Biber Nager sorgt für Ärger im Obstgarten

Peter Engelbrecht
Das Ehepaar Vojnovic zeigt den gefällten Apfelbaum. Foto: Ralf Münch

Der streng geschützte Biber nagt Obstbäume an und hat sogar schon einen Apfelbaum gefällt.

 
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Speichersdorf - Peter und Dragica Vojnovic machen sich Sorgen, dass das gesamte Dutzend Obstbäume dem streng geschützten Nager zum Opfer fallen könnte. Das Ehepaar aus Warmensteinach besitzt ein Gartengrundstück am Rand von Plössen in der Gemeinde Speichersdorf. „Schade, unser guter Apfelbaum“, seufzt Dragica Vojnovic beim Anblick des angenagten und dann gefällten Baumes.

Seit Mitte Oktober gibt es diese Auffälligkeiten auf dem rund 2300 Quadratmeter großem Grundstück. Die Nachbarn hätten den Biber schon beobachtet, berichtet Peter Vojnovic. Er vermutet, dass er in dem Weiher jenseits der Straße lebt. Der Ablauf fließt durch ein Rohr unter der Straße durch und weiter in einen Graben, der parallel zum Grundstück läuft. Mindestens ein Biber versucht nun, den Graben mit Ästen anzustauen, es könnten aber auch mehrere Tiere sein, vermutet der Gartenbesitzer.

Durch den Maschendrahtzaun, der das Grundstück vom Graben abgrenzt, lässt sich der Biber nicht stören. Wie gut erkennbar, ist der Draht an mindestens einer Stelle unten hochgedrückt. Eine deutlich sichtbare Spur führt zum Graben. Aufgrund der Spuren und auch der Kraft des Tieres, schätzt der Rentner, dass der Biber bestimmt 20 Kilogramm schwer ist.

Die Bäume hatte das Ehepaar vor 22 Jahren gepflanzt. Äpfel, Nüsse, Quitten, Zwetschgen, Kirschen und Birnen wachsen hier gut. Beide fürchten nun, dass der zerstörte Apfelbaum erst der Anfang sein könnte. Denn auch an anderen Obstbäumen sind unten an der Rinde deutliche Nagespuren zu erkennen. „Wir befürchten, dass der Biber auch alle anderen Bäume fällt“, sagen beide. An zwei starke Bäume hat der Rentner deshalb bereits unten einen Schutz aus Weißblech angebracht, um den oder die Nager fernzuhalten. Das Ehepaar hatte bereits im Landratsamt Bayreuth angerufen, wurde aber an die Gemeinde Speichersdorf verwiesen. Doch definitiv zuständig für Biberprobleme ist das Landratsamt.

Eine Ortseinsicht habe bisher noch nicht stattgefunden, so dass Aussagen über mögliche erfolgreiche Präventionsmaßnahmen nicht möglich seien, teilte das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Bevor als letzte mögliche Maßnahme eine Entnahme eines Bibers erfolgen könne, müssten zuvor Abwehrmaßnahmen ergriffen werden, erklärt Pressesprecherin Karen Görner-Gütling. Als erste Maßnahme wäre wohl das Verschließen des Zaunes angebracht. Des Weiteren stellt in solchen Fällen das Landratsamt den Betroffenen Estrichmatten als Verbissschutz zur Verfügung. Eine Entschädigungsmöglichkeit bestehe in Gärten grundsätzlich nicht.

Info: Das Landratsamt Bayreuth geht davon aus, dass aufgrund der Vielzahl von Biberrevieren im Landkreis ein Bestand von mehreren Hundert Tieren anzunehmen ist. Da im Landkreis nahezu alle geeigneten und auch nur bedingt geeigneten Reviere besetzt sind, spricht die Behörde von einer gleichbleibenden Tendenz an Tieren. Auf Antrag können Biber in bestimmten Bereichen und unter gewissen Voraussetzungen entnommen werden. Dies ist zum Beispiel an Kläranlagen, an Triebwerkskanälen von Wasserkraftanlagen sowie an gefährdeten Stau- und Hochwasserschutzanlagen, Deichen und Dämmen möglich. Voraussetzung hierfür ist, dass keine anderweitig zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. Im Landkreis wurden zwischen 2018 bis Oktober 2020 insgesamt 48 Biber entnommen. Hinzu kommen 42 Totfunde, einschließlich der Verkehrsunfälle. eng

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