Beim Podiumsgespräch in der Helmut-Ott-Halle geht es um die „Action Directe“ Kletterfestival: Ode an „Action Directe“

Von Brigitte Grüner
Vor der "Action Directe" haben alle Kletterer höchsten Respekt. Foto: Brigitte Grüner Foto: red

Ein bisschen Angst und sehr viel Respekt hatten alle, die in den vergangenen 25 Jahren die „Action Directe“ geklettert sind. Eines wurde beim Podiumsgespräch am Freitag in der Helmut-Ott-Halle mehr als deutlich: Der stark überhängende Felsen im Krottenseer Forst ist längst zur „Ikone“ des Klettersports geworden, wie es Kabarettist Eberhard Köpf (alias „Die Erbse“) in seiner Ode an die schwierige Route ausdrückte.

 
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Der Hersbrucker Felix Knaub ist wenige Woche vor der Erstbegehung durch Wolfgang Güllich geboren. Er ist einer von wenigen Kletterern aus der Region, die das Meisterstück schafften. Als Tourist könne man leichter an die Sache herangehen, brachte es Kilian Fischhuber aus Österreich auf den Punkt. Als „Local“ hingegen werde man wohl immer gefragt, warum man die „Action“ noch nicht geklettert sei.

Viele probieren es über Tage und Wochen

Ein Traum, ein wichtiges Ziel in seinem Sport war die „Action Directe“ für den Polen Adam Pustelnik, der danach Routen dieser Schwierigkeitsstufe nicht mehr ging. Sogar Ausnahmetalent Alex Megos hatte Angst und Respekt vor dem „Mythos Action Directe“. Sein Ziel war es, die Tour in einem Tag zu schaffen. Zum Vergleich: Viele probieren es über Tage oder Wochen und trainieren sukzessive an der Wand. Megos brauchte 2014 nur zwei Stunden dafür. Er ist der einzige, der mehrmals den Felsen im Waldkopf beging.

Die Bezwinger der letzten Jahre haben Videos drehen lassen und diese ins Internet gestellt. „So einfach hatte ich es nicht“, sagte Alexander Adler. Er habe sich hauptsächlich an den Erklärungen orientiert, die ihm der 1992 auf der A 9 verunglückte Güllich gegeben hatte. Einig waren sich die zehn Action-Directe-Kletterer zum Thema „Frauen“. Bislang waren nur 19 Männer auf den zwölf Meter hohen und stark überhängenden Felsen geklettert. Einige Frauen versuchen sich bereits daran. „Die Zeit wird kommen“, meint Norbert Sandner. Es gebe Kletterinnen, die schwierigere Touren gehen. Für die „Action Directe“ sei viel Kraft und Athletik nötig. Der erforderliche Sprung in ein Einfingerloch sei wohl noch das Problem. „Früher oder später schafft es die erste Frau.“

„Die Route hat ein Charisma"

Ein schönes Schlusswort sprach der Österreicher Kilian Fischhuber, fünfmaliger Weltcupsieger im Bouldern: „Die Route hat ein Charisma, und dieses wird sie auch in Jahrzehnten noch haben.“ Mit über 500 Besuchern war die Helmut-Ott-Halle, die auf zwei Dritteln geöffnet war, sehr gut besucht.

Auf der Tribüne drängten sich Alt und Jung. Im vorderen Bereich blieben nur die Stühle ganz am Rand unbesetzt. Die Kletterstars saßen entspannt auf hohen Stühlen, die aus Bouldervolumen gebaut worden waren. Weniger gut organisiert war die Anfahrt der meist auswärtigen Besucher. Bei der Vorbereitung hatte offenbar keiner der Verantwortlichen daran gedacht, ob die Parkplätze am Place de Laneuveville ausreichen. Letztendlich standen die Autos dann beidseits an der Neuhauser Straße oder in den Siedlungsstraßen.

Das sagen die lokalen Kletterer

Michael Trenz, Auerbach: Der Freitag war insgesamt ein sehr gelungener Tag. Die Boulderhalle war tagsüber gut besucht, ebenso wie die Abendveranstaltung; das festigt Auerbach in der Kletterszene. Wenn man selbst nachvollziehen kann, welche Leistung dahinter steckt, Touren wie die „Action Directe“ zu bezwingen, ist es interessant, die Erfahrungen und Erlebnisse dieser Kletterer zu hören. Es war interessant, in einer Rückblende auf die Anfänge der „Action Directe“ zu blicken und dann von der unterschiedlichen Herangehensweise der Kletterer aus zwei Generationen zu erfahren. Auch der Filmvortrag mit der Mischung aus Segeln, Klettern, Musik und Spaß in atemberaubender Landschaft war beeindruckend. Als Bergfilmer war ich darauf sehr gespannt, da ich mir Anregungen holen wollte. Ich selbst habe noch keinen Durchstieg an der „Action“ probiert, sondern bin an den daneben liegenden, leichteren Touren geklettert.

Anne Sperber, Neuhaus: Ich habe mich sehr gefreut auf die Veranstaltung in der Helmut-Ott-Halle, hoffte ich doch auf einen informativen und unterhaltsamen Abend. Meine Erwartungen wurden beim ersten Teil der Veranstaltung auf jeden Fall erfüllt. Die Interviews mit den Wiederholern der Tour waren sehr lustig, ehrlich und informativ. Beim zweiten Teil „Dodos Delight“ wäre ein deutschsprachiger Untertitel von Vorteil gewesen. Meine Begleitung aus der älteren Generation hatte leider etwas Probleme bei der Verständigung. Die „Action Directe“ scheint so einzigartig, dass Kletterer aus der ganzen Welt kommen, nur um diese Route zu klettern. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung. Ich klettere zwar selbst leidenschaftlich gerne, aber nicht in diesem Schwierigkeitsgrad. Meinen Mann habe ich vor ein paar Jahren in der Route gesichert. Das Kletterfestival war sehr vielseitig, und es wurde für jeden etwas geboten.

Holger Eckert, Auerbach: Wenn die Weltelite in Auerbach zu Gast ist, dann ist das ein absolutes Novum. Das Podiumsgespräch der Action-Directe-Begeher war absolut beeindruckend. Mir war vorher nicht bewusst, wie viel Ehrfurcht, Respekt und teils sogar Angst diese weltbesten Kletterer doch vor dieser Route hatten und noch immer haben. Auch dass bisher nur ein Wiederholer diese Route in der ursprünglichen Weise des Erstbegehers Wolfgang Güllich beklettert hat. Alle anderen sagen sogar dazu, dass es fast unmöglich ist, sie so anzugehen. Beeindruckt hat mich auch, wie lange doch gerade die ersten Wiederholer sich intensiv darauf vorbereiten mussten, um es dann endlich zu schaffen. Ich selbst gehe gerne mal zwischendurch bouldern. Da bin ich eher Anfänger. Mit zwei kleinen Kindern ist mein Freizeitprogramm im Moment etwas anders orientiert, so dass ich die Veranstaltung in Königstein wohl nicht besuchen werde.