Beim Publikum werden Erinnerungen an die Fab Four wach Einig in der Nostalgie-Welle: Beatles-Musical in der Stadthalle

Von Michael Weiser
 Foto: red

Bei „Yesterday – The Beatles Musical“ erlebten die Zuschauer in der Bayreuther Stadthalle eine sentimentale Reise in eine Zeit, die als die goldene Epoche der populären Musik gelten darf. Im Publikum war auch unser Reporter Michael Weiser. Er erlebte den Abend mit gemischten Gefühlen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

John Lennon war der schnoddrigste der Vier. Er konnte schon mal sein Publikum zum Mitklatschen auffordern, indem er die Menschen „auf den billigen Plätzen“ bat, von ihren Händen Gebrauch zu machen. Die Herrschaften auf den oberen Rängen hingegen könnten ja mit ihrem Schmuck im Takt mitklimpern.

Nun, Ränge findet man auch in der Stadthalle, hingegen ist bei „Yesterday – The Beatles Musical“ von Standesunterschieden wenig zu spüren. Das Publikum: fast durch die Bank gesetzten Alters, es überwiegen die Freunde der Musik, die 1980 alt genug gewesen sind, um die Nachricht von den tödlichen Schüssen auf John Lennon als Schock registriert zu haben. Und alle sind gekommen, um eine sentimentale Reise anzutreten. In eine Zeit, die als die goldene Epoche der populären Musik gelten darf.

Die Beatles mit ihren Hunderten von Millionen verkaufter Schallplatten, mit ihren Hunderttausenden von Fans, mit der Begeisterung, die sie weltweit auslösten, gelten als größte Band aller Zeiten. Und wenn sie von Liebe und Revolution sangen, dann holten sie diese Begriffe aus dem Reich der Vorstellung in die Realität. Ja, so war das. Zumindest in der Erinnerung.

Es hätte also den meisten Besuchern genügt, wären die Beatles-Darsteller der Silver Beatles zu einem bloßen Tribute-Auftritt, zu einer konzertanten Ehrung der Fab Four auf die Bühne der Stadthalle gekommen. Denn das machten die Vier so schlecht nicht. Vor allem bei den Songs der frühen Phase, im Beat, fühlte man die Silver Beatles zu Hause.
Komplizierter wurde es bei Songs wie „A Day in the Life“: Hatten die Vier Probleme mit den Monitor-Boxen? Jedenfalls war die Silber-Version der Beatles da nicht immer dicht beisammen. Und „All you Need is Love“ mit Bläser-Samples vom Synthesizer zu begleiten, hatte schon was von Kirmes-Beschallung.

Wie gesagt, schlecht machten es die Vier dennoch nicht. Vollkommen überflüssig war hingegen der Versuch, diesen Auftritt durch die Geschichte eines jungen Mädchens und ihres stockkonservativen Vaters zum Musical aufzupeppen: Die hölzernen Dialoge, die fadenscheinige Handlung, die die Beatles noch lange nach dem tatsächlichen Ende ihrer Konzerttätigkeit auf die Bühne führte, hätte man nicht gebraucht.

Das Unterfangen, die größte Band aller Zeiten, die Combo aller möglichen Rekorde auf Bayreuther Stadthallenformat einzukochen, hat schon etwas Verwegenes. Man stelle sich vor, da hüllt sich einer in einen Brokatrock, spielt Mozart-Sonaten auf dem Flügel und behauptet, Wolfgang Amadé zu sein . . . Warum das mit den Beatles klappen soll (und tatsächlich oft genug klappt), bleibt ein Rätsel.

Wahrscheinlich bleibt die Band so lange halbwegs lebendig, so lange noch Menschen leben, die sie live gehört haben. Wir haben in der Stadthalle einen fernen Widerhall einer fernen Epoche gehört. Ins Heute war „Yesterday“ natürlich nicht zu transportieren.