Ebay-Betrug mit kleinen Beträgen

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Seit Monaten verkloppt er über Ebay Krusch und Krempel aus seinem Leben, von alten Katalogen bis zum Nachkriegsspielzeug. Ausgerechnet bei einer graufarbenen Rundfunkgebührenquittung von 1941 hat man versucht, Gerd Kaupper (69) übers Ohr zu hauen. Dabei hat er nur einen Euro dafür verlangt.

 
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Schon lange sind Heidi Kaupper (71) die alten Kataloge ein Dorn im Auge. Das ganze Haus voll mit der Frühjahrskollektion von Otto – aus dem Jahr 1970. Oder mit Katalogen des alten Bayreuther  Geschäfts Tauscher, Meyer Moden, Schwab, Schöpflin, Alba Moda, Elegance boutique. „Das muss raus.“ Kein Wunder also, dass Gerd Kaupper viel Zeit vorm Computer verbrachte. Seine Verkaufs-Dokumentationen füllen mehrere Din-A-4-Seiten, die Käufer sind penibel aufgelistet, E-Mail-Adresse, Bewertung, Preis. Alles da. Auch Ansgafu-0.

„Zum Wegwerfen zu schade.“

Die Person mit dem seltsamen Nutzernamen Ansgafu-0 kaufte von Kaupper am 20. August dieses Jahres eine alte Rundfunkgebührenquittung. Damals kostete die Gebühr zwei Reichsmark, ausgestellt wurde das graue Dokument in Rinteln. Nur einen einzigen Euro wollte Kaupper dafür haben. „Zum Wegwerfen zu schade.“ Dazu kamen 85 Cent Versandgebühren und ab die Post. An eine Adresse in Memmingen, Ratzengraben. Die Adresse gibt’s, den Mann, der dort wohnen soll, den gibt’s nicht. Eine bloße Erfindung.

Ansgafu-0 war Kaupper, der wegen seiner vielen Kataloge zum Ebay-Profi avanciert war, gleich aufgefallen. Am 20. August tauchte dessen seltsamer Name in Ebay auf, am 20. August kaufte er Kaupper die graue Reichsmark-Rundfunkgebührenquittung für einen Euro ab, und am 20. August schrieb er, dass er bald das Geld dafür, also die 1.85 Euro, überweisen wolle. Und Kaupper fällt drauf rein: Er schickt dem angeblichen Memminger im Ratzengraben seine Kontodaten und hat prompt ein paar Tage später zweimal eine Abbuchung von 29.90 Euro auf seinem Konto. „Der wollte nur meine Daten haben.“

Betrüger angeklagt, Verfahren eingestellt

Abgebucht wurde der eher unscheinbare Betrag von einer niederländischen Firma, die seriös ist. Die Adyen Client Management Foundation Stichting regelt den Zahlungsverkehr mitunter großer Internet-Dienste, darunter auch Datingplattformen. Das Geld wird zwar von den Konten der Nutzer abgebucht, die sehen aber nicht, wer der eigentliche Empfänger ist. Der bleibt unbekannt. Kaupper wurde wütend und zeigte den Mann hinter dem Pseudonym Ansgafu-0 an. Erfolglos.

Die Staatsanwaltschaft Bayreuth hat inzwischen das Verfahren eingestellt. „Da ein Täter nicht ermittelt werden konnte“, heißt es in der Begründung, die dem Kurier vorliegt. Die Person hinter Ansgafu-0 hatte bei dem Internet-Autohänder Autoscout24 eine Anzeige für einen VW Touran geschaltet und dabei Kauppers Kontonummer angegeben. Nach dem Motto kleine Beträge fallen nicht auf. Ansgafu-0 hat noch mehrere Käufe zu Minipreisen getätigt – und versucht, an die Daten anderer heranzukommen. Angemeldet hatte er sich mit der Telefonnummer einer Frau aus München.

Keine Lust mehr auf Ebay

Eine Recherche im Internet zeigt, dass diese Masche schon seit einigen Jahren zu funktionieren scheint. Nutzer, gerade bei Ebay, beklagen sich seit mehr als fünf Jahren über kleinere Beträge, die von ihren Konten abgebucht werden – auch von der Firma Adyen. Und auch dort fällt auf: Kurz vorher hatte ein Nutzer sich kurz bei Ebay angemeldet und versucht, an die Kontodaten der Geschädigten zu kommen. Mit Erfolg. Die meisten übrigens sahen von einer Anzeige ab. Weil sie die Erfolgsaussichten für zu gering hielten.

Kaupper hat sich ein neues Konto zugelegt. Und eigentlich inzwischen auch keine besondere Lust mehr auf die Ebay-Verkäufe. Obwohl er noch viel zu verkaufen hätte, denn sein Haus ist ziemlich groß.

Die 1,85 Euro nie erhalten

Für seine alten Kataloge, die früher tonnenweise im Mülleimer gelandet sind, erzielt er teilweise Preise bis zu 50 Euro und mehr. Betrogen wurde er aber nie. Nur bei seiner grau Rundfunkgebührenquittung aus dem Jahre 1941. Die 1,85 Euro übrigens hat er nie erhalten. Die Rundfunkgebührenquittung wartet immer noch auf einen Käufer.

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