Digitales Immer mehr Kinder mit Smartphones

Von Julian Seiferth
Melanie Loew und ihr Seminar arbeiten an ihrer Präsentation. Sie wollen jüngere Schüler über die gefahren von WhatsApp aufklären. Foto: Julian Seiferth Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Der Umgang mit sozialen Netzwerken wird immer wichtiger. Gerade für die Jüngsten lauern aber auch Gefahren. Ein Seminar am Gymnasium Pegnitz will genau die aufklären.

 
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Durch das Klassenzimmer des Gymnasiums klingen Worte, die man hier eher nicht erwarten würde: Heftigste Beleidigungen, Drohungen – ein Schwall verbaler Boshaftigkeit dringt aus den Lautsprechern. Daneben stehen Fabian, Lea (beide 17) und David (16), erstaunlich entspannt. Die Ausfälle sind Teil einer Präsentation, die ihr Seminar für die Eltern von jüngeren Schülern vorbereitet hat. Das Thema: Die Möglichkeiten und Gefahren des Internets.

Prävention, nicht Werbung

Der Fokus liegt im Besonderen auf der Kurznachrichten-App WhatsApp, wie Lea erklärt: „Es geht um Prävention, nicht um Werbung für eine bestimmte App.“ Den Eltern soll so nahegebracht werden, was ihre Kinder da so treiben – oder was mit ihnen passiert – wenn scheinbar niemand hinsieht.

WhatsApp und Bier

Während der Präsentation finden die Schüler einen interessanten Vergleich: Die Anwendung ist laut ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen ab 16 Jahren freigegeben – das hat sie mit Bier gemeinsam. Dennoch wird beides auch von Jüngeren konsumiert. Doch der verantwortungsvolle Umgang kann schwierig sein.

Stress, Druck und Mobbing

Das werde gerade am Beispiel der Klassenchats deutlich, so Lehrerin Melanie Loew: „Das führt zu einer Zerfaserung der Aufmerksamkeit. Die Schüler passen in der Schule schon mal nicht auf oder schreiben nicht mit – irgendjemand wird das schon im Klassenchat posten.“ Die Gruppen können aber auch aus anderen Gründen zur Gefahr werden: Die schiere Anzahl der Teilnehmer könne zu Unübersichtlichkeit führen, die vielen parallel stattfindenden Gespräche würden gerade bei jüngeren Schülern den Druck erzeugen, möglichst schnell zu antworten. Außerdem könnten sich negative Gruppendynamiken aus dem Schulalltag so auch auf das Privatleben ausweiten. Durch das Smartphone verschwindet die Distanz zwischen Mobbing-Opfer und Täter.

Lernen, damit umzugehen

Ziel des Seminars, das innerhalb des überregionalen Projekts Netzgänger arbeitet, sei es, die Kinder vor den negativen Seiten zu schützen und für eine positive Erfahrung zu sorgen, sagt die 17-jährige Vanessa: „Klar kann man das Internet nicht einfach verändern, da werden sich immer ein paar danebenbenehmen. Aber man muss lernen, damit umzugehen.“

Arbeit mit Schulen aus der Umgebung

Loew bietet das Seminar seit sechs Jahren an. Damals war die Aufklärung noch für die sechsten Klassen gedacht. Das habe sich geändert, so David: „Die Kinder haben ja immer früher ein Handy.“ Und so richtet sich die Aufklärungsarbeit des Seminars inzwischen auch schon an Grundschüler der vierten Klassen aus der ganzen Umgebung, so Vanessa: „Bayreuth, Pottenstein, Auerbach, um nur einige zu nennen.“ Die Klassen würden dann in Gruppen aufgeteilt, die jeweils zwei Tutoren zur Seite gestellt bekommen. Mit denen würde dann zwei Tage lang gearbeitet. In diesem Jahr habe man schon mit zwölf vierten und fünften Klassen gearbeitet.

Unterschiede zwischen den Stufen

„Der deutlichste Entwicklungsunterschied war zwischen den fünften und sechsten Klassen zu sehen“, erzählt Fabian. Während die jüngeren Kinder sich noch viel zeigen lassen wollten, seien die sechsten Klassen froh, wenn man sie in Ruhe ließe. „Die denken schon eher, dass sie Bescheid wissen.“

Facebook verliert an Relevanz

Seit Beginn des Seminars vor sechs Jahren habe sich einiges geändert, so Melanie Loew: „Als es los ging haben wir nur über Facebook gesprochen. Das interessiert heute keinen mehr.“ Angebote wie YouTube, Instagram oder eben WhatsApp seien nun gefragt. Das bestätigt auch Lea: „Wir haben eine Umfrage unter den Kindern gemacht. Da war fast keiner dabei.“ Auch im eigenen Jahrgang benutze fast keiner mehr Facebook. Der ehemalige Platzhirsch werde mehr und mehr als eine App für Erwachsene und Eltern wahrgenommen.

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