Der Sparkurs der Landeskirche ist für Christian Aschoff falsch: „Die Ortsgemeinde ist der Kern des kirchlichen Lebens für unsere Mitglieder. Hier zu sparen, ist der falsche Weg.“ In den Gemeindezentren finde vieles statt, was Menschen anzieht. „Mancher fragt sich dann, wozu zahle ich Kirchensteuer, wenn hier nichts läuft?“ Deutlich weniger als 50 Prozent der kirchlichen Einnahmen kämen bei den Ortsgemeinden an, sagt Aschoff. Dass er dies für falsch hält, braucht er nicht ausdrücklich zu betonen.
Zusammen mit seinem Kirchenvorstand hat Christian Aschoff dann beschlossen: „Wir wagen es!“ Auch ohne Zuschuss der Landeskirche soll nun im Mai der Bau begonnen werden, bis Jahresende hofft der Pfarrer, fertig zu sein. Er setzt auf Gottvertrauen und auf seine Gemeinde.
Die Gesamtkirchengemeinde Bayreuth gibt St. Johannis einen Zuschuss von 150 000 Euro und ein Darlehen über 100 000 Euro. Und die restliche Summe? Pfarrer Aschoff beginnt zu strahlen: „Unsere Gemeindemitglieder haben bisher 100 000 Euro an Spenden aufgebracht. Und wir bekommen zinslose Darlehen aus der Gemeinde.“ Auch dabei lassen sich die Kanzer nicht lumpen: Ein Gemeindemitglied hat 150 000 zur Verfügung gestellt, ein anderes 40 000, und es gibt noch eine Menge kleinerer Beträge.
Pfarrer Aschoff sagt: „Wir sehen die Landeskirche in der Verantwortung, sich ebenfalls zu beteiligen.“ Wenn München doch nicht mitspielt? „Das Kirchenvolk denkt oft anders als die Offiziellen. Es gibt Menschen, die aus der Kirche austreten und das Geld ihrer Gemeinde direkt zur Verfügung stellen.“ Er selbst kenne dafür mehrere Beispiele, „auch wenn es nicht das Ziel sein kann, Parallelstrukturen zu schaffen.“ Das klingt aber schon ein wenig nach Rebellion? „Da haben Sie Recht. Aber es kann auch eine Evolution sein. Und es ist ja zutiefst lutherisch, die Kirche zu reformieren.“