Nach dem Konzert kam eine ältere Dame freudestrahlend auf uns zu und bedankte sich herzlich mit „gamsa-hamnida“ (Danke) und einer tiefen Verbeugung. Diese Geste wird auch für uns immer selbstverständlicher und geht schon fast von allein.“
Von Norden nach Süden
Am Samstag liegen 500 Kilometer, neun Stunden im Bus, vor den Streitauern: Von Goseong im Norden bis nach Busan im Süden der südkoreanischen Halbinsel. Zeit zum Nachdenken.
„Ihr vertretet Deutschland in Korea“ - mit diesen gewichtigen Worten hatte der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk – er trug zum Zustandekommen der Reise bei – die Streitauer eingestimmt. „Mittlerweile haben wir erlebt, wie sehr dies zutrifft“, so Pfarrer Armin Baltruschat: „Unsere bisherigen Gastgeber waren sehr bewegt davon, dass wir aus dem ehemaligen innerdeutschen Grenzland kommen. Wir verkörpern für sie die Vision eines wiedervereinigten Landes. Freie Bürger aus dem ehemaligen Ost- und Westdeutschland singen zusammen in einem Chor. Dazu bringen wir die Wertschätzung unseren Gastgebern gegenüber zum Ausdruck durch zwei sehr beliebte koreanische Volkslieder. Tief berührt davon, sagte der Landrat von Goseong gestern am Ende des Festbanketts: ’Wir haben jetzt eine besondere Beziehung zueinander’ – für einen Koreaner ein Ausdruck verbindlicher Freundschaft.“
Demarkationslinie macht betroffen
Baltruschat war betroffen „von dem, was wir im DMZ-Museum zu sehen bekamen. Die Gräben zwischen Süd- und Nordkorea sind viel tiefer als bei uns damals. Der Landrat von Yeoncheon, Yoon Seung-Keun, hatte uns erzählt, er sei mit sechs Jahren aus Nordkorea über die Grenze gekommen. Was aus seinen Eltern und seiner Familie geworden ist, wisse er nicht.“
Auf der Weiterfahrt fiel den Streitauern auf, welche Extreme in Südkorea aufeinander treffen: „Städte mit eher traditioneller Bauweise, die gut in die koreanische Landschaft passen. Dann wieder Großstädte mit eintönigen Betonhochhäusern. Dies spiegelt auch die Spannung wider, in der sich die koreanische Gesellschaft befindet: zwischen traditionellen Werten und dem Worldwideweb-Zeitalter. Wir bekamen das zu spüren, als wir Postkarten in Goseong kaufen wollten. Es gab keine. Hier wird per E-Mail oder dem Internetdienst Whatsapp kommuniziert“, schildert Armin Baltruschat.