Darum macht das Modehaus Becher zu

Von Norbert Heimbeck
Florian Conrad, Geschäftsführer von Becher Mode KG, Bayreuth. Foto: Norbert Heimbeck Foto: red

„Es war eine unternehmerische Entscheidung. Sie ist mir schwergefallen, aber sie war unumgänglich.“ Geschäftsführer Florian Conrad spricht über die Hintergründe zur Schließung des Modehauses Becher.

 
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„Wir sind weit von einer Insolvenz entfernt“, sagt der 42-Jährige. Aber die Umsatzzahlen seien in den vergangenen Monaten stets ein bisschen unter Plan gelegen: „Wir hatten uns von der Umgestaltung des Eingangsbereiches und dem ersten Schritt hin zu einem Lifestyle-Concept-Store mehr versprochen.“

Als jetzt im August eine zweite Investition in den Umbau des Obergeschosses nötig geworden sei, habe man noch einmal alle Zahlen überprüft: „Wir sahen gerade mal eine 50:50-Chance, unsere Investition hereinzuholen. Uns blieb keine andere Entscheidung, als zu schließen.“

1939 gegründet

Das Modehaus Becher wurde 1939 von Eberhard Becher in der Schulstraße als Textil- und Kurzwarengroßhandel gegründet. 1953 zog das Unternehmen in die Friedrich-von-Schiller-Straße und ist seitdem dort ansässig.

Im Jahr 2007 gab die Familie den Großhandel auf und entwickelte das Unternehmen unter Führung von Florian Conrad zum Einzelhandelsgeschäft. Seit 2013 ist Conrad Eigentümer in dritter Generation.

Dabei hatte der Textil-Betriebswirt Florian Conrad viele Ideen, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen: „Wir wollten uns internationaler aufstellen und fashion-lastiger werden.“ Soll heißen, attraktive Marken ins Sortiment aufnehmen, Mode auch für jüngere Zielgruppen vorhalten und zum modernen Lebensstil passend auch Delikatessen anbieten.

Schwieriger Standort

„Viele Stammkunden sind uns noch aus den Zeiten des Großhandels erhalten geblieben. Die sind mittlerweile ein bisschen reifer geworden. Wir haben versucht, zusätzlich jüngere Familien anzusprechen, aber die Resonanz war nicht so groß wie erhofft.“

Woran das gelegen haben könnte? „Der Standort ist ein bisschen schwierig. Wir haben gehofft, unsere Parkplätze direkt vor der Tür wären attraktiv genug“, sagt Conrad. Doch die erhoffte Kundenfrequenz habe sich nicht eingestellt.

Andauernde Schnäppchenjagd

„Was sollen wir noch tun?“ fragt der Unternehmer. Der Kunde befinde sich andauernd auf Schnäppchenjagd: „Wann sollen wir noch zu regulärem Preis verkaufen?“ Das Internet befördere die Suche nach dem billigsten Angebot noch: Zunehmend kämen Kunden mit einem bestimmten Produkt auf dem Smartphone in den Laden und forderten vom stationären Händler den Online-Preis: „Da ist die Frage, ob man sich erpressen lässt. Zehn Prozent Rabatt reichen vielen nicht mehr.“

Einige Lieferanten betrieben eigene Onlineshops, sagt Conrad: „Das macht die Lage für stationäre Händler nicht einfacher.“ Überhaupt sei der Online-Einkauf fragwürdig: „Viele Käufer ordern ein Stück in drei verschiedenen Größen, weil sie zwei sowieso zurückschicken. Das ist aus ökologischer Sicht eine Katastrophe.“

Die schwierige Lage des Textileinzelhandels sei kein spezielles Bayreuther Problem, sagt Conrad: „Auch Kollegen, die 1a-Lagen in der Innenstadt haben, sind nicht zufrieden. Ich bin überzeugt, unser Konzept hätte funktioniert. Aber wir bräuchten mehr Zeit und Geld dafür.“

20 Mitarbeiter betroffen

Mit der Schließung verlieren 20 Menschen ihren Job. „Der Schock war am Anfang groß. Aber wir helfen unseren Leuten so gut es geht bei der Suche nach einer neuen Stelle.“

Wie geht es für Conrad selbst weiter? „Ich stelle bald mal meine Bewerbungsunterlagen zusammen.“

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