Ausgerechnet Nationalcoach Roberto Mancini goss Wasser in den Wein, als er gegen die Wiedergeburt des italienischen Fußballs einwandte: „Wenn Milan, Napoli und Inter mit 33 Italienern spielen würden, könnte man das sagen. Aber es ist noch nicht einmal die Hälfe.“ Es ist schon komisch, dass solche Argumente bei englischen Fußballvereinen nie bemüht werden.
Den Disput beigelegt
Gerade die Aushängeschilder aus der Po-Ebene haben sich neu erfunden. Nach vielen Irrungen und Wirrungen in der Post-Berlusconi-Ära leistete Legende Paolo Maldini als Sportchef beim AC Milan ganze Arbeit, indem er eine junge, spielstarke Truppe formte, in der Sandro Tonali aus der Mittelfeldzentrale heraussticht – der 22-Jährige ist inzwischen auch in der Squadra Azzurra gesetzt. Ansonsten definiert sich dieses Kollektiv gerne über die Arbeit gegen den Ball. Schon gegen Tottenham Hotspur (1:0, 0:0) war dieser Minimalismus zu bestaunen. Gastgeber Napoli setzt nun darauf, dass ihn die Unterstützung seiner frenetischen Fans, die rechtzeitig ihren Disput mit der Clubspitze beigelegt haben, weiterhilft.
Inter hofft dagegen auf Lautaro Martinez, den zweitbesten Schützen der Serie A mit 14 Saisontoren. Der argentinische Weltmeister bildet mit dem belgischen Weltklassemann und Weltenbummler Romelo Lukaku den Doppelsturm bei Inter Mailand. Die Interisti erleben nur gerade, wie ihr Ensemble an den großen Aufgaben wächst, während die Pflichtaufgaben vernachlässigt werden. Die direkte Champions-League-Qualifikation wackelt nach drei Heimpleiten bedenklich. Vielleicht kein Wunder, wenn viele Tifosi bereits euphorisch für das Champions-League-Endspiel am 10. Juni in Istanbul planen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist ein italienischer Vertreter dabei. Das fühlt sich irgendwie besser an, als anderen den roten Teppich auszulegen.