Und wie ist die Stimmung bei der CSU? Walter Nadler sieht vor allem die knappen Mehrheitsverhältnisse in Baden-Württemberg als Problem. Da möchte ich weder bein den Regierenden sein noch bei der Opposition. Die Situation erfordert von jedem einzelnen vollen Einsatz. Bis zuletzt habe er gehofft, dass es die Mappus-Regierung noch reißen wird. Aber nach Stuttgart 21 und Fukushima hätten die Brüderle-Äußerungen schwarz-gelb den Rest verpasst. Und: Nach 58 Jahren an der Macht hatte sich bei der CDU einiges eingeschlichen. Obwohl die jüngsten Umfragen für die CSU positiv ausfielen, ist Nadler froh (Gott sei Dank), dass in Bayern keine Wahl ansteht.
Gewählt wird aus
dem Bauch heraus
Darauf ist auch Gudrun Brendel-Fischer, die Abgeordnete aus dem Stimmkreis Kulmbach, nicht scharf. Das bedenkliche Ergebnis in Stuttgart habe viele mit einem Mangel an Transparenz zu tun. Den gebe es auch in Bayern, sagt sie selbstkritisch, obwohl sich die Haltung der Fraktion seit 2008 stark verändert habe: Die Alt-Konservativen haben sich überlebt. Wenn noch der Mangel an tüchtigen Frauen behoben würde, seien die Perspektiven ganz gut. Wichtig sei, die Bildungsgeneration zurück zu gewinnen. Die sieht Brendel-Fischer derzeit eher als Grünen-Wähler.
Auch SPD-Kollege Rabenstein fürchtet den Verlust an Stammwählern. Es wird immer mehr aus dem Bauch heraus gewählt, nach der momentanen Stimmungslage. Dadurch verändere sich Politik grundlegend. Dass Ministerpräsident Seehofer demnach mit seinen Meinungswechseln näher dran ist, verneint Rabenstein. Der ist unberechenbar und unglaubwürdig. Was Brendel-Fischer vehement verneint: Seehofer spielt nicht, der setzt auch um, was er sagt.