Nachdem wir nach acht Tagen Zwangsaufenthalt in Astana endlich unser Russlandvisum in den Händen hielten, sind wir ohne große Probleme über den russischen Teil des Altai Gebirges in die Mongolei gelangt. Und dort wurden wir nicht enttäuscht von der weiten, unberührten Natur des Landes. Von den endlosen Steppenlandschaften, die am Horizont von schneebedeckten Bergmassiven eingegrenzt werden.Gerade in der Mongolei angekommen, fing unser Twingo an, ernsthafte Probleme zu machen. Rückblickend lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Elektronik Ursache des Problems war – ein Problem das kein Einheimischer zu lösen vermochte. Jedenfalls ging der Motor nach einer gewissen Zeit immer wieder aus und wir waren gezwungen, hilflos auf das Wiederkehren des Startfunkens zu warten. Am Anfang fuhr das Auto meist noch 20 Kilometer und die Wartezeit betrug lediglich 20 Minuten. Jedoch verschlimmerten sich die Symptome rasant und wir bekamen Sorge, dass unser kleiner grüner Twingo eines Morgens gar nicht mehr anspringen könnte. Es wurde sogar so schlimm, dass wir lediglich 3 Kilometer pro Stunde schafften. Und das in Mitten der mongolischen Steppe und verbleibenden 50 Kilometern bis zur nächsten Stadt. Eines der vier letzten Teams
Also schliefen wir viele Tage im Auto bei bitterer Kälte und garantiert verspannten Nacken am Morgen. Schließlich schafften wir es bis zur nächsten Stadt, wo es uns am zweiten Tag gelang einen KIA Pickup aufzutreiben, der unser Auto auf seine Ladefläche lud und uns Richtung Ulaanbaatar transportierte. 700 Kilometer und einen LKW-Wechsel später fuhren wir ohne große Fanfaren oder jubelnde Menschenmassen bei Tagesanbruch in Ulaanbaatar ein. Das Ziel war erreicht.Wegen der vielen Komplikationen auf unserer Reise waren wir dann tatsächlich unter den letzten vier Teams, die es in diesem Jahr bis nach Ulaanbaatar geschafft haben. Aber immerhin haben wir es geschafft. Eine Aussicht die bereits bei Reisebeginn in Frage gestellt wurde. Von den 300 gestarteten Teams gab es vermutlich nicht mal eine Handvoll an Leuten, die weniger auf die Reise vorbereitet waren als wir. Spenden für das KinderdorfIn Ulaanbaatar angekommen wurde uns die Möglichkeit geboten, das Kinderdorf der Christina Noble Children‘s Foundation zu besichtigen, für welches wir vorab bereits Spendengelder gesammelt hatten.Das Gerdorf der Christina Noble Children‘s Foundation bietet ein zu Hause für rund 60 Kinder. Kinder, die entweder von ihren Familien missbraucht wurden oder auf der Straße gelebt haben, bevor sie in das Kinderdorf kamen. Hier bekommen sie Essen, Bildung und vor allem die Unterstützung und stabile Umgebung die ein Kind braucht, um sich zu einem gesunden Teil der Gesellschaft entwickeln zu können. Die Kinder leben im Dorf bei einer sogenannten Germutter. Diese Mütter sind meist alleinerziehend und leben zusammen mit ihrem eigenen Kind und bis zu fünf weiteren Kindern in einem der traditionellen mongolischen Rundzelte. Ermöglicht wird das alles vor allem durch die Charity-Einnahmen die jährlich von den Teilnehmern Mongol Rally erwirtschaftet werden. Luxus in der HeimatWenn man zu Hause angekommen über die Reise nachdenkt, kommt sie einem nicht länger vor, wie das große Abenteuer, das man beim Start vielleicht erwartet hätte. Vielmehr überwiegt das Wissen, dass egal wo man war, man von den Menschen gastfreundlich und herzlich empfangen wurde. Wenn es hierfür auch Ausnahmen gegeben hat, so überwiegen doch die positiven Erfahrungen und Begegnungen dieser Reise. Was man ebenfalls von solch einer Reise mitnimmt, ist das Bewusstsein, in Deutschland in einem unermesslichen Überfluss leben zu dürfen. Es ist schön wenn man nach zwei Monaten, in denen man sich ein großes Stück der Welt anschauen durfte, noch etwas von dieser Reise zu konservieren vermag und sich nicht sofort wieder in der Alltagsroutine verliert. Es ist schön wenn man morgens aus dem Haus geht und die frische Luft einatmet und man dankbar sein kann für all die Dinge die man sonst womöglich als selbstverständlich hinnehmen würde.Nach solch einer Reise weiß man es wertzuschätzen nach einem langen Tag zu Hause unter die warme Dusche steigen zu können, um sich anschließend ins gemütliche Bett zu kuscheln, während draußen der Bayreuther Herbst seinen Lauf nimmt. Fotos: Caspari