Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg, sagt, er freue sich über den weltweiten Erfolg der Unternehmen aus dem Coburger Raum. Von der Exportstärke Deutschlands profitieren nach seinen Worten auch andere Volkswirtschaften. Er verweist auf eine aktuelle Studie des Gutachterinstituts Prognos, die von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) in Auftrag gegeben worden war. Demnach sichert die Stärke der deutschen Wirtschaft in den übrigen Staaten der Europäischen Union (EU) fast 4,8 Millionen Jobs.
Deutsche tragen ihr Geld ins Ausland
Kapitalexporte sind das Spiegelbild von Exportüberschüssen. Überspitzt ausgedrückt: Die Deutschen tragen ihr Geld also lieber ins Ausland, statt es im eigenen Land zu investieren. Falsche Schlüsse sollten daraus allerdings nicht geschlossen werden, warnt Herdan: „Auch wenn die deutsche Exportstärke einen Kapitalexport in Form von Krediten und Direktinvestitionen im Ausland mit sich bringt, kann niemand ernsthaft fordern, dass wir freiwillig unsere Exporte reduzieren.“
Manche Analyse aus dem Ausland hält er für dermaßen „unausgegoren“, dass er sie gar nicht kommentieren möchte. Das gilt vor allem für US-Präsident Donald Trump, der Deutschland eine „unfaire“ Handelspolitik vorwirft. Doch auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und zahlreiche – meist ausländische Ökonomen – kritisieren die gewaltigen Exportüberschüsse, die Deutschland in den vergangenen Jahren erzielt hat.
Mehr in die Infrastruktur investieren
Doch was kann die Bundesrepublik für eine ausgeglichenere Handelsbilanz tun? „Gegenlenken kann Deutschland eigentlich nur, wenn die Inlandsnachfrage stimuliert wird, etwa durch mehr staatliche Investitionen in die Infrastruktur“, sagt die Bayreuther Kammer-Präsidentin Sonja Weigand. Aber nicht nur der Staat müsse mehr investieren, er müsse auch Investitionsanreize für Unternehmen und Private erhöhen, mahnt sie. Das könne geschehen, indem zum Beispiel Projekte wie die „Förderoffensive Nordbayern“, mit der Innenstädte und Ortskerne saniert und neue Wohnungen errichtet werden sollen, auf private Investoren ausgeweitet würden. „Investitionen stellen sicher, dass der Standort Deutschland auch in zehn oder 20 Jahren noch attraktiv und begehrt ist. Außerdem kurbeln sie die Binnennachfrage an“, unterstreicht Weigand.
Friedrich Herdan bezeichnet Investitionen als ein probates Mittel, um den von manchen kritisierten Exportüberschuss abzuschmelzen. Breitband-Netze ausbauen, Schulen und Berufsschulen technisch für die Digitalisierung rüsten, Straßen modernisieren – solche Investitionen seien dringend nötig, hebt er hervor.