Bürgermeisterin schaltet sich als Vermittlerin ein Kurzzeit-Hausverbot für Eckersdorfer Asylunterstützer

Von Sarah Bernhard
Horst Lochner setzt sich für die Asylbewerber in der Eckersdorfer Asylbewerberunterkunft ein - und hatte deshalb kurzzeitig Hausverbot. Foto: Wittek Foto: red

Die Besucher geben sich in der Eckersdorfer Asylbewerberunterkunft die Klinke in die Hand: Bürgermeisterin Sybille Pichl (FW) war am Mittwoch da, gestern Landtagsvizepräsident Peter Meyer (FW). Einer musste gleich wieder gehen: Horst Lochner vom Unterstützerkreis. Er hatte kurzzeitig Hausverbot – was der Betreiber der Unterkunft allerdings bestreitet.

 
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Zum Eklat kam es, als Horst Lochner sich zu Bürgermeisterin Sybille Pichl gesellte, die sich am Mittwoch selbst ein Bild von den Zuständen in der Unterkunft machen wollte. „Herr Hacker hat mich bei meinem Eintreffen angesprochen und mir mitgeteilt, dass er mir ab sofort Hausverbot erteilt“, sagt Lochner. Die zwei Männer beginnen zu streiten – bis Pichl eingreift und Lochner bittet, zu gehen. „Ich dachte, dass der Betreiber offener ist, wenn Herr Lochner nicht dabei ist. Das war eine spontane Entscheidung“, sagt Pichl. Dafür lud sie den Unterstützerkreis zu einem Gespräch am folgenden Tag ins Rathaus ein.

"Wir brauchen die Ehrenamtlichen"

„Wir haben lange diskutiert“, sagt Lochner. „Ich will nicht, dass sich die Ehrenamtlichen vor den Kopf gestoßen werden, sie sind so engagiert“, sagt Pichl. Es sei schade, dass sich die Fronten mittlerweile verhärtet hätten: „Wir brauchen die Ehrenamtlichen unbedingt.“ Zwar werde die Asylunterkunft in Eckersdorf akzeptiert, „aber ich sehe die Gefahr, dass Aggressionen entstehen, wenn sich die Asylbewerber nicht betreut fühlen.“

Deshalb habe sie den Betreiber nach der Hausbesichtigung nochmal auf das Hausverbot angesprochen. „Und ich habe den Eindruck, dass ich es abgewendet habe.“ Das Verhältnis vollständig zu kitten, sei aber wohl unmöglich. Deshalb will Pichl jetzt zwischen Unterstützerkreis und Landratsamt vermitteln. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich die Leute um eine gute Sache die Köpfe einschlagen“, sagt Pichl. Sie hofft auf ein gemeinsames Gespräch im kommenden Jahr.

Eine Bruchbude

„Da sehe ich eine Chance“, sagt Peter Meyer. Der Landtagsvizepräsident hat sich in den letzten Wochen einige Male mit der Eckersdorfer Unterkunft beschäftigt: Er hat beim Landrat nachgefragt, ob dort die Standards für Gemeinschaftsunterkünfte eingehalten und überprüft werden. Und beim Innenministerium nachgehakt, weil der Landrat ihm nur schwammig geantwortet hatte. „Die Unterkunft ist nicht das Aushängeschild einer Willkommenskultur, das steht fest“, sagt er nach seinem Besuch am Freitag. Und: „Ich habe die Worte ,schäbig‘ und ,Bruchbude‘ benutzt.“

Er hofft darauf, dass das Landratsamt die Unterkunft zeitnah überprüft – am kommenden Montag, teilt dazu das Landratsamt mit – und mittelfristig kündigt. „Nach Möglichkeit sollte man die Nutzung eines solchen Gebäudes aufgeben“, sagt Meyer. Pichl will so weit nicht gehen. „Es gibt kleine Mängel, aber nichts, was man nicht mit ein wenig Aufwand lösen könnte. Aber man muss es halt machen.“

Der Betreiber fühlt sich dadurch nicht wirklich angesprochen. „Wenn etwas nicht in Ordnung ist, bemühe ich mich, das zeitnah zu richten sagt er.“ Und: „Ich habe Herrn Lochner niemals ein Hausverbot erteilt.“ Der lacht, als er das hört. „Das ist schön. Dann kann ich mich in Zukunft ja darauf berufen.“

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