Doppelsieg der LSG-Piloten: Titelgewinn in Bundesliga und Weltliga

Das Sieger-Team der LSG Bayreuth von 2015 war nun in fast identischer Besetzung auch 2018 wieder erfolgreich (von links): Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Teamkapitän Andreas Baier (vorne), Johannes Baier, Georg Baier, Heiko Hertrich, Wolfgang Clas, Martin Brühl und Lothar Schmidt. Auf dem Bild fehlen Sebastian Baier, Uwe Förster und Sebastian Eder. Foto: Daniel Große Verspohl Quelle: Unbekannt

SEGELFLIEGEN. Nach 19 Wochen hat die LSG Bayreuth eines der spannendsten Titelrennen in der Geschichte der Bundesliga für sich entscheiden: Mit einem doppelten Rundensieg zum Saisonabschluss konnten die Piloten vom Bindlacher Berg nicht nur den Gesamterfolg in der Weltliga perfekt machen, sondern auch im Kampf um den nationalen Titel noch überraschend das Blatt zu ihren Gunsten wenden.

 
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Sie wiederholten damit den Doppelerfolg aus dem Jahr 2015. Ausgangspunkt vor der letzten Runde war eine Weltliga-Führung mit ordentlichen 17 Wertungspunkten Vorsprung vor Titelverteidiger LSR Aalen. Aber in der 1. Bundesliga, in der nur die 30 besten deutschen Vereine und nur deren in Deutschland gestartete Flüge gewertet werden, waren es sieben Punkte Rückstand auf Aalen, die fast uneinholbar schienen. Vorausgegangen waren sieben Wochenenden, an deren Ende die Bundesliga-Tabellenführung zwischen Aalen und Bayreuth hin und her wechselte.

Andreas Baier gelingt bester Flug der Saison

LSG-Teamkapitän Andreas Baier ließ sich davon nicht abschrecken und blies noch einmal zum Angriff. Dabei ging er mit gutem Beispiel voran: Mit einer Wertung von 138,29 km/h war er am Sonntag schließlich selbst der schnellste Pilot der Bundesliga. Dazu hatte er über 2,5 Stunden eine tatsächliche Durchschnittsgeschwindigkeit (vor Verrechnung des Flugzeugtyps) von 163,18 km/h erreicht. In den 2,5 Wertungsstunden legte Baier damit eine Strecke von 407,95 Kilometern zurück, und zwar zwischen der Rhön und dem Pilsener Becken in Tschechien. Es war der beste Flug der ganzen Saison.

Die anderen beiden Beiträge zum Bayreuther Rundensieg mit 388,3 km/h lieferten Sebastian Baier (126,1) und Friedhelm Lotte (123,9). Auch Heiko Hertrich (122,3) und Johannes Baier (119,9) standen nicht viel nach. Bernd Löser, Farshad Nowrouz und Jörg Bachsteffel mussten ihren Umwegen Tribut zollen und konnten mit Ergebnissen um 110 km/h nicht entscheidend zum Mannschaftsergebnis beitragen, waren aber zur Minimierung des Risikos und als Pfadfinder sehr wertvoll.

Als die eigene Leistung feststand, wurden die Nerven der Bayreuther durch das Warten auf die Auswertung des Konkurrenten LSR Aalen strapaziert. Bei Sonnenuntergang stürzte auch noch der Auswertungsserver ab. Umso größer war der Jubel als die Entscheidung gefallen war.

Hauptkonkurrent nur auf Platz zehn

Dabei war nicht einmal das regionale Wetter entscheidend, wie es so oft während einer Saison vorkommt. Über der Schwäbischen Alb wurden Schnittgeschwindigkeiten über 130 km/h geflogen, genauso wie in der Taunusregion oder um den Harz bis in den Fläming, südlich von Berlin. Die Chancen waren also für alle Konkurrenten gleich. Zweiter hinter Bayreuth wurde die FG Wolf Hirth aus Kirchheim/Teck mit 383,1 km/h vor dem AC Lichtenfels (376,1), der als Neuling einen starken vierten Platz in der Abschlusstabelle erreichte. Zum Glück für die Bayreuther konnten sich viele Nordvereine mit Leistungen zwischen 370 und 380 km/h noch gut platzieren, so dass Aalen mit 363,7 km/h trotz des Einsatzes von 23 (!) Piloten nicht über den zehnten Rundenplatz hinaus kam. Rang acht hätte zur Titelverteidigung gereicht.

Wertvolle Punkte am schlechtesten Tag

Kurioserweise war neben den beiden Rundensiegen der LSG auch der Tiefpunkt der Saison zumindest für den Gesamtsieg in der Bundesliga genauso entscheidend: Als Lothar Schmidt in Runde 14 bei widrigem Wetter als einziger eine gültige Wertung geschafft hat und die LSG damit auf den letzten Rundenplatz von 17 gestarteten Vereinen kam, brachte das immer noch vier Punkte ein – die wertvollste Einzelleistung der Saison angesichts von nur zwei Punkten Vorsprung am Ende! Im Laufe der Saison sind elf Piloten in die Bundesliga-Wertung der LSG gekommen: Martin Brühl, Wolfgang Clas, Uwe Förster, Heiko Hertrich, Friedhelm Lotte, Alexander Müller, Lothar Schmidt, die Familie Baier mit den Brüdern Andreas und Johannes und ihrem Neffen Sebastian, sowie der österreichische Gastpilot Sebastian Eder.

Für die LSG Bayreuth ist es nach 2002 und 2015 der dritte Bundesliga-Sieg und nach 2015 der zweite Sieg in der World League. Der Meldeschluss für die World League läuft mit Blick auf die Zeitverschiebung zwar noch einen Tag länger bis Dienstag, 10 Uhr. Da der einzig verbliebene Titelkonkurrent LSR Aalen aber mit allen Piloten von seinem Heimatflugplatz angetreten war , sind nach Bundesliga-Wertungsschluss beide Titelkämpfe geklärt.

Modus und Wertung

In den Segelflug-Ligen werden über 19 Wochenenden die schnellsten drei Piloten eines Vereins gewertet. Hierfür kommt es auf die schnellsten 2,5 Stunden der Flüge auf höchstens vier zusammenhängenden Teilstrecken an. In der 1. und 2. Bundesliga erhält der beste der jeweils 30 Vereine pro Runde 20 Punkte, der zweitbeste 19 und so weiter. Jeder Verein mit einem gültigen Wertungsflug erhält mindestens einen Punkt. In der World League werden alle Flüge eines Wochenendes von allen 1120 Vereinen weltweit gewertet, der Rundensieger erhält hier 40 Punkte.

Da die Clubs immer im Modus alle gegen alle antreten, ist auch eine weltweite Wertung möglich: Jeder Pilot startet wo immer er möchte, und lädt am Abend die Flugschreiberdatei in das Wertungsportal www.onlinecontest.org hoch, wo aus den GPS-Daten des Fluges die besten 2,5 Stunden ausgerechnet und bewertet werden.

Bundesliga (Endstand nach 19 Runden; 30 Vereine): 1. LSG Bayreuth (262 Punkte), 2. LSR Aalen (260), 3. FG Schwäbisch Gmünd (219), 4. AC Lichtenfels (184), 5. FLG Blaubeuren (183), 6. LSV Rinteln (174), 7. LSV Schwarzwald (164), 8. SFG Donauwörth-Monheim (159), 9. LSV Burgdorf (159), 10. FLC Schwandorf (156), 11. AC Bamberg (153).

World League (1120 Vereine; Veränderungen noch bis Dienstag, 10 Uhr, möglich): 1. LSG Bayreuth (510), 2. LSR Aalen (480), 3. LSV Gifhorn (415), 4. Moriarty Soaring/USA (390), 5. FG Schwäbisch Gmünd (389).

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