Deutschlandfunk stellt Ende des Jahres Betrieb ein – Anwohner fürchteten Strahlenbelastung Radiosender verstummt bald

Von Peter Engelbrecht
Der Mittelwellensender Tannfeld verstummt zum Jahresende. Foto: Ronald Wittek/Archiv Foto: red

Der weithin sichtbare Mittelwellensender des Deutschlandfunks in Tannfeld (Gemeinde Thurnau) wird Ende 2015 abgeschaltet. Ein Rückbau der Anlage ist geplant, es gibt allerdings noch keinen konkreten Termin.

 
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Das teilte ein Sprecher des Senderbetreibers, der Media Broadcast GmbH in Berlin auf Anfrage mit. Weitere Angaben gab es nicht. Der Sender mit dem 240 Meter hohen Mast existierte rund 40 Jahre, er arbeitete auf einer Frequenz von 549 Kilohertz. Für den Standort sollen einst insgesamt elf Millionen Euro investiert worden sein.

Nach Angaben des Deutschlandfunks in Köln wird der Sender wegen des Ausbaus des Digitalradios sowie von Sparvorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten abgeschaltet. Die Mittel- und Langwellenverbreitung habe an Bedeutung verloren, die Hörer nutzten heute den Empfang entweder über UKW, Digital oder DVB-S, hieß es. Laut der Kommission können durch das Abschalten Millionen Euro gespart werden. Die Kosten für die regelmäßige Wartung waren hoch: So mussten die Stahlseile regelmäßig geröntgt, der Mast gestrichen und die Flugwarnbeleuchtung überwacht werden.

Anwohner zeigten sich erleichtert über die Schließungsnachricht. Sie hatten immer wieder Strahlenbelastungen gefürchtet, vor Jahren gab es sogar einmal eine örtliche Bürgerinitiative. Ein Schild an der umzäunten Anlage warnte vor dem Hochfrequenzfeld, eine Beeinträchtigung von Herzschrittmachern sei möglich. Detlef Zenk wohnt in Alladorf rund drei Kilometer vom Sender entfernt. „Das ist super“, kommentierte der Thurnauer Gemeinderat das baldige Ende des Betriebes. „Wir haben lange dafür gekämpft, dass der Sender wegkommt, aber wir waren ohnmächtig“, schilderte er das Engagement der Anwohner im Thurnauer Oberland. „Wir sind froh, dass die Beeinträchtigung wegkommt“, meinte Zenk. Die Anwohner hegten immer wieder Befürchtungen über möglichen Elektrosmog durch den Sendebetrieb. Es habe auch Gerüchte über eine höhere Krebsrate in der Umgebung gegeben, berichtete Zenk. Doch konkrete statistische Daten darüber wurden nie bekannt.

Die Furcht vor einer erhöhten Strahlung wurde erst im Dezember 2013 wieder aktuell. Denn der Betreiber der Anlage hatte im Genehmigungsverfahren für Windräder in der Nähe darauf hingewiesen, dass ein minimaler Schutzabstand der Rotoren zum Sender von drei Kilometern erforderlich sei. Sollte dieser Abstand nicht eingehalten werden, sei „nicht auszuschließen, dass Gefahren für Leib und Leben auftreten könnten“, teilte Media Broadcast damals mit. Die elektrische Feldstärke des Senders könne Beschäftigte bei Aufbau und Wartung von umliegenden Windrädern gefährden, aber angeblich nicht die Menschen in der Umgebung, hieß es weiter. Der Senderbetreiber versicherte, außerhalb des ausgewiesenen Sicherheitsabstandes bestehe keine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung.

Gemeinderat Detlef Zenk denkt nun darüber nach, aus Anlass der Senderschließung ein kleines Fest zu veranstalten: „Vielleicht können wir das mit der Einweihung des neuen Windparks verbinden.“

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