Durchs Klima „Rettungsdienst klimafest machen“

Jürgen Umlauft
Einsatzfahrzeuge des Technischen Hilfswerks Foto: picture alliance/dpa/Harald Tittel

Nach den Sturzfluten des vergangenen Jahres in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wachsen auch bei den bayerischen Rettern die Sorgen. Wie können sich die Rettungsdienste rüsten?

 
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München - Experten verschiedener Rettungs- und Hilfsdienste haben die Politik aufgefordert, den Katastrophenschutz in Bayern „klimafest“ zu machen. Die Sturzfluten im vergangenen Sommer hätten gezeigt, dass Ausrüstung, Ausbildung und Einsatzpläne an die neuen Wetterextreme angepasst werden müssten, hieß es bei einer Fachanhörung im Innenausschuss des Landtags. Zudem müssten Warnmeldungen an die Bevölkerung beschleunigt werden. Als neue Herausforderung nannten die Experten die vielen „Spontanhelfer“ aus der Bevölkerung. Deren Hilfsangebote führten zu einem zusätzlichen Koordinierungsaufwand. Insgesamt sei der Katastrophenschutz im Freistaat gut aufgestellt, lautete das einhellige Urteil.

Als ein Problemfeld identifizierten die Experten die Einsatzkoordinierung bei Großschadensereignissen über Landkreisgrenzen hinweg. Hier brauche es klare Führungsstrukturen und mehr Großübungen. Johann Eitzenberger, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, riet zur Schaffung gemeinsamer Lage- und Beobachtungszentren, in denen alle Daten und Analysen zusammenlaufen müssten. „Es muss jeder wissen, wer wann was zu sagen hat“, brachte es der technische Leiter der Wasserwacht Bayern, Marcus Röttel, auf den Punkt. Der Landesvorsitzende der Bergwacht in Bayern, Thomas Lobensteiner, sprach vom Prinzip „regional führen, zentral koordinieren“. Vor allem für die Anfangsphase nach einer Alarmierung forderte er den Aufbau gut ausgebildeter und ausgerüsteter Spezialteams zur schnellen Hilfe.

Aus der Erfahrung der Sturzfluten mit mehr als 100 Todesopfern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen drängte der Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks, Robert Schmitt, darauf, die Bevölkerung besser auf überraschend eintretende Katastrophenfälle vorzubereiten. „Sirenen allein reichen nicht“, betonte er. Die Menschen müssten wieder lernen, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollten. Er empfahl Aufklärung schon in der Schule und „Selbstschutzkurse“ für die breite Bevölkerung.

Kontrovers diskutiert wurde die Hilfe durch unorganisierte „Spontanhelfer“ aus der Bevölkerung. Deren Engagement sei in vielen Bereichen hilfreich, führe aber auch zu Problemen, teilten erfahrene Katastrophenschützer mit. Unter die Helfer mischten sich zunehmend Personen, die mit ihrem Einsatz nur vordergründig helfen, dafür aber den vermeintlich handlungsunfähigen Staat vorführen wollten, betonte der THW-Landesbeauftragte Fritz-Helge Voß.

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