Behörden sehen kein Vergehen Kurier-Leserin findet Kälber bei sengender Hitze in Transporter eingepfercht

Von Frank Schmälzle

Der Bayreuther Fleisch GmbH stellt das Veterinäramt der Stadt ein gutes Zeugnis aus. Der Schlachtbetrieb halte sich an die Tierschutzschlachtverordnung. Was vor dem Werkstor allerdings geschah, was der Fahrer eines Tiertransports tat, das schockiert eine Kurier-Leserin.

 Foto: Wittek

Grausame Tierquälerei oder doch nur ein vollkommen normaler Vorgang? Die Meinungen gehen weit auseinander über das, was sich an einem sonnigen Augustnachmittag vor dem Betriebsgelände des Bayreuther Schlachthofes ereignete.

 
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Die Bayreutherin nahm sich ein Herz, suchte und fand die Tiere vor dem Betriebsgelände des Bayreuther Schlachthofes. „Mit Grauen mussten wir sehen, dass ein voller Lastwagenanhänger mit 15 bis 20 Kälbern ohne Wasser in der Hitze und in der prallen Sonne abgestellt war.“ Weit und breit sei niemand zu sehen gewesen – nicht der Fahrer des Lastwagens, der den Anhänger mit den Kälbern geparkt hatte. Und auch niemand vom Personal des Schlachthofes. Karen Greim alarmierte die Polizei und das Veterinäramt der Stadt Bayreuth – dann seien die Tiere aus dem Anhänger geführt worden. Nach geschlagenen zwei Stunden, wie sie sagt.

„Wir kennen den Vorgang“, sagt Dr. Friedrich Moreth. Leiter des Veterinäramtes bei der Stadt Bayreuth. „Und wir können sagen: An diesem Tag hat es im Schlachtbetrieb keine Verzögerungen gegeben, kein Transport hat warten müssen.“ Wie Kurier-Leserin Karen Greim dann draußen vor dem Schlachthof die schreienden Kälber entdecken konnte? Auch darauf hat Moreth eine Antwort.

Schlachtkälber geladen

Tatsächlich waren im Auflieger der Zugmaschine Schlachtkälber geladen. Die Kälber in dem Anhänger des Gespanns allerdings waren nicht zur Schlachtung bestimmt. Sie sind Nutzvieh, das nur transportiert werden sollte. „Weil Nutzvieh aber aus rechtlichen Gründen nicht in einen Schlachthof gebracht werden darf, stellte der Fahrer des Transporters den Anhänger vor dem Gelände ab“, sagt Moreth.

Dass die Nutzkälber zwei Stunden lang leiden mussten, bevor sie weitertransportiert wurden, hält Moreth für unwahrscheinlich – Karen Greim allerdings bleibt bei ihrer Darstellung. Was der Chef des Veterinäramtes eigenen Worten nach mit absoluter Sicherheit sagen kann: Der Transport des Teils der Kälber, die geschlachtet wurden, war nicht zu beanstanden. „Wir sind mit unseren Amtstierärzten in dem Schlachtbetrieb präsent“, sagt Moreth. „Wir haben immer einen diensthabenden Arzt an der Rampe, der die Tiere begutachtet.“ Der hätte an diesem 1. August eine Meldung gemacht, wären Tiere in schlechtem Zustand in den Bayreuther Schlachthof gebracht worden. Oder hätte er den Verdacht gehabt, dass gegen die Tierschutzschlachtverordnung verstoßen worden sei. Eine solche Meldung gab es nicht. Und: Der Betreiber des Schlachthofes sei ausgesprochen kooperativ.

Das heißt aber nicht, sagt Moreth, dass es nicht doch ab und an zu Verzögerungen bei der Anfahrt von Tieren kommen kann. „Der Schlachthof wird von vielen Lastwagen angefahren und die Schlachtmannschaft wartet ja nicht darauf, dass da ein Transport anrollt.“

"Transporter werden sofort leergemacht“

Bei Reiner Schott, Geschäftsführer der Bayreuther Fleisch GmbH, die den Schlachtbetrieb führt, hört sich das anders an. Er schließt längere Wartezeiten von Viehlastern grundsätzlich aus. „Die Transporter werden sofort leergemacht“, sagt er. Ein Vergehen gegen den Tierschutz kann Schott für seinen Betrieb nicht erkennen. „Wir werden ja auch von Amtstierärzten überwacht“, so der Geschäftsführer. Und die hätten nichts zu beanstanden.

Karen Greim tröstet all das nicht wirklich. „Für mich bleibt es dabei: Wenn man 20 Kälber zwei Stunden lang in der sengenden Hitze und ohne Wasser in einen Anhänger pfercht, ist das einfach nicht in Ordnung.“ Statt dafür zu sorgen, dass Tiere stress- und schmerzfrei transportiert und geschlachtet werden, seien sie oft der Willkür der Menschen ausgesetzt. „Und sie gehen dabei durch die Hölle.“

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