Das Geld fehlt Viele Bürger wollen am Winterurlaub sparen

Carsten Hoefer
Der klassische Skiurlaub in den Alpen oder in Südtirol fällt in vielen Familien in diesem Jahr flach. Foto: IMAGO/Fotostand/IMAGO/Fotostand / Freitag

Skiurlaub in den Alpen ist teuer. Die inflationsbedingte Schrumpfung des verfügbaren Einkommens wird für Wintersportorte voraussichtlich nicht folgenlos bleiben. Profitieren könnten von dieser Entwicklung die fränkischen Tourismusgebiete.

 
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Skigebiete und Winterurlaubsorte werden in der kommenden Saison voraussichtlich die Folgen der hohen Inflation spüren. Profitieren können von dieser Entwicklung die fränkischen Tourismusgebiete. Nach einer neuen Umfrage will wegen steigender Kosten über ein Viertel der potenziellen Winterurlauber (26 Prozent) auf Ferien im Schnee verzichten, ein weiteres knappes Viertel (23 Prozent) macht sich Gedanken über Sparmaßnahmen. Das ermittelte das Institut Yougov. Auftraggeber war der bayerische Sportbekleidungshersteller Schöffel.

Demnach hält lediglich ein Viertel derjenigen, die zumindest gelegentlich Winterferien machen, an ihren ursprünglichen Plänen fest. Was die möglichen Sparmaßnahmen betrifft: Manche der Befragten wollen grundsätzlich nicht mehr so weit verreisen oder im Urlaub nicht mehr Pistenskifahren gehen, andere kürzer als geplant in den Winterurlaub fahren, seltener zum Après-Ski gehen oder in Hütten einkehren.

Die Planbarkeit für die Tourismusregionen werde deutlich schwieriger, sagte Stefan Merkt, der Geschäftsführer von Schöffel Sport. „Ich denke, wenn Schnee fällt, werden die Skiregionen voll sein. Aber die Menschen werden wahrscheinlich kürzer unterwegs sein, eher spontan am Wochenende und bei Tagesausflügen.“

Insbesondere für die Skigebiete verheißt die Umfrage nichts Erfreuliches. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Teilnehmer sagten, im Winter lieber mit oder ohne Schneeschuhe wandern gehen zu wollen. Weitere Ausweichaktivitäten, die ohne Liftkarten möglich sind: Skilanglauf, Skitouren oder auch winterliches Radfahren. „Der Wintersport wird vielfältiger. Das ist auch getrieben durch Teuerung und Klimawandel“, sagte Merkt dazu. „Das Thema Ski wird von der Bedeutung etwas reduziert, Wandern wird wichtiger.“

Hier können die heimischen Tourismusregionen punkten. Wie Ferdinand Reb, Geschäftsführer der Tourismuszentrale (TZ) Fichtelgebirge, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, sei etwa das Fichtelgebirge schon seit längerer Zeit hybrid aufgestellt. Urlauber kämen vielfach nicht mehr wegen des Wintersports alleine, sondern nutzten auch die vielfältigen anderen Aktivitäten, die sich im Fichtelgebirge böten: Besuche in Thermen etwa, Wanderungen, Mountainbikefahrten bei ausbleibendem Schneefall oder Langlauf als Alternative zur Skipiste. „Trotz aller Widrigkeiten hatten wir in den vergangenen Jahren immer zwischen 50 und 60 Schneetage, in denen Langlaufen möglich war“, sagt Reb. Probleme mache einzig die große Unvorhersehbarkeit der aktuellen Situation, schildert der TZ-Geschäftsführer. Obwohl die Übernachtungszahlen an sich gut seien, machten sich die hohen Spritpreise etwa am Ausbleiben der Tagesgäste bemerkbar.

„Das Thema Natur und Gesundheit bleibt aber ein langfristiger Trend“, meint auch Schöffel-Geschäftsführer Merkt. „Die Leute gehen weiterhin gern und viel nach draußen. Natur und Outdoor sind gerade in einer Krise unglaublich wichtig, als Gegenpol zu dem ganzen Stress und der Unsicherheit.“ Deswegen sei er „auf der langen Achse grundsätzlich guten Mutes“.

In Zukunft würden etwa vier Prozent der Urlauber gar nicht mehr in den Skiurlaub fahren, zitiert Reb eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Der Rest der befragten Menschen würde was den Winterurlaub betrifft zu etwa gleichen Teilen alles beim Alten lassen, dahin gehen, wo der Schnee ist oder warten, bis der Schnee da ist (sogenannte Schnee-Follower) oder wie gehabt an ihre gewohnten Urlaubsorte fahren, aber die Aktivitäten an die geänderten Bedingungen anpassen. Hier könnten die fränkischen Tourismusregionen mit ihren Angeboten ansetzen.

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