Klassisch in der Erzählsprache, stringent in der Gesamtschau
Tatjana Gürbaca unterstützt diese Zeitreisen durch kluge Verwendung regietechnischer Leitmotive und vor allem durch eine Fülle an klug herausgearbeiteten Details, die tiefe Einsichten bergen, etwa die eklatante Zivilisationsdifferenz zwischen Siegmund, der seine Suppe wie ein wildes Tier frisst, und Sieglinde, die trotz allem in einem Haus von Stand sozialisiert wurde. Das Ganze ist vorsichtig modernisierend, klassisch in der Erzählsprache, stringent in der Gesamtschau. Unter den Sängern stechen Marcel Beekman als heller, idealer Mime, der Glockensopran Mirella Hagens als Woglinde und Waldvogel sowie Liene Kinca hervor, die als glühend-warme Sieglinde noch mehr überzeugt als in der Rolle der Gutrune. Erstaunlich der kräftige und lyrisch geführte Bariton des erst 24-jährigen Kristján Jóhannesson als Gunther. Daniel Brennas Siegfried beeindruckt durch schlank geführte schiere Ausdauer, während Ingela Brimberg als Brünnhilde insbesondere im Schlussgesang den Raum strahlend ausfüllt.