Die Spaßbrauer von Goldkronach

Von Andreas Gewinner
Bier brauen zum Spaß: Thomas Dabisch und Otfried Gräbner, der bereits seit 25 Jahren sein eigenes Bier macht. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Biermarke "Otto-Bräu" - Werbeslogan: "Ein frischer Trunk macht wieder junk" - wird dieses Jahr 25 Jahre alt. Nie gehört? Da haben Sie was verpasst. "Das ist das zweitbeste Bier der Welt", sagt Goldkronachs Bürgermeister Holger Bär. Und fügt an: "Das Beste machen wir." "Wir", das ist außer ihm noch Thomas Dabisch aus Nemmersdorf. Willkommen bei den Goldkronacher Spaß- und Hobbybrauern.

 
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Bär, Dabisch und Otfried Gräbner - der Mann hinter "Otto-Bräu" - sind drei von etwa einem halben Dutzend Goldkronachern, die privat Bier brauen. Bei Otfried Gräbner war der Auslöser vor 25 Jahren die Lektüre eines Comicbuches: Brösels Werner-Buch "Besser is das". In dem die Kultfigur mit der langen Nase auf die Idee verfällt, selbst Bier zu brauen. Zwei- bis dreimal im Jahr braut er seither etwa einen Hektoliter.

Alter Wurstkessel

Und nun ist es wieder soweit. Freitagnachmittag, auf dem Gelände einer einstigen Möbelfabrik in Sickenreuth dampfen zwei große Kessel vor sich hin, der Geruch von Malz hängt in der Luft. Thomas Dabisch und Otfried Gräbner rühren mit großen Holzlöffeln in den Bottichen. Der von Thomas Dabisch ist ein alter emaillierter Wurstkessel mit Holzfeuerung. "Der ist die Show auf jedem Weihnachtsmarkt." Dann wird allerdings heißer Apfelsaft in dem Kessel zubereitet.

Otfried Gräbner hat sich als Metallbauer und Maschinenbautechniker seinen Kessel selber geschweißt und gegen den Wärmeverlust mit einer dicken Schicht Glaswolle ummantelt. Unter dem Kessel brennt eine Gasflamme, die sich besser dosieren lässt als ein Holzfeuer. Denn die Maische muss drei Temperaturstufen mit den Rastzeiten durchlaufen. Ebenfalls selbst gebaut ist der Sieb für den Läuterbottich, in den die Maische als nächstes kommt. "2000 Löcher, jedes 1,6 Millimeter groß. Dafür habe ich einen halben Tag gebraucht." Derweil hantiert Thomas Dabisch mit Milchkannen, während er den Hopfen abseit.

Eine Wissenschaft für sich

Auch wenn die Zutaten überschaubar sind: Bier brauen ist eine kleine Wissenschaft. "Bis kurz bevor ich das Brauen anfing, war die Fachliteratur nicht mal frei verkäuflich", sagt Otfried Gräbner, der nach einem Vierteljahrhundert Bier brauen den Vorgang bis ins kleinste Detail erklären kann. Holger Bär braut erst seit zehn Jahren. Er sagt: "Man muss nur die Zeiten und die Temperaturen einhalten, dann wird das Bier auf alle Fälle was." Der reine Brauvorgang dauert sechs bis sieben Stunden. Nach acht bis zehn Tagen des Prozesses der alkoholischen Gärung hat sich der Zucker in Alkohol und Kohlendioxid verwandelt, das Ganze wird in Flaschen oder Fässer abgefüllt. Nah zwei weiteren Monaten des Reifens ist das Bier trinkbar.

Bier brauen kann und darf im Grunde jeder. Man muss es nur beim Hauptzollamt in Schweinfurt anmelden. Zwei Hektoliter im Jahr sind steuerfrei, jeder weitere kostet um die fünf Euro Steuer. "Es is ein exklusives Hobby, das nicht jeder macht. Und es kommt was Gutes dabei raus", resümmiert Otfried Gräbner.

Die Goldkronacher Spaßbrauer knüpfen an uralte örtliche Traditionen an. Und könnten einen zentrale Rolle bei einer Goldkronacher Vision spielen: Die Einrichtung einer Braustadlwirtschaft

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