Bundesbankfiliale Heimlich Grundwasser entsorgt?

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Der tief ins Erdreich gebaute Tresorkeller des Gebäudes der ehemaligen Bundesbankfiliale scheint das Grundwasser zu stauen, sodass still und heimlich Pumpen eingebaut wurden. Foto: /Gunter Becker

Als Harald Giera 2018 das Gebäude der Bundesbank an der Rosestraße erworben hat, sei ihm ein gravierender Mangel verschwiegen worden: Dass Pumpen aus einem Schacht ständig Grundwasser ins städtische Kanalnetz pumpen. Ohne Wissen der Stadt und ohne dafür Gebühren zu zahlen. Jetzt muss er die maroden Drainagerohre austauschen.

 
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Es hat sich schnell in der Nachbarschaft rumgesprochen: Der Garten der ehemaligen Filiale der Bundesbank an der Rosestraße soll umgegraben werden. Zum Nachteil des „kleinen Naturparadieses“, wie ein Nachbar das grüne Umfeld des markanten Gebäudes nennt. Auf mehr als 20 schützenswerte Bäume schätzt der Mann, der im Interesse der guten Nachbarschaft anonym bleiben möchte, den Bestand, der von vielen, auch seltenen Vögeln bewohnt würde. Eigentümer Harald Giera versteht die Sorge um die „wunderbaren Bäume“. Aber, betont er: „Es geht nicht anders.“

Ein großes Problem

Dass die Bäume und Sträucher neben und hinter dem Gebäude auch im Hitzesommer nicht unter der Trockenheit leiden mussten, hat einen einfachen Grund. Sie stehen mit ihren Wurzeln geradezu im Grundwasser. Und das sei das eigentliche Problem, sagt Giera. In doppelter Hinsicht. Die Wurzeln hätten im Laufe der Jahre – das Gebäude wurde 1985 errichtet – die Drainage- und Kanalrohre beschädigt. Bei mehreren Untersuchungen, darunter auch die Befahrung der Rohre mit einer Videokamera, seien Risse und Einbrüche entdeckt worden. Die Folge: das Grundwasser läuft nicht in die Kanalisation ab, sondern versickert wieder im Erdreich. An sich eine gute Sache angesichts einer zunehmend geringeren Grundwasserneubildung. In dem Fall aber ein großes Problem.

Zehn Bäume stehen im Weg

Giera erklärt es so: Die Lage und die Tiefe des Gebäudes im Untergrund führen dazu, dass sich Grundwasser, das vom Stuckberg herab in Richtung Roter Main fließt, im Untergrund des Geländes, auf dem die frühere Bundesbankfiliale steht, staut. Die eingebauten Drainagerohre führen das Wasser ab. Sind diese jedoch defekt, kann es bei Starkregenereignissen zu Überschwemmungen kommen. „Vor eineinhalb Jahren war das gesamte Grundstück überschwemmt und der Keller des Nachbarhauses vollgelaufen“, sagt Giera. Im tiefen, zweistöckigen Keller seines Gebäudes gebe es drei bis vier Stellen, die Feuchtigkeit aufweisen. Um deren Ausweitung zu stoppen und um weitere Überschwemmungen zu verhindern, müsse die rund 100 Meter lange Drainage ausgetauscht werden. „Das ist eine wichtige und notwendige Arbeit und dafür muss leider entfernt werden, was im Weg steht“, sagt Giera. Nach seinen Schätzungen etwa zehn Bäume.

Eigentümer hat Klage erhoben

Die geschätzten Kosten für die Erneuerung der Drainage in Höhe von rund 180.000 Euro will er, Giera, sich von der Bundesregierung zurückholen und hat Klage erhoben. Warum? Weil man ihn zwar im Zuge der Verkaufsverhandlungen – Giera hat das seit September 2015 leer stehende Gebäude 2018 erworben – auf allerhand Mängel wie klemmende Fenster und Türen hingewiesen, das größte Manko aber verschwiegen habe: Der Pumpenschacht im Garten, in dem zwei Pumpen im Dauerbetrieb das Grundwasser aus dem Gelände pumpen. „Damit hat man nicht nur mich getäuscht, sondern auch all die Jahre die Stadt betrogen. Schließlich wurden für die Einleitung des Grundwassers in die städtische Kanalisation keine Abwassergebühren bezahlt“, sagt Giera. Er habe auf seine Kosten Wasserzähler einbauen lassen und müsse die Stromkosten und Abwassergebühren zahlen. Eine, wenn auch nicht sehr große finanzielle Belastung. Darum gehe es ihm gar nicht. Sondern darum, dass ihn der Verkäufer, die Bundesrepublik Deutschland also, den größten Mangel der Immobilie verschwiegen habe. Deshalb habe er nun den juristischen Weg beschritten.

Mit den Bauarbeiten beginnen will Giera, wenn die Baufirma den Termin einhalten kann, noch in diesem Jahr, spätestens im Frühjahr. Der notwendige Baumfällantrag sei von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bayreuth geprüft und genehmigt worden.

Antrag noch nicht genehmigt

Giera scheint bereits einen Schritt weiter zu sein als die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Auf Anfrage dieser Zeitung teilt Pressesprecher Joachim Oppold mit, dass dem Amt für Umwelt- und Klimaschutz derzeit ein Antrag auf Fällung von Bäumen auf dem Anwesen Rosestraße 7 vorliege. Man warte aber noch auf weitere Unterlagen, die die Sanierungsbedürftigkeit des Kanals bestätigen. Oppold weiter: „Eine abschließende Entscheidung über den Antrag steht insoweit noch aus. Der Antrag umfasst rund 35 Bäume und Sträucher, die unter die Baumschutzverordnung fallen. Daher ist eine Genehmigung für eine Beseitigung erforderlich.“

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