bewundern. Die Fans zücken ihre Fotoapparate. Den passionierten Wanderer zieht’s wieder in die Natur.

Drei Bier im Bauch, die Beine schwer geht es auf die letzten zwei Kilometer zurück nach Aufseß. Von der Anhöhe herunter bietet sich dem bierseligen Wanderer ein wunderbarer Blick auf Schloss Unteraufseß – und sogleich auf den Brauereigasthof Rothenbach. Geschafft. Was tut man nicht alles für vier Stempel im Brauerei-Wanderpass. Ein Erinnerungsstück, das zu Hause einen Rahmen bekommt.

Der Biergarten liegt im Hinterhof, weitab vom Geknatter der Motorräder. Drei Bier und 15 Kilometer Brauereienweg sind geschafft. Und weil das was zu feiern ist, gibt’s an der letzten Station auch ein Aufseßer Festbier. Das Fest für Biertrinker kommt in der Flasche, bernsteinfarben perlt es ins Glas und türmt eine stattliche, feste Schaumkrone auf. Mein Werk steht in der Sonne wie ein Siegerpokal, und am Glas glitzern die Kondenswassertropfen wie die Schweißperlen auf meiner Stirn. Ein tiefer Schluck und zufrieden sinke ich in den Gartenstuhl.

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