Dschungelcamp 9: Staffel-Heulen

Von Christophe Braun
 Foto: red

Einmal pro Dschungel-Staffel ist Staffel-Heulen angesagt. Am neunten Tag der aktuellen Reihe war es soweit: Die Promis flennten, was das Zeug hielt. Außerdem hat Legat ein Krokodil angepisst.

 
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Rolf ist bleich wie eine würdelos gealterte Raufasertapete. "Dein Herz hört sich an, als ob es keinen richtigen Takt hat", attestiert Dr. med. David Ortega, und Waldgreis Z. pflichtet bei: "Irgendwas stimmt hier nicht." Fünf Minuten später checkt Dr. Bob - der, nebenbei bemerkt, auch kein Arzt ist - die Dschungelmumie und entscheidet, dass Rolf das Camp sofort verlassen muss. Und das Staffel-Heulen geht los.

Cry me a river

Den Auftakt macht Jürgen. Rolf, sagt er, habe ihn an seinen Vater erinnert. Der Unterschied: "Von Rolf konnte ich mich verabschieden, von meinem Vater nicht." Gottseidank sind Jenny und Thorsten da und nehmen den von Heulkrämpfen geschüttelten Milski in den Arm.

Menderes kann dabei nicht zusehen, ohne selbst zu schluchzen. Helena versucht, ihn zu trösten: "Ich bin ja auch noch da." Das ist zu viel - jetzt heult der glücklose DSDS-Kandidat wie ein Schlosshund. Die RTL-Leute ziehen alle Register und spielen abwechselnd Bon-Iver-Heuler und Radiohead-Hymnen. Auf einmal wird uns auch ganz schwer ums Herz.

"Ciao, Vögel!"

Erstaunlich tränenfrei verläuft derweil Davids Abreise. "Du bist wirklich ein toller Mann", sagt Nathalie, scheint es aber selbst nicht zu glauben. Und David, unbeholfen wie eh und je: "Ich muss nochmal mit Dir reden, wenn wir draußen sind. Guter Zufall!" Dann schnappt er seine Tasche und verlässt den Lagerplatz. Auf dem Weg durch den Wald verabschiedet er sich à la Franz von Assisi von sämtlichen Tieren des Waldes: "Ciao Schaben, Ciao Insekten, Ciao Vögel, ciao Löwen!" Kurz darauf sitzt er im Van, auf dem Weg ins Hotel, und versucht sich in stoischer Denke: "Dieser Moment, wenn Du gehst, ist bestimmt. Und da sollst Du Dich nicht gegen wehren." Man müsse, sagt er, einfach das Beste aus der Situation machen. Und als Erster, den die Zuschauer rausgewählt haben, sei er ja quasi "Rückwärts-Dschungelkönig."

Im Camp grübelt gleichzeitig Sophia über den Exitus des Ortegen. "Ich frage mich, warum die Leute den rausgewählt haben. Ging der denen auch so auf den Sack wie mir?"

Den Heul-Staffelstab übergibt Menderes dem Camper, von dem wir es am wenigsten erwartet hätten: Thorsten "Ich hasse Versager" Legat. Der muss zur Dschungelprüfung antreten. Zu deren Beginn erkundigen die Moderatoren sich nach seinen Schwächen:

Sonja: "Gibt es irgendwelche Ängste, die Du hast? Kälte? Enge?"
Thorsten: "Nein. Gar nichts."
Sonja: "... Tiere ..?"
Thorsten: "Lecker!"

Die Prüfung heißt "Höhlenqualen": Thorsten muss in ein wassergeflutetes, mit allerlei Getier besetztes Höhlensystem klettern und neun Sterne bergen. Dazu muss er sich bis auf die Badehose ausziehen, und an dieser Stelle sei uns die Bemerkung erlaubt, dass er aussieht wie eine der billigen Actionfiguren, mit denen wir Ende der 80er-Jahre gtespielt haben. Thorsten holt - niemand hat etwas anderes erwartet - alle Sterne. Auch einen, den ein zwei Meter großes Krokodil bewacht. Später räumt er ein, ins Wasser gepinkelt zu haben. Gut möglich, dass das Krokodil deshalb ziemlich benebelt wirkte.

Und dann heult auch er. Der Legator. Die Mensch-Maschine. Erklärt, dass er all das für seine Kinder tue, mit denen er eine Wette laufen habe. Dann wischt er die Tränen weg, geht gutgelaunt zurück ins Camp ("Hey, Ihr Pisser!") und ist wieder ganz der Alte.

"Ich will keine Schlange sein ..!"

Den Abschluss der Heul-Staffel macht Ricky, von dem wir ja ohnehin wissen, dass er nah am Wasser gebaut ist. Als die Camper einander Tiere zuordnen müssen, entscheiden die übrigen Promidarsteller, dass Ricky am Ehesten der Schlange ähnlich sei. Woraufhin dieser sich im Dschungeltelefon einschließt und sich minutenlang im Selbstmitleid suhlt: "Ich will keine Schlange sein ..! Ich habe das Gefühl, keiner hier nimmt mich ernst. Ich habe das Gefühl, dass alles hier ganz, ganz schiefläuft."

Für Ricky - vielleicht. Für die Zuschauer: Keineswegs! Die Heul-Orgie vom Samstagabend war einer der Unterhaltungshöhepunkte der bisherigen Staffel. Eine Fortsetzung braucht's dennoch nicht - heute Abend wollen wir die Waldschrate wieder kämpfen sehen!

Anmerkung der Redaktion: In einer Erstfassung dieses Textes haben wir glatt vergessen, zu erwähnen, dass auch jemand rausgeflogen ist. Also, abgesehen von Dschungel-Mumie Rolf Z. natürlich. Die Elvers nämlich. Ob deren Fehlen uns überhaupt auffallen wird, ist unklar. Ihre Anwesenheit jedenfalls hatten wir praktisch nicht bemerkt.

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