Betriebsrätin hat 3629 zusammengezählt Überstundenberg an Pegnitzer Sana-Klinik

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Nur eine kleine Gruppe an Pflegekräften hatte die Zeit, sich an der Verdi-Aktion zum Überstundenberg zu beteiligen. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Zwei Geburten, fünf Neuaufnahmen, ein Notfall-EKG – die Pflegekräfte an der Sana Klinik hatten Donnerstagmittag kaum Zeit für Protest. Nur ein kleines Grüppchen von Pflegekräften beteiligte sich an der bundesweiten Verdi-Aktion „Aufstehen für die Pflege“. Und auch diese Wenigen waren auf dem Sprung, mussten zurück zu ihren Patienten – keine Zeit, um auf ihren Überstundenberg hinzuweisen.

 
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Betriebsratsvorsitzende Barbara Krausch hat die Überstunden des gesamten Personals zusammengezählt. 3629 sind es bei den rund 70 Pflegekräften momentan. „Krankheitsfälle, Schwangerschaften, Übergang in die Rente“, zählt sie die Hauptgründe dafür auf. Die meisten kommen auf den Stationen bei Gynäkologie, Chirurgie, Innere und Orthopädie zusammen. Einige sind es aber auch bei der Anästhesie, Endoskopie oder an der Pforte. „Wir kommen zwar langsam von den Überstunden runter, aber es sind noch immer viele“, sagt sie. Unter 100 wären optimal, aber das ist nicht zu schaffen.

Zwei Stellen sind ausgeschrieben

„Wir brauchen mehr Pflegekräfte“, betont die Betriebsratsvorsitzende. Es sind auch zwei Stellen ausgeschrieben und die vier Pflegeschüler werden übernommen. Aber es kommen bis Jahresende welche dazu, die aus Altersgründen ausscheiden. Grundsätzlich sei die Situation in allen Häusern ähnlich, in einem relativ kleinen wie in Pegnitz falle es aber mehr ins Gewicht. Trotzdem werde geschaut, dass die Überstunden abgebaut werden. Sie würden zwar nicht verfallen, aber eine komplette Bereinigung sei nicht möglich, sagt Krausch. Von der Verdi-Aktion erhofft sich die Betriebsratsvorsitzende, Aufmerksamkeit auf die Situation in der Pflege zu erreichen. „Vielleicht sieht so auch jemand, dass wir noch Arbeitskräfte suchen“, hofft sie. Ein wesentlicher Grund für die vielen Überstunden sei die Zunahme an Bürokratie. Mittlerweile entfallen hier darauf rund 40 Prozent, nur 60 Prozent bleiben für die Pflege übrig. „Wir nehmen uns aber trotzdem Zeit für den Patienten, der Kontakt ist noch persönlicher, als in großen Häusern“, sagt die Betriebsratsvorsitzende. Insgesamt höre man von der Überstundenproblematik in der Pflege zu wenig, hat sie festgestellt. „Wenn die Metaller auf die Straße gehen, kriegt das jeder mit. Aber das können wir nicht. Wir können nicht einfach die Maschinen ausschalten.“

Rinsche nennt keine Zahlen

„Die Tarifpartner Sana und Verdi haben schon länger in den Tarifverträgen vereinbart, dass Überstunden binnen drei Monaten abgebaut werden müssen“ – so steht es in der offiziellen Pressemitteilung der Pegnitzer Sana Klinik. Genaue Zahlen will Geschäftsführerin Petra-Marié Rinsche gestern auf Kurier-Nachfrage nicht nennen. Nur, dass die Zahl der Überstunden seit Mitte 2013 um gut 15 Prozent gesunken sei. Von wie viel? Das will Rinsche nicht sagen. „Ich weiß nicht, wo die Betriebsrätin ihre Zahlen herhat“, sagt sie. Sie unterstreicht, dass man um Abbau bemüht sei. „Aber es müssen mehr Pflegekräfte her“, so Rinsche. Mit der Übernahme der vier Schüler und den zwei Stellenausschreibungen sei das große Leck nur ansatzweise gefüllt. Überstunden abbauen und neue Stellen schaffen – nur so sei dem Problem zu begegnen. Auch Rinsche betont, dass man versuche, bis Jahresende mit den Überstunden auf Null zu kommen, und auch wenn das nicht gelinge, würden sie nicht verfallen. Probleme mit der gesundheitlichen Situation der Pflegekräfte durch die vielen Überstunden hat die Geschäftsführerin nicht festgestellt. „Die Krankenquote ist gleich geblieben“, sagt sie.

Privatleben leidet

Dass die Pflegekräfte wegen der vielen Überstunden schon resignieren, beweist die Äußerung der jungen Krankenschwester, die es zurzeit auf über 90 Überstunden bringt. „Es ist halt so“, sagt sie schulterzuckend. Aber das Privatleben leide schon massiv darunter. Ihr Kollege nickt bestätigend mit dem Kopf. Er hat 32 Überstunden.

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