Die Zukunft der Vergangenheit

Von Michael Weiser

Zuletzt waren die Nachrichten vom Stadtarchiv durchwachsen gewesen, von Frust, Platzmangel und Bearbeitungsstau war die Rede, aber auch von Plänen für einen Neubau. In der Zwischenzeit hat sich erneut etwas getan: Carolin Baumann hat ihren Job angetreten, sie ist die Neue im Stadtarchiv. Am 3. März wird sie sich und das Stadtarchiv vorstellen, beim Tag der Archive.

 
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Carolin Baumann, 29 Jahre alt, verstärkt das Team mit Christine Bartholomäus und Irmgard Weiß seit Januar. In den Räumen am Spital habe sie sich "gut eingelebt", sagt sie, "ich bin allerdings noch dabei, mich einzuarbeiten". Baumann stammt aus Oberfranken, genau: aus Bad Steben, die letzten vier Jahre hat sie im Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Meiningen gearbeitet. Zuvor hatte sie Archivwesen studiert, einen Schwerpunkt aber auch auf digitale Archivierung gelegt. Sie freut sich auf ihre Arbeit in Bayreuth, vor allem auf den Sommer und auf die längeren Tage, in denen sich die Stadt besser erkunden lässt.

Am Samstag, 3. März, ist sie beim Tag der Archive im Lastenausgleichsarchiv in der Öffentlichkeit zu erleben. Einen kurzen Vortag wird sie dort halten, mit einem Titel, den sie als treffendes Wortspiel versteht, der in Bayreuth aber auch als politische Angelegenheit gesehen werden kann. "Eine Zukunft für die Bayreuther Vergangenheit" - so ist ihr Beitrag überschrieben.

Eben am Mangel an Zukunft war mancher schier verzweifelt. Walter Bartel etwa; der langgediente Archivar hatte im Sommer vergangenen Jahres das Handtuch geworfen, wegen der Platznot, wegen der veralteten Einrichtung, der Gleichgültigkeit auch, mit der die Stadt seinem Ansinnen begegnete. „Kein Mensch kümmert sich, kein Mensch macht sich Gedanken“, sagte er auf Nachfrage zu seinem Abschied in den vorgezogenen Ruhestand.

Was tut sich in St. Georgen?

Immerhin, mittlerweile scheint sich was zu tun. Bereits im vergangenen Jahr einigte man sich auf einen Anbau an das Leerssche Kinderhaus an der Bernecker Straße, im Geviert zwischen Seestraße und Inselstraße. Noch dieses Jahr sollen die Planungen vorangetrieben haben, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bezeichnete das Archiv im Nordbayerischen Kurier quasi als Chefsache. Befragt, welches Projekt sie in ihrer ersten Amtszeit noch abschließen wolle, sagte sie: "Das Stadtarchiv."

Carolin Baumann bereitet derzeit eine kleine Präsentation mit Archivalien des Stadtarchivs zur deutschen Revolution 1848 vor. Immerhin war der Bayreuther Heinrich von Gagern damals Präsident der Nationalversammlung in Frankfurt, außerdem passe das Thema doch gut zum Tenor des Tages der Archive, "Demokratie und Bürgerrechte".

Die nächsten Arbeiten werden umfangreicher. Schon bald wird der Umzug des Archivs vom Winkel im Spitalhof nach St. Georgen vorbereitet werden müssen. Dann sind da noch die - geschätzt - 3000 Regalmeter Unterlagen, die noch irgendwo im Rathaus herumliegen. Gar nicht so außergewöhnlich, sagt Baumann, in anderen Städten sehe es nicht anders aus. Findet auch Karsten Kühnel, stellvertretender Chef des Lastenausgleichsarchivs; schließlich sei nicht alles ins Archiv zu überführen, die Aufgabe sei nicht ungewöhnlich und lösbar. Welche Zukunft Bayreuths Vergangenheit hat - zu dieser Frage können die Bayreuther am 3. März Fachleute befragen, im Lastenausgleichsarchiv. Lohnt sich ohnehin immer, das Gebäude des früheren Bayreuther Krankenhauses zu besuchen. Da dass Archiv mit seinem vielfältigen und reichhaltigen Bestand an einem der ruhigsten und unbekanntesten Winkel in Bayreuth liegt, sie hier nochmals die Adresse genannt: Dr.-Franz-Str. 1.

INFO: Tag der Archive - das Programm: 13 Uhr Einlass, 13 - 17 Uhr Einsicht in digitalisierte Archivalien desLastenausgleichsarchivs, 13.30 Uhr Begrüßung, Vorstellung des Programms, 14 bis 14.20 Uhr Kriegsfolgelast und Neubeginn: Das Lastenausgleichsarchiv und seine Bestände (Edith Wagner, Bundesarchiv); 15 – 15.20 Uhr "Eine Zukunft für die Bayreuther Vergangenheit - das Stadtarchiv Bayreuth stellt sich vor", (Carolin Baumann, Stadtarchiv Bayreuth); 15.30 bis 16 Uhr, Archive und Menschenrechte, (Karsten Kühnel, Bundesarchiv), 17 – 19 Uhr Kino im Bundesarchiv, „Nacht fiel über Gotenhafen“.

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