Eigengewächs der Autobahnmeisterei

Von Kerstin Goetzke
Thomas Wirsing (Dritter von links) ist der erste Auszubildende der Autobahnmeisterei Trockau. Mit im Bild Personalrat Andreas Held, Dienststellenleiter Jörg Stricker, Kolonnenführer Wolfgang Batz und der stellvertretende Kolonnenführer Wolfgang Schmidt (von links). ⋌Foto: Kerstin Goetzke Foto: red

Nach knapp 80 Jahren hat in der Autobahnmeisterei in Trockau erstmals ein eigener Lehrling eine Ausbildung absolviert. Thomas Wirsing aus Speichersdorf beendete seine Ausbildung zum Straßenwärter mit einem Notendurchschnitt von 1,8.

 
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Bisher wurden in Trockau nur Seiteneinsteiger eingestellt, die bereits einen anderen Beruf erlernt hatten. „Die Mischung macht es“, sagt Dienstellenleiter Jörg Stricker. Zu seinen insgesamt 30 Mitarbeitern zählen unter anderem gelernte Maurer und Werkzeugtechniker. Sie haben später eine Prüfung zum Straßenwärter abgelegt.

Dreijährige Ausbildung

„Aber in verkürzter Zeit nimmt man nicht so viel mit wie in einer dreijährigen Ausbildung“, meint Stricker, der Anfang der 1990er selbst in Münchberg den Beruf des Straßenwärters gelernt hat. Er hofft, dass die Auszubildenden (es gibt noch jeweils einen im ersten und zweiten Lehrjahr) ihn vor allem bei den formellen Arbeiten entlasten. Denn der Arbeitsaufwand, was Dokumentation und Firmenüberwachung angeht, nehme immer mehr zu. Außerdem liegt das Durchschnittsalter in Trockau über 50 Jahre. In den nächsten fünf Jahren gehen fünf Mitarbeiter in Rente.

Qualifiziertes Personal

Damit der Betrieb trotzdem mit qualifiziertem Personal weitergehen kann, hat Stricker sich entschlossen, auf Auszubildende zu setzen. Zehn bis 15 Bewerbungen hat er vor mehr als drei Jahren für die erste ausgeschriebene Ausbildungsstelle erhalten. Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren für den Ausbildungsbeginn 2018. „Die Noten müssen passen. Sollte das nicht der Fall sein, stelle ich lieber wieder einen jüngeren Seiteneinsteiger ein“, so der Dienststellenleiter. Denn der Beruf sei auch gefährlich, bei dem viel Verantwortung im Spiel ist.

Praktikum beim Onkel

Thomas Wirsing ist Feuer und Flamme für die neue Aufgabe. Bereits in der Mittelschule war für ihn klar: Das ist mein Beruf. Er hatte bei seinem Onkel ein Praktikum absolviert und war sofort begeistert: „Man ist draußen, kann mit tollen und modernen Geräten arbeiten und hat immer was anderes zu tun“, sagt er. Es werde nie langweilig.

Nach Wochen im Blockunterricht an der Schule in Würzburg sei er froh gewesen, wieder in den Betrieb zurückzukommen. In Würzburg hatte er Fächer wie Grünpflege, Winterdienst, Verkehrsrecht, Straßenunterhalt und Pflasterbau. Es ist ein breites Feld an Arbeiten und Aufgaben, die der 20-Jährige nun auf der A 9 zwischen dem Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach und Hormersdorf übernehmen kann.

Tätigkeitsbereiche des Straßenwärters

Da das Gelernte breit gefächert ist, hätte Wirsing auch die Möglichkeit, in Kommunen oder privaten Unternehmen zu arbeiten. Um die verschiedenen Tätigkeitsbereiche des Straßenwärters kennenzulernen, hat er außerbetriebliche Stationen besucht.

Das A und O in dem Beruf ist, den CE-Führerschein zu haben. Denn Straßenwärter müssen Lastwagen mit Anhänger fahren.Wenn die Männer noch nicht 21 Jahre alt sind, erhalten sie eine Erlaubnis, die ihnen zugesteht, für den Job diese Fahrzeuge zu führen.

Wirsing will an Technikerschule

Privat darf Wirsing den Schein aber nicht nutzen, weil er erst 20 Jahre alt ist. In zwei bis drei Jahren will Wirsing an der Technikerschule eine Ausbildung zum Straßenmeister machen. Er hofft, dass dies auch noch möglich ist, wenn die Autobahnmeistereien zum Jahresbeginn 2021 privatisiert werden.

Egal, wie es für den frischgebackenen Straßenwärter weitergeht, Stricker ist jetzt schon stolz auf ihn: „Ich war drei Tage vor der Prüfung aufgeregter als Thomas.“ Die Ausbildung auf der Autobahn sei schwierig, weil auf die Sicherheit geachtet werden müsse. Im Fall von Wirsing hat sie sich gelohnt: Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in der Autobahnmeisterei ist deutlich gesunken, und sie hat nun einen qualifizierten Mitarbeiter mehr.