Boys’ Day: Fünf Jungs schnupperten Kindergartenluft Der Erzieher-Job muss cool werden

Von Hans-Jochen Schauer
Im Kindergarten Buchau gibt es zwei Gruppen und eine Kleinkindergruppe. Sie werden von zwölf Erzieherinnen und zwei Praktikantinnen betreut. Leon Eckert (Dritter von links) und Lukas Penning (Vierter von links) spielen mit den Mädchen und Jungs, die sichtlich ihren Spaß haben. ⋌Foto: Hans-Jochen Schauer Foto: red

Das Klischee von der Erzieherin als typischem Frauenberuf hält sich hartnäckig in den Köpfen – vor allem in denen der Männer. Dabei hätte Claudia Stöckmann gerne welche von ihnen. „Bei uns hatten wir noch keinen Erzieher“, sagt die Leiterin des evangelischen Kindergartens Buchau. Dafür kamen gestern gleich fünf männliche Schüler.

 
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Sie wollten am Boys’ Day einen Beruf kennenlernen, in dem fast ausschließlich Frauen arbeiten. Daniel Meyer (14), Alexander Schwarz (13), Leon Eckert (13) und Lukas Penning (12) sind Schüler der Christian-Sammet-Mittelschule, Alexander Schertl (14) geht aufs Gymnasium Pegnitz.

Keine Langeweile

Langeweile kam bei ihnen an diesem Aktionstag gar nicht erst auf. Stöckmann hatte für das Quintett Projekte vorbereitet. Zum Beispiel die Holzwerkstatt im Eingangsbereich. Dort sägte am Boden Alexander Schwarz aus einem Holzquader kleine Stücke. Umringt von einer neugierigen Kinderschar, die dem jungen „Handwerker“ aufmerksam beobachteten. Schon in den vergangenen Jahren haben Jungs aus den Pegnitzer Schulen am Boys’ Day reingeschnuppert.

Prima Erfahrungen

„Wir haben mit ihnen prima Erfahrungen gemacht“, sagt Claudia Stöckmann. Auch mit Praktikanten, die länger im Kindergarten waren. „Leider ist keiner von ihnen geblieben.“ Die Gründe sind ihr allzu bekannt. Der Beruf der Erzieherin sei in der Gesellschaft wenig anerkannt. Auch die nicht gerade üppige Bezahlung schrecke männliche Interessenten ab.

Das sieht auch Landrat Hermann Hübner so, der auf seiner Tour am Boys' Day und Girls' Day auch Station in Buchau machte: „Fünf Jahre Ausbildung ohne Geld und dann eine Bezahlung unter Niveau. Das Berufsbild muss verbessert werden.“

Lange Berufsausbildung

Derselben Ansicht ist Bürgermeister Uwe Raab: „Die lange Berufsausbildung muss auf den Prüfstand.“ Derzeit sind die Aussichten für Berufsanfänger sehr gut. Vor allem männliche Bewerber würden händeringend gesucht, so Stöckmann. Dekan Gerhard Schoenauer fände es ebenfalls gut, wenn vermehrt Männer in Kindergärten, Horts oder Krippen arbeiten würden. Gerade Kindern von alleinerziehenden Müttern tue es gut, wenn ein Mann im Kindergarten da sei. „Schön, dass wenigstens heute mal ein paar Jungs da sind“, ergänzte der Landrat. Die Schüler fanden sich gut zurecht. Beim Gespräch mit Landrat, Bürgermeister und Dekan quetschte sich auch der kleine Ferdinand zwischen die Schüler und fühlte sich sichtlich wohl.

„Die meisten Kumpel sind am Boys’ Day in die Grundschule gegangen“, sagt Alexander Schertl. Er war früher selbst im Kindergarten Buchau und wollte wissen, wie es inzwischen hier aussieht. Lukas Penning sagt: „Mir gefällt es gut. Ich will die Kinder kennenlernen.“ Er erinnerte sich an seine Kindergartenzeit, als ein Praktikant mit den Jungs Fußball gespielt habe. Alexander Schwarz meint: „Mein Traumberuf ist es nicht. Ich will Koch werden.“ Leon Eckert: „Es macht Spaß hier.“ Er wollte wissen, wie die Erzieherinnen das machen. Daniel Meyer: „Ich wollte wissen, wie es im Kindergarten ist.“

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