Und drittens ist im Frühjahr die Milchquote weggefallen. Sie hat bisher EU-weit geregelt, wie viel Milch jeder einzelne Bauer an die Molkereien liefern darf. Seitdem sei die Milchproduktion zwar nicht übermäßig angestiegen, sagt Lappe, „weil Kühe ja nicht vom Himmel fallen“.
Emotionen sind stärker als Fakten
Doch allein, dass die Discounter das in den Verhandlungen behauptet hätten, habe gereicht, um den Milchpreis zu drücken: „Der Milchmarkt hängt zur Zeit mehr an Emotionen als an Fakten“, sagt Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. „Deshalb ist es schon lustig, wenn Aldi erst die Preise drückt und sich dann als Retter der Landwirtschaft hinstellt.“ Zumal auch mit 32 Cent pro Liter niemand gerettet würde. Die Produktionskosten für einen Liter Milch liegen bei rund 45 Cent.
Dabei sei die Rückbesinnung auf Produkte aus der Region eigentlich ein Zukunftsmodell, sagt Lappe. „Die Bevölkerung steht zum Regionalen.“ Davon müsse aber auch etwas bei den Bauern ankommen. Doch den Gewinn streiche momentan alleine das Handelsunternehmen ein. Die Frage, was mit den acht Cent passiert, die die Verbraucher mehr bezahlen als die Bauern bekommen, lässt Aldi unbeantwortet.
"Milchpreis wie Sonne und Regen"
Für die Zukunft des Milchmarktes sieht BBV-Kreisobmann Lappe trotzdem nicht nur schwarz. „Aber wir werden wohl damit leben müssen, dass der Milchpreis in Zukunft noch stärker schwanken wird.“ Und auch Milchbauer Engelbrecht sagt: „Der Milchpreis ist wie Sonne und Regen.“ Er hofft darauf, dass irgendwann das Handelsembargo gegen Russland wieder aufgehoben wird. Und dass das Freihandelsabkommen mit Amerika den deutschen Bauern neue Absatzmärkte eröffnet. „Ich bin zuversichtlich, dass der Preis dann auch wieder steigen wird.“
Wer hat regionale Lebensmittel im Angebot?
Aldi ist nicht der erste Discounter, der regionale Milchprodukte anbietet. Lidl hat die bayerische, gentechnikfreie Marke „Ein gutes Stück Heimat“ bereits 2009 eingeführt und zahlt den rund 260 beteiligten Milchbauern etwas mehr als üblich. Allerdings ebenfalls nicht genug, um die Produktionskosten zu decken. Und auch Rewe hat regionale Milchprodukte im Sortiment. Edeka ließ eine Pressenfrage unbeantwortet.
Die hiesigen Milchbauern liefern vor allem an die Bayreuther Molkerei, die zu Bayernland gehört und sich auf Käseherstellung spezialisiert hat. Er ist in allen Discountern erhältlich. Auf dem Gelände der Molkerei in der Bindlacher Straße 12 gibt es auch einen Werksverkauf.